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Branchenbericht Frankreich Land- und Forstwirtschaft, übergreifend
Paris (GTAI) - Nach einer zaghaften Erholung 2017 wird der französische Markt für Landmaschinen 2018 deutlich stärker zulegen. Das erwartet der Branchenverband Axema. Vor allem der Getreideanbau sowie Höfe, die Mischkultur und Viehzucht verbinden, könnten wieder mehr investieren. Durch verordnete Einschränkungen beim Pestizid- und Düngemitteleinsatz erhalten Smart-Farming-Lösungen Rückenwind. (Kontaktadressen)
21.05.2018
Die Umsätze der Landmaschinenhersteller sind 2017 um 1,1 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro gestiegen. Das schreibt der Verband der Landmaschinenhersteller Axema (Union des Industriels de l'Agroéquipement) in seinem jüngsten Jahresbericht. Der Verband erwartet, dass der Absatz 2018 mit einem Plus von 4,8 Prozent auf 5,3 Mrd. Euro noch stärker zulegt. Damit lässt die Branche die Schwächephase von 2016 hinter sich. Im Jahr 2016 hatten niedrige Getreidepreise und -ernten sinkende Investitionen der Landwirte verursacht. Der Absatz von Landmaschinen war um 9,9 Prozent auf 5 Mrd. Euro eingebrochen.
Die Erholung der Branche verlief in den verschiedenen Segmenten unterschiedlich. Allen voran stiegen die Zulassungen von Kompakttraktoren für Grünanlagen um 82,4 Prozent auf 7.774 Einheiten. Ein wesentlicher Grund für die gute Entwicklung ist das Verbot von Pestiziden auf öffentlichen Grünflächen, das am 1. Januar 2017 in Kraft getreten ist. Im Gegensatz dazu gingen die Zulassungen von Standardtraktoren um 0,1 Prozent auf 22.570 Stück zurück. Es wurden 2017 auch weniger Teleskoplader und Weinbau- und Obstbautraktoren verkauft. Im Weinbau hatte der Frühjahresfrost 2017 zu einem Rückgang der Verkäufe von Traktoren geführt, nach deutlichen Zuwächsen in den Vorjahren. Über alle Kategorien hinweg sind die Zulassungen 2017 um 7,5 Prozent gestiegen.
Der Verband Axema veröffentlicht Zulassungszahlen für verschiedene Maschinensegmente, die der staatlichen Zulassungsstatistik zu entnehmen sind. Diese geben nur ein sehr unvollständiges Bild des Marktgeschehens wider, da ein Großteil der Technik nicht zulassungspflichtig ist.
Zahl der Zulassungen von Landmaschinen 2017
Maschinensegment | Führende Anbieter | 2017 | Veränderung 2017/16 in % |
Standardtraktoren | John Deere, New Holland, Massey Ferguson, Claas, Fendt | 22.570 | -0,1 |
Anhänger | Rolland, Deves, Sodimac, Jeantil | 7.974 | -9,4 |
Kompakttraktoren für Grünflächen | Kubota, Iseki, Polaris, Yamaha, BRP | 7.774 | 82,4 |
Traktoren für Wein- und Obstbau | New Holland, Bobard, Tecnoma, Pellenc, Gregoire | 3.965 | -5,3 |
Teleskoplader | JCB, Manitou, Merlo, Claas | 3.403 | -14,9 |
Ballenpressen | John Deere, Class, New Holland, Lely, McHale | 2.363 | -11,0 |
Mähdrescher | Claas, New Holland, John Deere, Case IH, Deutz-Fahr | 1.276 | -30,0 |
Kreiseleggen | Lemken, Horsch, Gregoire Besson, Pöttinger, Amazone | 624 | -11,6 |
Sämaschinen für Getreide | Horsch, Sky Agriculture, Amazone, Pöttinger, Vaderstad | 271 | -3,6 |
Ladewagen | Pöttinger, Jeulin, Strautmann, Supertino, Belair | 256 | -4,5 |
Selbstfahrspritzen | Artec, John Deere, Preciculture, Hardi Evrard, Matrot | 247 | -43,1 |
Quelle: Axema
Der Verband des Landmaschinenhandels Sedima meldet für 2017 einen Rückgang des Absatzes von neuen Traktoren um 0,5 Prozent gegenüber Zuwächsen bei Gebrauchtmaschinen von 2,5 Prozent. Hierbei spielen nach Darstellung des Verbandes Steuerabzugsmöglichkeiten für die Anschaffung von Kapitalgütern eine Rolle, die bis 2015 nur für Neumaschinen galten und den Kauf durch individuelle Landwirte im Gegensatz zu Kooperativen (Cuma, Coopératives d'Utilisation de Matériel Agricole) förderten. Die Höfe hätten daher in den Vorjahren bereits in großem Umfang investiert. Im April 2017 lief eine Sonderabschreibungsmöglichkeit aus, die 2015 von Staatspräsident Emmanuel Macron, damals noch Wirtschaftsminister, eingeführt worden war. Diese galt auch für Gebrauchtmaschinen, wurde aber vor allem für Neumaschinen in Anspruch genommen. Seit Mitte 2017 hat sich vor diesem Hintergrund der Gebrauchtmarkt wieder stärker entwickelt.
