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Branchenbericht Indien Nahrungsmittel, Getränke
Mumbai (GTAI) - Indien ist einer der größten Nahrungsmittelhersteller weltweit. Bislang ist der Markt für verarbeitete Nahrungsmittel auf dem Subkontinent noch relativ überschaubar, doch das Potenzial ist groß.
22.02.2019
Der Index der industriellen Produktion zeigt im Zeitraum von April bis Oktober 2018 (letzte verfügbare Daten) bei der Fertigung von Nahrungsmitteln ein Plus von 11,9 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode. Während die Ausgaben für Grundnahrungsmittel wie Maida oder Basmatireis nur leicht zurückgehen, sind diskretionäre Ausgaben für Produkte wie Zucker sowie Süßwaren und Fleisch gestiegen.
Die Festtagssaison (September bis November) um das Lichterfest Diwali herum treibt den Handel der Süßwarenindustrie kräftig an. Entsprechend steigt die Zuckerproduktion (+137,7 Prozent). Begünstigt wurde die Zuckerproduktion auch durch Subventionen seitens der indischen Regierung, was sogar zu einem Produktionsüberschuss und zu Preissenkungen im 2018 führte und somit die Nachfrage weiter ankurbelt.
Auch bei der Getränkeherstellung wurde ein Wachstum erreicht. Im Vergleich zum Vorjahr wurde ein Plus um 6,9 Prozent verzeichnet. Vor allem die Produktion von Milch (+8,7 Prozent) und Milchpulver (20,6 Prozent) ist stark angestiegen, dessen Herstellung auch mit Subventionen durch die Regierung gesteuert wurden. Kohlensäurehaltige Getränke konnten einen Zuwachs von 1,4 Prozent erzielen, und dies trotz eines erhöhten Mehrwertsteuersatzes (GST) seit dem 1. Juli 2018 von bis zu 40 Prozent.
Produktion | 2014/15 1) 2) | 2015/16 1) 2) | 2016/17 1) 2) | 2017/18 1) 2) | Apr.-Okt. 2018 |
Nahrungsmittel | 5,9 | -5,6 | -5,6 | 9,4 | 11,9 |
Getränke | 3,3 | 1,4 | -3,2 | -0,8 | 6,9 |
..Büffelfleisch - frisch, gekühlt oder gefroren, auch konserviert | -14,8 | -6,9 | -12,1 | 19,7 | 20,5 |
..Fruchtsaft einschließlich Konzentrate | 1,6 | -18,7 | -2,2 | -15,6 | 0,4 |
..Konfitüre, Gelees, Marmelade und Püree | 16,2 | -0,3 | 5,0 | -28,3 | 3,4 |
..Fruchtpulpe (besonders von Mango & Orange) | 7,6 | -4,6 | 5,3 | 4,4 | 3,8 |
..Milch (Vollmilch / Getönt / entrahmt) ob gekühlt oder nicht | 2,1 | 8,9 | 6,7 | 17,4 | 8,7 |
..Milchpulver | 16,9 | 8,4 | -9,6 | 18,1 | 20,6 |
..Maida (Weizenmehl, fein gemahlenen, raffiniert, gebleicht) | 5,6 | 2,1 | -2,0 | -0,3 | -3,0 |
..Basmati-Reis | 4,4 | -18,3 | -12,1 | -10,6 | -1,3 |
..Reis (Ohne Basmati-Reis) | 12,9 | -38,4 | -38,6 | 8,9 | 3,2 |
..Kekse | -4,2 | 2,0 | 3,9 | 1,1 | 1,0 |
..Zucker | 12,2 | -1,2 | -29,2 | 51,5 | 135,7 |
..Schokolade und Kakaopulver | -8,9 | 10,2 | -0,3 | 1,7 | 2,3 |
..Instant-Fertigmischungen | 10,1 | -24,2 | 27,5 | 15,6 | 14,1 |
..Tee | -1,0 | 3,0 | -0,9 | 5,0 | 5,4 |
..Kohlensäurehaltiges Wasser / Erfrischungsgetränke (einschließlich Erfrischungsgetränke) | 2,1 | -14,2 | -4,8 | 0,6 | 1,4 |
..Tafelwasser | -7,2 | -2,2 | -9,7 | -9,5 | -5,0 |
1) Finanzjahr 1. April bis 31. März; 2) Base Year 2011-12
Quelle: Centre for Monitoring Indian Economy (CMIE), Januar 2019
Der Markt für verarbeitete Nahrungsmittel in Indien ist bislang sehr klein, circa sechs bis zehn Prozent der gesamten landwirtschaftlich erzeugten Produkte werden bisher weiterverarbeitet. Entsprechend groß ist das Potenzial: Eine wachsende Mittelschicht, steigende Einkommen, weiter zunehmende Urbanisierung und eine immer stärkere Verbreitung moderner Handelsstrukturen lassen die Nachfrage nach modern verarbeiteten und verpackten Nahrungsmitteln steigen. Experten prognostizieren einen Anstieg der Ausgaben für weiterverarbeitete Nahrungsmittel in Indien von circa 60 Milliarden im Jahr 2017 auf 180 Milliarden US-Dollar (US$) im Jahr 2020.
