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Branchen | Frankreich | Gesundheitswesen

Rahmenbedingungen und Marktzugang

Pharmaunternehmen beklagen die niedrigen Erstattungssätze für Medikamente. Die Sozialversicherung aber muss sparen. Dennoch will die Regierung den Standort Frankreich voranbringen.

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

Durch das große Gewicht der öffentlichen Gesundheitsfürsorge ist die Rückerstattungsfähigkeit von Gesundheitsprodukten entscheidend. Frankreich gilt als schwieriger Markt für die Erstattung von Medizintechnik und Arzneimitteln.

Nach verschiedenen Studien dauert es in Frankreich deutlich länger, bis ein Produkt in die Listen für eine Rückerstattung im Rahmen der Sozialversicherung aufgenommen wird. Zwischen Zulassung eines Medizinprodukts und seiner Verfügbarkeit auf dem französischen Markt vergehen laut dem W.A.I.T.-Indikator 2021 der European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations in Frankreich 497 Tage. In Deutschland sind neue Medikamente im Durchschnitt 133 Tage nach Zulassung auf dem Markt. 

Entsprechend werden weniger Medikamente frühzeitig in Frankreich auf den Markt gebracht und innovative Präparate stehen den Patienten erst später zur Verfügung als in anderen Ländern. Auch die Forschungsabteilungen in der Industrie blicken zunächst auf ausländische Märkte, um innovative Produkte auf den Markt zu bringen. Steigende Energiekosten, Inflation und Zinsen in Frankreich erschweren Ansiedlungsentscheidungen französischer und ausländischer Pharmaunternehmen zusätzlich. 

Schnellere Rückerstattung nach deutschem Muster

Im Rahmen eines Programms zur Forschungsförderung Plan innovation santé 2030 hat die Regierung im Juli 2021 Anpassungen vorgenommen, um den Standort Frankreich für die Forschung und für Investitionen in der Pharma- oder Medizintechnikindustrie attraktiver zu machen. Innovative Produkte können nunmehr bereits für eine Rückerstattung zugelassen werden, wenn ihr Nutzen von der obersten Gesundheitsbehörde HAS (Haute autorité pour la santé) bescheinigt worden ist und noch vor dem Abschluss der Preisverhandlungen. Nach den Worten des Präsidenten Macron, werde so ein Verfahren wie in Deutschland eingeführt. Zuvor mussten in der Regel die Preisverhandlungen abgewartet werden.

Krankenhäuser können zudem ab dem 1. Januar 2022 leichter auf innovative Produkte mit hohem therapeutischen Nutzen zurückgreifen, auch wenn diese sehr teuer sind. Insgesamt soll die Aufnahme in den Erstattungskodex im Rahmen der Sozialversicherung beschleunigt werden auf unter 180 Tage. 

Erstattung von telemedizinischen Dienstleistungen noch in Arbeit

Digitale Sprechstunden sind seit dem 1. Oktober 2022 im Rahmen von nunmehr 70 Prozent rückerstattungsfähig. Auch die Fernüberwachung und Fernbetreuung (télésurveillance) durch Ärzte wird seit 2022 innerhalb eines restriktiven Rahmens bislang auf vorläufiger Basis rückerstattet werden. Eine endgültige Regelung zur Kostenübernahme wird nicht vor Juli 2023 in Kraft treten.

Weitere Anpassungen sollen die Relokalisierung der Produktion in Frankreich und Europa attraktiver machen. Die Pharmaunternehmen des Landes jedoch leiden nach eigenen Angaben unter den niedrigen Erstattungspreisen, die eine Rentabilität von Medikamenten auf dem französischen Markt beeinträchtigen. Zumindest für den Finanzplan 2023 (den Projet de loi de financement de la sécurité sociale) konnte der Protest der Branche ein offenes Vergabeverfahren für Standardmedikamente abwehren. In Frankreich produzierende Unternehmen befürchten, durch ein solches Verfahren gegenüber günstiger produzierenden Ländern wie China und Indien ins Hintertreffen zu geraten. 


Öffentliche Beschaffungen können zentral auf den staatlichen Plattformen Place (Plateforme des achats de l'état) oder Bamp (Bulletin officiel des annonces des marchés publics) eingesehen werden.

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