Gleichzeitig gibt es für die Farmen einer Region immer mehr Möglichkeiten über Onlineportale Ausrüstungen auszutauschen und gemeinsam zu nutzen. Plattformen wie WeFarmup und VotreMachine.com wurden bereits 2015 gestartet und entwickeln sich sehr schnell. Über diese Plattformen können Landwirte Maschinen von einem Hof in der Umgebung ausleihen.
Parallel dazu entwickeln sich auch Crowdfunding-Portale wie AgriLend und Miimosa für Landwirte, die Finanzierungsmöglichkeiten für kleinere Projekte suchen. Das Potenzial für die geteilte und damit optimierte Nutzung von Geräten in der Landwirtschaft im Sinne der Sharing Economy gilt als groß.
Nach Einschätzungen des Verbandes Axema verfügen 2018 vor allem Abnehmer in der Gartenwirtschaft, Forstwirtschaft, Obstbau und Schweinezucht über die finanziellen Möglichkeiten, mehr zu investieren. Allerdings hatten diese Sparten ihre Investitionen in den vergangenen Jahren auch weniger stark zurückgefahren als etwa die Betriebe der Sparten Getreideanbau oder Höfe, die Mischanbau und Viehzucht betreiben. Hier gilt der Investitionsbedarf als hoch. Doch niedrige Getreidepreise könnten auch 2018 zu die Investitionen beschränken.
Der Verband erwartet in den kommenden Jahren zusätzliche Wachstumsimpulse durch die Entwicklung von Robotern und autonomen Maschinen als Teil des Digitalisierungstrends Smart Farming. Eine Studie des Marktforschungsunternehmens Tractica veranschlagt das Marktvolumen für Landtechnik im Jahr 2035 auf 8,3 Milliarden Euro, davon könnten rund 4,1 Mrd. Euro auf Smart Farming entfallen.
Der größte Teilmarkt, autonome Traktoren, wird nach Schätzung von Tractica 2035 einen Wert von 1,7 Milliarden Euro erreichen, gefolgt von den Sparten Milchwirtschaft und die Bodenbearbeitung mit jeweils 840 Millionen Euro. Auf Platz vier und fünf rangieren Pflanzenschutz/Düngereinsatz (460 Millionen Euro) und Dronen (115 Millionen Euro). Derzeit ist der Einsatz von Dronen für die Pestizidausbringung in Frankreich noch nicht erlaubt, obwohl er vor allem bei Steillagen im Weinbau Vorteile bieten würde. Nach Informationen von Axema ist aber der Einsatz von Melkrobotern in den letzten Jahren stark angestiegen, von 877 im Jahr 2007 auf 5.267 im Jahr 2016.
Die Regierung unter Macron stützt Investitionen in die Landwirtschaft kräftig. Etwa die Hälfte der Mittel des im September 2017 angekündigten 10-Milliarden-Euro-Investitionsplans sind für die Landwirtschaft vorgesehen. Davon fließen 3 Milliarden Euro in die Modernisierung der Betriebe, über Kredite und Kreditgarantien. Weitere 100 Millionen Euro sollen die Biogasnutzung vorantreiben. Fast die Hälfte der Mittel, 1,4 Milliarden Euro, gehen als Kredite an die Nahrungsmittelindustrie. Für Forschung und Entwicklung wurden 300 Millionen Euro angesetzt, ein Fokus liegt auf Entwicklungen, die den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduzieren.
Die Regierung hat im April 2018 ihr Ziel der Pestizidrückführung bekräftigt. Sie will den in diese Richtung zielenden staatlichen Plan "Ecophyto II" endlich durchsetzen, der lokal von zahlreichen Ausnahmeregelungen unterwandert wird. Zudem hatte die Regierung im November 2017 angekündigt, das Pflanzenschutzmittel Glyphosat binnen drei Jahren zu verbieten, nachdem die EU die Zulassung um weitere fünf Jahre verlängert hatte.
Um die Ziele des staatlichen Programms Ecophyto II, das eine Verringerung des Einsatz von Pestiziden um 25 Prozent bis 2020 und um 50 Prozent bis 2025 vorsieht, zu erreichen, müsste nach Aussagen von Axema-Vertretern etwa die Hälfte des Maschinenparks für den Pflanzenschutz in französischen Bauernhöfen erneuert werden. Wenn die Landwirte weniger stark auf Pestizide zurückgreifen können, steigt auch der Bedarf an Technik zur Bodenbearbeitung.
Weitere Informationen zu Frankreich finden Sie unter http://www.gtai.de/frankreich
Bezeichnung | Internetadresse | Anmerkungen |
AHK Frankreich | http://frankreich.ahk.de | Berät beim Markteinstieg in Frankreich |
Union des Industriels de l'Agroéquipement (Axema) | http://www.axema.fr | Verband der Landtechnikindustrie |
Sedima | http://www.sedima.fr | Verband des Landmaschinenhandels |