Die Lebensmittel- und Verpackungsindustrie spielt eine wesentliche Rolle in der indischen Wirtschaft, da sie als Bindeglied zwischen Landwirtschaft und Industrie fungiert. Immerhin beziehen schätzungsweise 70 Prozent der indischen Bevölkerung ihr Einkommen aus der Landwirtschaft. In den nächsten Jahren sollen umgerechnet rund 827 Millionen US$ in den Sektor investiert werden. Ausbau von Mega Food Parks, Kühlkettenlogistik und Special Economic Zones sollen der indischen Nahrungsmittelverarbeitung einen Aufschwung verleihen.
Weiterhin sollte die Branche von Liberalisierungsschritten seitens der indischen Regierung profitieren. Ausländische Direktinvestitionen (FDI) sind bis zu 100 Prozent mit wenigen Ausnahmen über das beschleunigte Verfahren der Automatic Route erlaubt. Seit Juni 2016 hat die Regierung in New Delhi eine weitere Lockerung von FDI-Vorschriften bekannt gegeben, die eine 100-prozentige ausländische Beteiligung am Handel von in Indien hergestellten Lebensmitteln ermöglicht. Dies gilt auch für das Online-Geschäft. Der Markteintritt großer, internationaler Lebensmittelhändler sollte sich dadurch um ein erhebliches erleichtern.
Der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten: Die ersten großen internationalen Supermarktketten haben bereits große Projekte angekündigt. Der US-Einzelhandelskonzern WalMart will beispielsweise 20 Cash-and-Carry-Supermärkte bis 2022 eröffnen und bis 2030 weitere 50 Filialen hinzufügen. Das Unternehmen betreibt in neun Bundesstaaten 21 Cash-and-Carry-Märkte unter der Marke "Best Price".
Zahlreichen indischen Nachrichtenagenturen zufolge soll Amazon zusammen mit der indischen Private-Equity-Firma Samara Capital, die Supermarktkette More für umgerechnet circa 581 Millionen US$ erwerben. Die Einzelhandelskette von More besteht aus 523 Supermärkten und 20 weiteren Megastore-Supermärkten und ist damit eine der größten Supermarktketten in Indien. Dabei soll Amazon eine Beteiligung von 49 Prozent halten und den Rest Samara Capital. Das Vorhaben wird derzeit von dem indischen Kartellamt "The Competition Commission of India (CCI)" geprüft.
Sollte die CCI dem Vorhaben ihr grünes Licht geben- könnte die Transaktion- Amazon ein wichtiges Standbein in einem der letzten großen unerschlossenen Einzelhandelsmärkte der Welt verschaffen. Der Zugang zu den Kunden, Daten und Verkaufsstellen von More könnte dazu beitragen, die Produkte besser auf die Bedürfnisse der indischen Bevölkerung anzupassen.
Besonders dynamisch entwickelt sich der Online-Verkauf von Lebensmitteln. Der Marktumsatz soll laut der Tageszeitung Forbes von einer Milliarde US$ im Jahr 2017 auf fünf Milliarden US$ bis 2020 ansteigen. Der größte indische Onlinesupermarkt Bigbasket rechnet für das laufende Finanzjahr 2018/19 (1. April bis 31. März) einen Umsatz von umgerechnet 230,9 Millionen US$, das würde einer Steigerung von 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entsprechen. Für hohe Wachstumsraten im E-Commerce-Supermarkthandel sorgen steigende Haushaltseinkommen, eine zunehmende Anzahl von Internetnutzern, eine Verbesserung der Verbindungsqualität, eine größere Auswahl an Zahlungsmöglichkeiten und ein wachsendes Produktangebot.
Mit Deutschland verbindet man im Ausland oftmals den Verzehr von Bier und Wurst. Die Vermarktung von Bier und Wurst gilt allerdings als schwierig. Die Biereinfuhr behindern unter anderem Importregularien und hohe Zölle. Bei Wurst ist das Marktpotential limitiert durch die große Zahl der Vegetarier sowie aufgrund von religiösen und generellen Vorbehalten gegenüber dem Verzehr von Rind- und Schweinefleisch.
Deutsche Lebensmittel sind in Indien vor allem in den Metropolen erhältlich, und das Angebot ist stark begrenzt. Verkauft werden sie meist in Delikatessgeschäften, in denen überwiegend Ausländer oder die indische Oberschicht einkauft. Erhältlich sind beispielsweise Teekanne, Haribo, Schogetten und Rittersport. Überwiegend werden Produkte angeboten, die durch eine mangelhafte Kühlkette, unzureichende Lagerbedingungen und lange Transport- und Lagerzeiten nur wenig beeinträchtigt werden.
Indiens Kabinett hat Ende September 2018 Subventionen genehmigt, um lokale indische Produzenten zu ermutigen, Zucker zu exportieren und die großen inländischen Lagerbestände zu reduzieren. Mindestens 5 Millionen Tonnen Zucker sollen demnach exportiert werden.
Der indische Staat subventioniert diese Ausfuhren über die hohen internen Garantiepreise für Zuckerrohr und Rohrzucker. Der Überschuss am Weltmarkt werde damit vergrößert, was zu einem Verfall des Weltmarktpreises führen könnte, befürchtet der Vorsitzende der Wirtschaftliche Vereinigung Zucker (WVZ), Dr. Hans-Jörg Gebhard und fordert von der Europäische Union ein energischeres Eintreten für faire Rahmenbedingungen. Ansonsten werde sich die kritische Lage der deutschen Zuckerwirtschaft weiter verschärfen.
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