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Branchen | China | Möbel

Nachfrage nach Möbeln in China schwächt sich ab

Die Konsumenten halten sich zurück, das Hotelgewerbe schiebt Projekte auf und im Wohnungsbau stehen die Zeichen auf Abkühlung. Bestimmte Möbelsparten wachsen trotzdem kräftig.

Von Roland Rohde | Hongkong

Chinas Konsumlaune hat sich stark eingetrübt. Das wirkt sich auch auf die Nachfrage nach Möbeln und Einrichtungsgegenständen aus. Zwar schloss der Möbeleinzelhandel 2021 mit einem zweistelligen Umsatzplus von 14,5 Prozent ab und hatte damit das Vorkrisenniveau deutlich überschritten. Doch zumindest für das 1. Halbjahr 2022 ist wieder mit herben Absatzrückgängen zu rechnen. Dafür ist vor allem das Wiederaufflackern der Covid-Pandemie verantwortlich.

2022 wird es verstärkt zu Lockdowns und Reisebeschränkungen in China kommen. Für die Konsumkonjunktur ist das Gift.

Viele Landeskenner rechnen für 2022 mit einer Verschlechterung der Situation. Die Regierung wird vermutlich ihre Null-Covid-Politik beibehalten müssen.

Einzelhändler verbuchten 2021 weniger Umsatzplus 

Im Laufe des Jahres 2021 bekamen Einzelhändler bereits die geringere Nachfrage zu spüren. Laut dem nationalen Statistikamt NBS war der Umsatz mit Regalen, Kleiderschränken, Küchen und Co. im 1. Quartal 2021 noch um über 50 Prozent auf Jahresbasis gestiegen. Doch anschließend flachte sich die Wachstumskurve stark ab. Im Dezember 2021 war die Veränderungsrate im Vergleich zum Vorjahresmonat bereits im negativen Bereich angekommen.


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Hotels fragen weniger Möbel nach

Nachfrage generieren nicht nur die Haushalte, sondern auch das Beherbergungsgewerbe. Aufgrund der Grenzschließung kommen aber seit zwei Jahren keine internationalen Besucher mehr ins Land. Die Anzahl der Inlandstouristen hatte sich 2020 aufgrund von Reisebeschränkungen mehr als halbiert und 2021 nur leicht erholt. Die Hotelketten stellen ihre Neubauprojekte teils zurück. Auch die Nachfrage der Kraftfahrzeugindustrie nach Sitzen schwächelt. Der Pkw-Absatz leidet wie überall auf der Welt unter dem Halbleitermangel.

Ein Großteil der gekauften Branchenwaren wird im Land selbst hergestellt. Die Volksrepublik ist der mit Abstand größte Möbelhersteller und -exporteur der Welt. Die Importnachfrage fällt relativ gering aus. Im Jahr 2021 legten die Einfuhren von Einrichtungsgegenständen (einschließlich Bettausstattungen und Lampen) laut Angaben des chinesischen Zolls um gut 10 Prozent auf 3,2 Milliarden US-Dollar (US$) zu.

Deutschland wichtiger Möbellieferant  

Italien und Deutschland sind für China traditionell die bedeutendsten Möbellieferanten. Sie bedienen vor allem das Luxussegment. In der mittleren Preisklasse greifen chinesische Konsumenten auf Importe aus Mitteleuropa beziehungsweise Asien zurück. Die Brancheneinfuhren "made in Germany" stiegen 2021 gegenüber dem Vorjahr um 6 Prozent auf rund 430 Millionen US$. Küchenmöbel machen traditionell einen Gutteil der Lieferungen aus.

Insofern ist Deutschland auch besonders anfällig für die einsetzende Abkühlung der Immobilienkonjunktur. Die Krise des Evergrande-Konzerns hat in der Wohnungssparte eine Abwärtsentwicklung in Gang gesetzt, die noch länger anhalten dürfte. Die Anzahl der Neubauprojekte geht bereits zurück und die Häuserpreise bröckeln.


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Kunden fordern Umweltfreundlichkeit und Spezialanfertigungen

Laut einer Umfrage des Hong Kong Trade Development Council (HKTDC) von 2021 zeigen chinesische Konsumenten ein hohes Interesse an der Umweltverträglichkeit und Materialeigenschaft sowie am Design. Insbesondere jüngere Konsumenten lassen ihre Möbel vorzugsweise speziell anfertigen. Dieser Markt wachse jährlich um etwa 20 Prozent. Immer mehr Hersteller kooperieren mit den großen Baugesellschaften, um zusammen Einbaumöbel zu entwickeln.

Viele Kunden lieben speziell angefertigte Möbel. Dazu arbeiten die Hersteller eng mit den Baufirmen zusammen.

Der Gartenmöbelmarkt wächst stark, bleibt aber absolut betrachtet äußerst klein. Sogenannte Smart Möbel – mit moderner Informations- und Telekommunikationstechnik kombinierte Einrichtungsgegenstände – erfreuen sich ebenfalls einer stark zunehmenden Beliebtheit. Für 2022 prognostiziert der HKTDC ein entsprechendes Marktvolumen von rund 25 Milliarden US$. Auch im Kindermöbelsegment besteht ein hohes Wachstumspotenzial. Zwar geht die Geburtenrate in China stark zurück, doch pro Kind gibt man mehr aus.

Möbelgroßmärkte gewinnen an Beliebtheit

Einrichtungsgroßmärkte und auf Möbel spezialisierte Einkaufsviertel haben stark an Beliebtheit gewonnen. Für Anbieter hochwertiger Importmöbel bieten sich exklusive Outlets in edlen Einkaufszentren an. Der E-Commerce spielt zwar zunehmend eine Rolle und gewinnt an Bedeutung durch coronabedingten Lockdowns. Allerdings wollen die meisten Kunden ihre Küche oder Wohnzimmerausstattung vor dem Kauf noch einmal live begutachten. Daher ist eine hybride Absatzstrategie mit Online-Auftritt und Ausstellungsräumen - sogenanntes O2O-Business - empfehlenswert.

Fachmessen finden in China zwar wieder statt, doch die internationale Beteiligung ist viel geringer als zu Vorkrisenzeiten. Lediglich im Land ansässige Ausländer können teilnehmen, da die Grenzen weitgehend dicht sind. Es ist damit zu rechnen, dass erst 2024 eine quarantänefreie Einreise aus Europa möglich sein wird. Daher bietet sich der digitale Messebesuch als Ersatzlösung an.

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