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Branchenbericht China Papier, Pappe
Hongkong (GTAI) - Das Geschäft mit Papiermaschinen lief in China 2018 für die führenden europäischen Hersteller wie geschnitten Brot. Doch die Aussichten für 2019/20 sind eher trübe.
30.08.2019
Den Papier- und Zellstoffherstellern in China geht es - zumindest in der Durchschnittsbetrachtung - nicht besonders gut. Die Nachfrage nach ihren Produkten entwickelt sich angesichts von Handelskonflikt und Digitalisierung rückläufig. Ihr mengenmäßiger Ausstoß sank 2018 nach Angaben der China Paper Association, dem nationalen Branchenverband, um 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Entsprechend gering fallen daher Investitionslaune und -fähigkeit aus. Insbesondere private Mittelständler haben kaum Zugang zu Bankkrediten und finanzieren sich überwiegend aus dem Cashflow. Hinzu kommt die Schwäche der chinesischen Währung, die im August 2019 gegenüber dem US-Dollar (US$) auf den tiefsten Stand seit über einem Jahrzehnt fiel. Dadurch werden die Bedienung ausländischer Schulden und die Importe von Fertigungstechnologie teurer.
Auf der anderen Seite verfolgt Beijing eine expansivere Geldpolitik und greift den Betrieben mit Hilfe von Steuererleichterungen, Senkungen von Sozialabgaben und Subventionen stärker unter die Arme. Banken wurden angewiesen, mehr Kredite an Mittelständler auszuleihen. Dort können die Unternehmen auch Gelder aus den staatlichen Programmen, etwa zur Modernisierung oder Erweiterung der Fertigung, beantragen. Außerdem befinden sich viele Papierfabriken in Staatsbesitz und erhalten dadurch bevorzugt Kredite.
Nach Angaben der China Paper Association investierten 2018 landesweit 50 Branchenfirmen in Maschinen zur Papierherstellung. Insgesamt wurden Anlagen mit einer kumulierten Fertigungskapazität von 1,7 Millionen Tonnen per anno angeschafft. Die meisten Unternehmen bauten ihre Kapazitäten aus und setzten dabei auf inländische Fertigungstechnologie. Nur 16 Betriebe kauften Anlagen aus dem Ausland beziehungsweise von chinesisch-internationalen Joint Ventures, die im Reich der Mitte produzieren.
Trotzdem stiegen Chinas Einfuhren von Maschinen zur Papierherstellung nach Angaben des International Trade Centre (ITC) um erstaunliche 42 Prozent auf gut 800 Millionen US$. Ein etwas längerer Zeitvergleich zeigt aber auch, dass das Plus gegenüber etwa 2014 nur bei 14 Prozent lag. Mit anderen Worten: Viele Firmen hatten in den Jahren 2015 bis 2017 anstehende Investitionen aufgeschoben und holten sie 2018 dank staatlicher Unterstützung nach.
Jahr | Wert | Veränderung |
2015 | 597,0 | -15,5 |
2016 | 514,8 | -13,8 |
2017 | 564,6 | 9,7 |
2018 | 802,9 | 42,2 |
1. Halbjahr 2019 | 205,9 | -47,3 |
*) HS-Zolltarifpositionen 8439, 8441
Quelle: International Trade Centre (ITC)
Zudem wollen insbesondere größere Unternehmen mit Hilfe von Modernisierung und Erweiterung ihrer Fertigung Druck auf kleinere Wettbewerber ausüben und damit ihren Marktanteil ausweiten. Laut Verbandsangaben konnten die zehn größten Branchenunternehmen ihren Anteil am landesweiten Papierausstoß alleine zwischen 2017 und 2018 von 40 auf 44 Prozent erhöhen.
Doch die Investitionslaune trübte sich 2019 ein. Der Handelskonflikt erweist sich als wesentlich zäher als erwartet und gewann im August des Jahres sogar noch an Schärfe hinzu. Seine Auswirkungen sind in immer mehr Industriebranchen und Regionen Chinas zu spüren. Ob es 2020 zu einer Trendwende kommt, bleibt fraglich. Viele Unternehmen stellen sich inzwischen auf einen längeren Konflikt ein.
Die Papiermaschineneinfuhren Chinas gingen gemäß ITC-Angaben im 1. Halbjahr 2019 im Vergleich zur Vorjahresperiode um 47 Prozent zurück. Vollständig erklären lässt sich ein derart starker Rückgang nicht. In der Druckindustrie - der "Schwesterbranche" mit ganz ähnlichen strukturellen und konjunkturellen Problemen - schrumpften die Einfuhren von Offsetdruckmaschinen im selben Zeitraum lediglich um knapp 7 Prozent. Es bleibt daher abzuwarten, ob sich im 2. Halbjahr 2019 der extreme Abwärtstrend bei den Papiertechnologieeinfuhren unvermindert fortsetzt.
Die Produkte deutscher Papiermaschinenbauer waren zumindest 2018 im Reich der Mitte heiß begehehrt. Sie konnten laut ITC-Angaben ihre Lieferungen in die Volksrepublik gegenüber dem Vorjahr auf rund 270 Millionen US$ nahezu verdoppeln. Doch zwischen Januar und Juni 2019 fuhren sie, wie die Konkurrenz aus Europa und Japan, hohe zweistellige Umsatzrückgänge ein.
Einfuhr von Papiermaschinen nach Lieferländern (in Mio. US$; Veränderung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in %)
Land | 2018 | Veränd. | 1. Hj. 2019 | Veränd. |
Deutschland | 270,8 | 94,0 | 51,6 | -59,2 |
Finnland | 174,6 | 93,6 | 45,3 | -41,3 |
Italien | 97,9 | 51,3 | 13,0 | -72,1 |
Taiwan | 72,1 | -3,4 | 30,3 | -13,1 |
USA | 39,0 | 34,7 | 15,0 | -19,0 |
Schweden | 33,8 | -16,1 | 7,6 | -68,1 |
Japan | 27,9 | -13,8 | 9,9 | -40,4 |
Österreich | 18,4 | 15,9 | 5,3 | -57,8 |
Quelle: ITC
Laut Branchenverband gab es 2018 besonders viele Investitionsprojekte in der Provinz Hebei. Das mag Zufall gewesen sein, denn die meisten Papierfabriken sind in den folgenden fünf Provinzen (beziehungsweise drei Großregionen) zu finden: Shandong im Norden, Zhejiang und Jiangsu im Osten sowie Guangdong und Fujian im Süden.
Provinz | Ausstoß | Veränderung |
Guangdong | 18,2 | -3,7 |
Shandong | 18,1 | -3,5 |
Zhejiang | 15,1 | -11,8 |
Jiangsu | 11,4 | -8,9 |
Fujian | 7,5 | -1,1 |
Andere | 34,1 | k.A. |
Insgesamt | 104,4 | -6,2 |
*) Papier und Pappe, ohne Pulpe oder Zellstoffe
Quelle: China Paper Association
Bezeichnung | Internetadresse | Anmerkungen |
Inter-national Trade Centre (ITC) | http://www.intracen.org (Startseite); https://www.trademap.org/tradestat/Product_SelCountry_TS.aspx?nvpm=1%7c156%7c%7c%7c%7cTOTAL%7c%7c%7c4%7c1%7c1%7c1%7c2%7c1%7c1%7c1%7c1 (Chinas Einfuhren nach Warengruppen) | Inter-nationale Handels-zahlen |
China Paper Association | http://en.chinappi.org (Startseite); http://www.chinappi.org/reps/20190508092527140869.html (Branchenbericht 2018, nur auf Chinesisch) | Nationaler Branchen-verband |
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