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Branchen | China | Automobilsektor

Marktchancen Automobil- und Kfz-Teile-Produktion

Insgesamt hat sich Chinas Autobranche 2022 trotz Chipmangel und Pandemiebeschränkungen gut geschlagen. Die Nutzfahrzeuge-Produktion brach jedoch ein. 

Von Corinne Abele | Shanghai

Elektromobilität bestimmt den Markt

Selbst im schwierigen Jahr 2022 produzierte Chinas Automobilbranche mit rund 27 Millionen Fahrzeugen insgesamt 3,4 Prozent mehr als im Vorjahr 2021. Dabei bremsten seit dem Frühjahr immer wieder temporär regional begrenzte Lockdowns die Kfz- sowie die Zulieferproduktion. Hinzu kamen Engpässe vor allem bei der Versorgung mit Chips. Aber auch andere Komponenten wie Schrauben oder Stecker waren zeitweise knapp und wurden teurer. Vor allem die Preise für Ausgangsstoffe für Batterien gingen zeitweise durch die Decke.

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Die Kfz-Produktion 2022 legte vor allem aufgrund der höheren Pkw-Produktion zu, während die Herstellung von Nutzfahrzeugen (Nfz) inklusive Bussen um fast 32 Prozent einbrach. Damit folgten die Hersteller dem sinkenden Bedarf. Die Pandemiebeschränkungen setzten die Logistikfirmen finanziell stark unter Druck; Fuhrparkerweiterungen und -modernisierungen wurde bestenfalls aufgeschoben. Auch schlägt sich die Krise der Immobilienbranche auf den Bausektor und dessen Fuhrpark nieder. Angesichts prognostizierter Konjunkturerholung sowie Konsumstimuli der Regierung erwartet der chinesische Automobilverband CAAM 2023 einen deutlichen, einstelligen Produktionsanstieg. 

Im größten Kfz-Markt weltweit scheint sich eine Änderung der Kräfteverhältnisse anzubahnen. Nach jahrelanger Dominanz ausländischer, größtenteils lokal produzierter Marken, stellen chinesische Hersteller 2023 erstmals jeden zweiten chinesischen Neuwagen. Treibende Kraft dahinter ist der Siegeszug vor allem rein batteriebetriebener Elektroautos. Entsprechend finden in diesem Segment die großen Investitionen sowohl im Automobilbau als auch im Zuliefererbereich statt. 

Deutsche Automobilbauer wegen Chinaengagement zunehmend in der Kritik

Auch internationale Kfz-Hersteller haben große Investitionspläne in China. Verkündet wurden sie in der Regel, bevor sich das ganze Ausmaß schnell steigender geopolitischer Spannungen abzeichnete, zum Teil, um hohen Importzöllen auf Einfuhren aus den USA zu entgehen. Inzwischen wird das Engagement deutscher Automobilbauer sowie Kfz-Zulieferer in China zunehmend kritischer gesehen.

Dabei stehen die deutschen Branchenprimi vor der großen Herausforderung, sich verstärkt im chinesischen Markt zu engagieren (um keine weiteren Marktanteile zu verlieren), gleichzeitig jedoch das chinabezogene Risiko insgesamt zu reduzieren. Eine gängige Antwort ist bisher die Lokalisierung nicht nur von Produktion und Zulieferung, sondern zunehmend auch kundenbezogener Innovation. Damit sollen spezifische Risiken auf China beschränkt bleiben, um das internationale Geschäft möglichst wenig zu beeinflussen. Investiert wird neben dem Bereich der Elektromobilität in das Segment autonomes Fahren.

„In China, für China“

So gab beispielsweise Volkswagen im Oktober 2022 bekannt, rund 2,4 Milliarden Euro in ein Joint Venture zwischen seinem Software-Tochterunternehmen CARIAD mit dem chinesischen Unternehmen Horizon Robotics zur Softwareentwicklung im Bereich autonomes Fahren zu investieren; noch im 1. Halbjahr 2023 soll es umgesetzt werden. Damit, so ist im Online-Newsroom von Volkswagen zu lesen, stärke der Konzern seine Entwicklungskompetenz „in China, für China“. Eine Übertragung vor Ort entwickelter Technologien auf andere Märkte, so zitiert die Industrie-Plattform AutomotiveIT den China-Vorstand von VW, Ralf Brandstätter, sei zunächst nicht vorgesehen.

