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Branchenbericht Indien Solarenergie
Der Wettbewerb auf dem indischen Solarmarkt wächst. Die Branche ist in hohem Maße von Importen abhängig. Bei der Projektentwicklung liegen lokale Firmen an der Spitze.
03.06.2020
Von Boris Alex | New Delhi
Der indische Solarmarkt ist hart umkämpft. Bei Ausschreibungen durch staatliche Stellen wie National Thermal Power Corporation (NTPC) oder Solar Energy Corporation Of India (SECI) kommt der Bewerber mit den niedrigsten Tarifen zum Zug. Seit der Einführung von Rückwärtsauktionen im Finanzjahr 2016/17 haben sich die Preise pro Kilowattstunde auf knapp über 0,03 Euro nahezu halbiert. Der Druck auf die Projektentwickler ist dadurch weiter gewachsen und hat zu einer Konsolidierung in der Branche geführt. Vor allem für kleinere Marktteilnehmer wird es immer schwieriger, PV-Projekte rentabel durchzuführen.
Indien ist bei Ausrüstung für Solaranlagen in hohem Maße von Importen abhängig. Der Siliziumbedarf wird nahezu vollständig über Einfuhren gedeckt. Die Fertigung von Solarzellen und -modulen erfolgt nur zu einem sehr geringen Teil lokal. Die EAC International Consulting beziffert die Jahreskapazität bei PV-Zellen auf 3 Gigawatt und bei Modulen auf 8 bis 10 Gigawatt. Allerdings sind aufgrund der geringen Nachfrage nach lokalen Produkten weniger als 50 Prozent davon ausgelastet. Etwa 85 Prozent der verbauten Module und Zellen stammen aus dem Ausland - allein 80 Prozent aus China.
Von den seit 2015 installierten PV-Kapazitäten von 28 Gigawatt entfielen knapp 8 Gigawatt auf die vier chinesische Hersteller Trina, Risen, JA Solar und Renesolar, so eine Analyse von Bridge to India. Wichtige nicht-chinesische Lieferanten sind Canadian Solar (2,1 Gigawatt) und First Solar (1,8 Gigawatt). Die bedeutendsten indischen Hersteller waren in diesem Zeitraum Tata Power (1 Gigawatt), Waaree (0,9 Gigawatt) und Vikram Solar (0,8 Gigawatt).
Die indische Regierung will die lokale Wertschöpfung bei Solarprojekten erhöhen. So hat sie 2018 für einen Zeitraum von zwei Jahren Schutzzölle in Höhe von 25 Prozent auf Solarmodule aus China und Malaysia eingeführte. Diese wurden schrittweise auf aktuell 15 Prozent reduziert. Im Juli 2020 sollen sie ganz auslaufen. Doch selbst mit Zöllen sind die chinesischen Module meist konkurrenzfähig. Vereinzelt kommen in PV-Projekten Lokalisierungsanforderungen im Rahmen der "Domestic Content Requirement" Regelung zur Anwendung. Die führt dann aber meist zu höheren Stromgestehungskosten.
ABB führte im Zeitraum 2015 bis 2019 den Markt für Wechselrichter mit knapp 6 Gigawatt an, gefolgt von TMEIC (4,5 Gigawatt), Huawei (3,2 Gigawatt), Sungrow (2,9 Gigawatt) und Hitachi (2,3 Gigawatt) an. ABB hatte die Solarwechselrichtersparte in 2019 an FIMER verkauft.
Bei den Projektierern dominieren die indischen Unternehmen. Von den seit 2015 installierten einschließlich der in der Projektpipline befindlichen PV-Projekten mit einer Kapazität von 60 Gigawatt entfallen jeweils 5 Gigawatt auf Adani und Azure. Weitere wichtige Developer sind Acme (3,9 Gigawatt), ReNew (3,7 Gigawatt), und NTPC (3,3 Gigwatt). Größter nicht-indischer Projektierer ist SB Energy mit 3,9 Gigawatt, so die Berechnung von Bridge to India.
Meist übernehmen die Projektierer selbst die Planung, Beschaffung und Bauausführung (EPC). Knapp die Hälfte des EPC findet inhouse statt. Sterling & Wilson erhielt zwischen 2015 und 2019 die meisten externen EPC-Aufträge (3 Gigawatt), gefolgt von Tata Power (1,8 Gigawatt), Mahindra (1,7 Gigawatt), L&T (1,4 Gigawatt) und Belectric (0,5 Gigawatt).
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