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Branchenbericht China Nahrungsmittel, Getränke
Beijing (GTAI) - Nirgendwo werden mehr Schweine geschlachtet als in China. Nun fürchten die dortigen Bauern die Afrikanische Schweinepest (ASP). Importe könnten eine Angebotslücke nur bedingt schließen.
27.08.2018
China ist mit einem Volumen von 53,4 Millionen Tonnen (2017) der mit Abstand wichtigste Erzeuger von Schweinefleisch weltweit. Auf das Land entfallen rund 65 Prozent der globalen Fleischproduktion. Nach leicht rückläufiger Entwicklung 2016 hat die Erzeugung 2017 und im 1. Halbjahr 2018 wieder vorsichtig angezogen. So produzierten chinesische Betriebe im 1. Halbjahr 2018 mit 40,0 Millionen Tonnen rund 1,0 Prozent mehr Fleisch als in der gleichen Periode des Vorjahres. Bei Schweinefleisch lag das Plus trotz derzeit eher niedriger Preise sogar bei 1,4 Prozent.
2017 | Veränderung | 1. Halbjahr 2018 | Veränderung | Produktionsanteil im 1. Halbjahr 2018 | |
Gesamt, darunter: | 84,3 | 0,8 | 40,0 | 0,9 | 100 |
.Schweinefleisch | 53,4 | 0,8 | 26,1 | 1,4 | 65,4 |
.Geflügelfleisch | 7,3 | 1,3 | 2,8 | 1,1 | 7,0 |
.Rindfleisch | 4,7 | 1,8 | 2,0 | 1.0 | 5,0 |
.Schaf-/Ziegenfleisch | 19,0 | 0,5 | 9,0 | -0,7 | 22,6 |
*) Unternehmen mit einem Mindestjahresumsatz von 20 Mio. RMB.
Quelle: Nationales Statistikamt NBS (National Bureau of Statistics)
Vor allem aufgrund der höheren Schweinefleischerzeugung im Inland bei niedrigem Preisniveau ging die Nachfrage nach Importware auf 1,2 Millionen Tonnen zurück (-24,7 Prozent). Am stärksten betroffen waren Lieferanten aus Deutschland, die überdies zeitweise unter einer Importsperre litten. Sie mussten einen Einbruch von 38,4 Prozent auf 0,2 Millionen Tonnen verkraften. Deutschland hatte 2016 noch die Position des Hauptlieferanten für Schweinefleisch eingenommen. Diese hatte 2017 Spanien übernommen.
Zwar landet Schweinefleisch - in Relation zu anderen Fleischarten gesehen - trotz generell steigendem Fleischkonsum seit Jahren seltener auf chinesischen Tellern. Doch nach wie vor ist Schwein vor Huhn, Rind oder Schaf unangefochten die Nummer eins. Je nach Quelle wird der Pro-Kopf-Verbrauch mit 30 bis 40 Kilogramm angegeben.
Ausgesprochen groß ist derzeit in China die Sorge vor den Folgen eines Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Die Tierseuche ist zwar für den Menschen ungefährlich, doch für infizierte Schweine immer tödlich. Die Übertragung erfolgt laut Friedrich-Loeffler-Institut über direkten Kontakt mit infizierten Tieren, die Aufnahme von Speiseabfällen und Schweinefleischerzeugnissen oder indirekt über kontaminierte Kleidung, Fahrzeuge, landwirtschaftliches Gerät etc. Impfstoffe oder wirksame Arzneimittel sind bislang unbekannt. Ist ein Tier erkrankt, muss deshalb der gesamte Bestand getötet werden.
Das ursprünglich auf afrikanische Länder beschränkte hochansteckende Virus wurde laut dem deutschen Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft 2007 erstmals in Georgien gemeldet und von dort in die Nachbarländer eingeschleppt. Seither treten immer wieder Fälle unter anderem in Russland und anderen ost- und mitteleuropäischen Staaten auf. Über die Ukraine, die baltischen Staaten, Ungarn, Tschechien und Polen wanderte die ASP in den letzten Jahren kontinuierlich westwärts und rückte damit auch immer näher an Deutschland heran.
