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Branchenbericht Indien Internet-, Telekommunikationsdienste
Mumbai - (GTAI) Die Informationstechnologie ist eine der wichtigsten Industriezweige Indiens. Dienstleistungen sind der Motor für künftiges Wachstum des Sektors.
26.02.2019
Trotz globaler wirtschaftlicher Turbulenzen hat sich die indische IT-Branche im laufenden Finanzjahr 2018/19 bislang behaupten können. Ungeachtet des Brexits, einer schwer berechenbaren US-Außenpolitik sowie eines womöglich sinkenden Wirtschaftswachstums in der Europäischen Union dürften zwei Bereiche erfolgreich abschließen: Sowohl die Informationstechnologie (IT) wie auch das Business Process Management (BPM) werden dem Fachverbands National Association of Software and Services Companies (Nasscom) zufolge einen Gesamtumsatz von 182 Milliarden US-Dollar (US$) erzielen. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einer Wachstumsrate von 9 Prozent.
Dieser Erfolg verteilt sich auf zahlreiche Teilbereiche der Branche. So entfallen rund 52 Prozent des Gesamtumsatzes auf IT-Dienstleistungen, einschließlich Softwaretests, IT-Infrastrukturmanagement und Systemintegration. Etwa 20 Prozent des Umsatzes erzielen Engineering, Research & Development (ER&D) sowie Softwarepakete. Gut 19 Prozent verteilen sich auf den BPM-Bereich. Dieser umfasst seinerseits den Betrieb von Callcentern, Kundenbetreuung, Buchhaltungsdienstleistungen und logistische Unterstützung. Die restlichen 9 Prozent entfallen auf den Verkauf von Hardware.
Positiv sieht Nasscom auch auf das laufende Wirtschaftsjahr. Der Verband erwartet eine Exportsteigerung um 9 Prozent von 126 Milliarden US$ im Jahr 2017/18 auf 137 Milliarden US$ im laufenden Geschäftsjahr. Diese Prognose kam überraschend, da die IT/BPM-Branche den größten Teil ihres Exportumsatzes in den USA (62 Prozent) und im Vereinigten Königreich (17 Prozent) mit einem kombinierten Anteil von rund 80 Prozent, erzielt. Branchenkenner befürchten, dass die Unsicherheiten vor allem aufgrund der US-Außenpolitik das Wachstum des Sektors ausbremsen könnten.
Tatsächlich sieht sich die Branche neben globalen wirtschaftlichen Unsicherheiten weiteren Hürden gegenüber. Der Schwerpunkt der IT-Dienstleistungen verändert sich weltweit. Nachgefragte Dienste sind unter anderem Cloud-Lösungen, Software, Künstliche Intelligenz sowie Datenanalyse. Diese Bereiche werden der Motor für künftiges Wachstum des Sektors sein. Die Hauptbereiche der indischen IT-Betriebe - zum Beispiel die Erstellung und Verwaltung von Anwendungen - werden zunehmend automatisiert und müssen künftig mit sinkenden Erträgen rechnen.
Dies hat bereits jetzt Auswirkungen auf den indischen Arbeitsmarkt. Der indischen Nachrichtenagentur "Livemint" zufolge haben die sieben größten IT-Firmen Indiens 2017/18 mindestens 56.000 Mitarbeiter entlassen. Hierbei handelt es sich zum größten Teil um Tätigkeiten geringqualifizierter Beschäftigter. Nach einer Studie von HFS Research werden bis 2020 weltweit rund ein Drittel dieser Arbeitnehmer ihre Jobs in der IT-Industrie verlieren.
2014/15 | 2015/16 | 2016/17 | 2017/18 | 2018/19 *) | |
Umsatz | 132 | 143 | 154 | 167 | 182 |
Wachstumsrate | 10,9 | 8,3 | 7,7 | 8,4 | 9,0 |
*) Schätzung
Quelle: Nasscom, Januar 2019
Damit Indien allerdings weiterhin konkurrenzfähig bleibt, sind Investitionen in Neuentwicklungen und Innovationen erforderlich. Die Start-up-Szene entwickelt sich zwar dynamisch, doch noch sind kreative, kostengünstige und innovative Lösungsansätze selten. "Es gibt erfolgreiche neue Produkte auf dem Subkontinent. Häufig aber sind das eigentlich globale Modelle oder lokale Klone mit minimaler Innovation", sagt Alok Bardiya, CEO des Investmentarms des Telekommunikationsunternehmens Cisco, in einem Interview mit der Wirtschaftswoche. Die Schaffung von Rahmenbedingungen für eine innovative Kultur dürfte ausschlaggebend für das erfolgreiche Überleben der indischen Informationstechnologie sein.
Weitreichende Reformen sind auch seitens der Regierung gefragt. Zwar wurde durch die "Digital India Initiative", bei der umgerechnet etwa 20 Milliarden US$ in die Digitalisierung investiert werden sollen, ein wichtiger Beitrag geleistet. Doch auch die Rahmenbedingungen für die Entwicklung einer innovativen Wissensökonomie müssen geschaffen werden.
Der Anteil an Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Indien ist gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit rund 0,7 Prozent niedrig und seit Jahren nahezu unverändert (zum Vergleich: Anteil in China 2,1 und in Deutschland 3 Prozent). Auch im Hinblick auf Patentschutz muss einiges getan werden, die Durchsetzung gewerblicher Schutzrechte gestaltet sich schwierig.
Weiterhin ist die Ausbildung von Fachkräften von enormer Bedeutung. Zwar verfügt Indien über Eliteuniversitäten wie die Indian Institutes of Technology (IIT) und die Indian Institutes of Management (IIM), die weltweit einen ausgezeichneten Ruf genießen. Mehr als 90 Prozent der Universitäten bleiben aber weit hinter dieser Ausbildungsqualität zurück.
Als problematisch erweist sich mehr und mehr, dass notwendige Investitionen in die Erweiterung der Infrastruktur verschoben wurden oder ganz unterblieben sind. Die indische Regierung hat zwar jahrzehntelang in die Entwicklung von IT-Clustern investiert - vor allem der Aufstieg von Bengaluru ist beträchtlich - hat es allerdings versäumt, diese Entwicklungen durch dringend notwendige Infrastrukturinvestitionen abzusichern. Diese ist in den meisten Clustern noch heute mangelhaft.
Bezeichnung | Internetadresse | Anmerkungen |
AHK Indien | http://indien.ahk.de | Anlaufstelle für deutsche Unternehmen |
National Association of Software and Service Companies (Nasscom) | http://www.nasscom.in | Fachverband |
Ministry of Electronics and Information Technology (MeitY) | http://meity.gov.in | Ministerium für Informationstechnologie |
Data Security Council Of India | http://www.dsci.in | Datensicherheitsrat Indiens |
Department of Telecommunications (Ministry of Communications) | http://www.dot.gov.in | Indisches Telekommunikationsministerium |
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