Auch der Technologiekonzern Bosch plant, in den nächsten zehn Jahren laut Autohaus.de weitere 950 Millionen Euro in sein Entwicklungszentrum in Suzhou in der Provinz Jiangsu zu investieren. Entwickelt und produziert werde dort zu 80 Prozent für den chinesischen Markt. Um die restliche Welt zu bedienen, werde der Standort nicht benötigt, so Bosch-Chef Stefan Hartung auf Autohaus.de.

BMW erweitert Standort in Shenyang

Laut der Website BMW BLOG sind die Produktionskapazitäten von BMW in der Region Shenyang mit 830.000 Fahrzeugen pro Jahr die größten innerhalb des Automobilkonzerns. Und BMW investiert weiter. Unter anderem erhielt das Unternehmen Anfang 2022 die Genehmigung, ihre Beteiligung am vertraglich bis 2040 laufenden Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Automobilhersteller Brilliance für rund 3,6 Milliarden Euro auf 75 Prozent zu erhöhen. In seinem Joint Venture mit Great Wall in Zhangjiagang, Spotlight Automotive, in der Provinz Jiangsu plant BMW bereits 2023 zwei elektrische MINI-Modelle zu produzieren. 

Während internationale Automobilhersteller und Kfz-Zulieferer im Rahmen ihrer Risikostrategie ihren Fußabdruck im Reich der Mitte vertiefen (um unabhängiger von Importen zu werden), drängen chinesische Autobauer und Zulieferer im Zuge ihrer Risikostrategie wiederum ins Ausland, vor allem in die südostasiatische Region. So wollen sie verhindern, dass ihre globalen Ambitionen durch steigende Marktbarrieren für Produkte „made in China“ ausgebremst werden.

Chinesische Erstausrüster investieren in Staatenverbund Südostasiatischer Nationen

So verkündete Mitte Januar 2023 BYD, ein Werk für Elektroautoteile in Vietnam für über 250 Millionen US-Dollar zu bauen. Die Teile sollen dann auch an das neue BYD-Werk in Thailand geliefert werden, das im Herbst 2022 von der thailändischen Investitionsbehörde mit einem Investitionsvolumen von rund 490 Millionen US-Dollar genehmigt wurde.

Auch deutsche Autobauer und Kfz-Zulieferer verfolgen die Aktivitäten ihrer chinesischen Konkurrenten im südostasiatischen Raum aufmerksam. Gemeinsam mit der Eskalation der geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China durch immer mehr Wirtschaftssanktionen beschleunigen Freihandelsabkommen wie das Regional Comprehensive Economic Partnership Agreement die Arbeitsteilung in der Region. Deutsche Firmen erwägen ebenfalls vermehrt Investitionen im Raum der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) – ohne jedoch die China-Präsenz aufzugeben.

Wichtige Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in China

Vorhaben

Investitionssumme (in Mio. US$)*)

Projektstand

Anmerkung

Neues Produktionswerk der NEV-Schlüsselkomponenten von BYD in Dongguan (Provinz Guangdong)

961,5

Baubeginn vor 04.01.2024
Fertigstellung vor 04.01.25

Jährlicher Produktionswert von NEV-Motoren: 2.515 Mio. US-Dollar (US$)

Batteriewerk von EVE in Jingmen (Provinz Hubei)

1.598

Unterzeichnung des Investitionsvertrags am 01.02.23

Jahreskapazität: 60 Gigawattstunden

Neues NEV-Produktionswerk von Dongfeng Motor in Xiangyang (Provinz Hubei)

785,5

Unterzeichnung des Rahmenvertrags am 02.02.23

Bis Ende 2028, kumulierte Fahrzeugverkäufe von 6.656,4 Mio. US$ und kumulierte Teileverkäufe von 4.219 Mio. US$

Erweiterung des Batteriewerk von BMW in Shenyang (Provinz Liaoning)

1.479

Unterzeichnung des Investitionsvertrags am 11.11.22

k. A.

Altbatterie-Recycling und Batterie-Materialwerk von CATL in Foshan (Provinz Guangdong)

3.521

Investitionsankündigung am 30.01.23

Recycling-Kapazität: 0,5 Mio. Tonnen Altbatteriematerial

* geschätztes Investitionsvolumen; Umrechnung zum Monatsendkurs Januar 2023 der Deutschen Bundesbank: 1 RMB = 0,15 US DollarQuelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2023

(Stand Februar 2023)

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