China meldete am 1. August 2018 den ersten ASP-Fall an die Weltorganisation für Tiergesundheit OIE (World Organisation for Animal Health). Er trat in der Nordostprovinz Liaoning in der Nähe der Stadt Shenyang auf;. 8.000 Tiere wurden gekeult. Bislang machte das chinesische Landwirtschaftsministerium keine Angaben darüber, wie der ASP-Erreger in den Stall gekommen sein könnte. Da sich dieser jedoch weit von bekannten ASP-Verbreitungsgebieten (etwa in Russland) befindet, befürchteten deutsche Agrarexperten sofort, dass es sich nur um die Spitze eines Eisberges handeln könne - und weitere Fälle bislang schlicht nicht publiziert wurden.
Tatsächlich wurden bis Redaktionsschluss (21. August 2018) zwei weitere Fälle bekannt: In einem Schlachthaus in Zhengzhou, Provinz Henan, verendeten 30 Tiere. Sie stammten aus Jiamusi in der Provinz Heilongjiang, welche an Russland grenzt, und waren 2.300 Kilometer bis Zhengzhou durchs Land gereist.
Die Aktien der Schlachthausbetreiberfirma Shuanghui sowie seiner Muttergesellschaft WH Group, einem der größten Schweinefleischerzeuger des Landes, verloren daraufhin sofort erheblich an Wert. Über einen dritten Fall berichtete die China Daily am 18. August 2018 in Jiangsu an der chinesischen Ostküste. Im dortigen Distrikt Haizhou starben 88 Schweine an ASP.
Zwar wurden unter anderem Sperrzonen eingerichtet und über die betroffenen Betriebe Sperrzeiten verhängt. Auch betonen die zuständigen Behörden, die Situation völlig unter Kontrolle zu haben. Doch mit Blick auf das Misstrauen der chinesischen Verbraucher in die Transparenz und Effizienz staatlicher Maßnahmen könnte die Nachfrage nach lokalem Schweinefleisch drastisch zurückgehen. Als Alternativen kommen andere Fleischsorten, vegetarische Produkte oder Importschweinefleisch in Frage.
Die Frage ist - abgesehen von der Not, die ein epidemischer ASP-Ausbruch über viele chinesische Landwirte brächte - ob ausländische Hersteller gegebenenfalls entstehende Angebotslücken decken könnten. Zunächst dürfte dies jedoch ein Mengenproblem sein. Schon bei einer aktuellen Selbstversorgungsrate von rund 98 Prozent ist China die weltweit größte Schweinefleischeinfuhrnation.
HS-Position | Bezeichnung | 2016 | 2017 | Veränderung |
0201 | Fleisch von Rindern, frisch oder gekühlt | 6,8 | 6,6 | -2,9 |
0202 | Fleisch von Rindern, gefroren | 573,0 | 688,5 | 20,2 |
0203 | Fleisch von Schweinen, frisch, gekühlt oder gefroren | 1.620,2 | 1.216,8 | -24,9 |
0204 | Fleisch von Schafen oder Ziegen, frisch, gekühlt oder gefroren | 220,1 | 249,0 | 13,1 |
0206 | genießbare Schlachtnebenerzeugnisse von Rindern, Schweinen, Schafen oder Ziegen | 1.374,7 | 1.261,5 | -8,2 |
0207 | Fleisch, genießbare Schlachtnebenerzeugnisse von Hausgeflügel, frisch, gekühlt oder gefroren | 592,7 | 451,9 | -23,8 |
Summe | 4.387,5 | 3.874,3 | -11,7 |
Quelle: UN Comtrade; Berechnungen von Germany Trade & Invest
Grundsätzliche Voraussetzung, um Schweinefleisch- und Schweinefleischerzeugnisse nach China einführen zu dürfen, ist außerdem ein entsprechendes bilaterales Veterinärabkommen. Dieses liegt zum Beispiel im Falle Deutschlands nur für Schweinefleisch, aber nicht für verarbeitete Schweinefleischprodukte wie Würste vor.
Eine weitere Bedingung ist ASP-Freiheit. Für Deutschland trifft dies zwar noch zu, aber nur solange der Erreger die Grenze zu Polen noch nicht übersprungen hat. Das zu erwartende ASP-Auftreten in Deutschland hätte eine komplette Sperre deutscher Schweinefleischimporte nach China zur Folge.
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