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Branchenbericht Finnland Tiefbau, Infrastrukturbau
Tallinn (GTAI) - Das Großprojekt "Rail Baltica", das Estland, Lettland und Litauen bis 2026 an das westeuropäische Schienennetz anschließen soll, bietet auch deutschen Unternehmen gute Geschäftschancen. Aktuell befindet sich das Projekt in der Designphase. Obwohl der Bau der ersten Abschnitte erst 2019 startet, wird schon jetzt über eine milliardenschwere Tunnelverlängerung von Tallinn nach Helsinki diskutiert. Dabei ist die EU-Finanzierungszusage für die Rail Baltica nach 2020 unklar. (Kontaktadressen)
14.05.2018
Das von der EU kofinanzierte "Rail Baltica"-Schienenprojekt ist nicht nur ein logistisches Projekt von europäischem Maßstab, sondern auch ein attraktives Geschäft für Unternehmen aus ganz Europa. Nach den vor kurzem veröffentlichten Informationen von RB Rail AS flossen von den insgesamt bisher knapp 11 Millionen Euro erteilten Aufträgen rund 63 Prozent an Unternehmen außerhalb der baltischen Länder. RB Rail AS ist das Projekt-Joint-Venture der drei beteiligten baltischen Länder Estland, Lettland und Litauen.
Deutsche Firmen ergatterten bereits vier Aufträge im Wert von 1,3 Millionen Euro. Zu diesen Unternehmen zählt auch DB Engineering & Consulting. Die Beratungsgesellschaft entwickelt die Strategie für die achtjährige Einführungsphase sowie ein zehnjähriges Geschäftsmodell für die Betriebsphase. Insgesamt wird das Schienenvorhaben rund 5,8 Milliarden Euro kosten. Die Bauphase hat noch nicht begonnen. Folglich bestehen weiterhin große Geschäftschancen auch für deutsche Unternehmen.
Noch bis 2023 befindet sich die "Rail Baltica" in der Designphase für die technische Planung des festgelegten Streckenverlaufs. Im Verlauf dieses Jahres ist mit weiteren Beschaffungen zu rechnen. Im 4. Quartal 2018 werden Ausschreibungen für die technische Bewertung des Designs erwartet: für die Streckenabschnitte in Lettland vom Misa Fluss nach Vangazi sowie vom Misa Fluss bis nach Riga-Upeslejas, in Estland von Tallinn nach Rapla und in Litauen von Ramygala bis zur lettischen Grenze. Unter http://www.railbaltica.org/procurement/procurement-list-2018/ findet sich der Ausschreibungsszeitplan für 2018, den RB Rail AS veröffentlicht hat.
Die "Rail Baltica" ist ein europäisches Schienenprojekt, mit der erstmals die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen untereinander und über Polen an Westeuropa logistisch auf der Normalspur angeschlossen werden sollen. Damit würde sich zum Beispiel die bisher mehr als sieben Stunden dauernde Autofahrt vom estnischen Tallinn bis ins litauische Kaunas auf eine vierstündige Zugfahrt deutlich verkürzen. Die 2017 vorgestellte und von Ernst and Young angefertigte Machbarkeitsstudie rechnet für die gesamte baltische Schienenverbindung mit rund 4,7 Millionen Passagierfahrten und einem Gütervolumen von 15 Millionen Tonnen im Basisszenario für das Jahr 2026.
Die "Rail Baltica" ist als "North Sea-Baltic Corridor" ein wesentlicher Bestandteil des europäischen TEN-T-Netzwerks und wird von der Europäische Union mit einem hohen Anteil von 85 Prozent kofinanziert - so die Zusage bis 2020. Wegen zahlreicher Verzögerungen wird die "Rail Baltica" voraussichtlich erst 2026 fertiggestellt werden. Bis dahin aber reichen die Finanzzusagen aus Brüssel nicht.
Nach Einschätzung von Beobachtern ist das Projekt inzwischen soweit fortgeschritten, dass der "Point of no Return" bereits überschritten ist. Der jüngst von der EU-Kommission vorgelegte Entwurf für den mehrjährigen Finanzrahmen der EU bis 2027 lässt keine Kürzung beim "Rail Baltica"-Projekt vermuten. Sollte die EU-Kommission ihren Vorschlag eines trotz Brexit erhöhten europäischen Haushalts durchsetzen, würde ihr dies auch nach 2020 erlauben, den ursprünglich zugesagten Kofinanzierungsanteil von 85 Prozent zu erhalten.
Auf dem jüngsten "Rail Baltica Global Forum" 2018 im April in Tallinn haben Politiker aus Estland, Lettland und Litauen intensiv für ihr Projekt geworben. Die Vertreter der drei baltischen Länder betonten auch die Bedeutung einer nördlichen Verlängerung der "Rail Baltica" durch einen rund 80 km langen Unterseetunnel für den Zugverkehr zwischen Tallinn und der finnischen Hauptstadt Helsinki. Die estnische Wirtschaftsministerin Kadri Simson forderte auf dem Forum, Finnland stärker am Projekt "Rail Baltica" zu beteiligen. Passend dazu nutzten finnische Vertreter den ersten, politischen Veranstaltungstag, um ihre Pläne für den Tunnel zu unterstreichen.
Die Verbindung der beiden Hauptstädte Tallinn und Helsinki ist schon heute von großer regionaler Bedeutung, schließlich nutzten 2017 rund neun Millionen Passagiere die zahlreichen zweistündigen Fährüberfahrten. Sie machten Helsinki damit zum meistfrequentierten Passagierhafen Europas. Eine Schienentunnelverbindung würde die Reisezeit auf circa 30 Minuten reduzieren. Allerdings gehen erste seriöse Kalkulationen von Projektkosten von mindestens 13 Milliarden Euro aus.
Die nächste Möglichkeit das "Rail Baltica"-Schienenprojekt in Deutschland kennen zu lernen, bietet die Messe Innotrans vom 18.-21.9.2018 in Berlin. Das koordinierende "Rail Baltica" Joint Venture präsentiert das Großprojekt in Halle A im CityCube 221 (http://www.innotrans.de). Das nächste "Rail Baltica Global Forum" findet im Frühjahr 2019 in der litauischen Hauptstadt Vilnius statt.
Bezeichnung | Internetadresse | Anmerkungen |
AHK Baltische Staaten | http://www.ahk-balt.org | Anlaufstelle für deutsche Unternehmen |
AHK Finnland | http://finnland.ahk.de | Anlaufstelle für deutsche Unternehmen |
RB Rail AS | http://railbaltica.org/ | Koordinierendes Joint Venture von Estland, Lettland und Litauen |
Rail Baltic Estonia OÜ | https://rbestonia.ee/ | Landesgesellschaft der Rail Baltica in Estland |
Eiropas dzelzce?a linijas (EDZL) | http://edzl.lv/en | Lettische Bahngesellschaft |
AB Lietuvos gelezinkeliai | http://www.rail-baltica.lt | Landesgesellschaft der Rail Baltica in Litauen |
FinEst Link | http://www.finestlink.fi/en | Finnisch-Estnische Plattform zum Unterseetunnel zwischen Helsinki und Tallinn |
Weitere Informationen zu Finnland finden Sie unter: http://www.gtai.de/finnland.