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Branchen | Indien | Solarenergie

Investitionen in lokale Produktion von Fotovoltaik steigen

In indischen Solaranlagen soll künftig mehr einheimische Technik zum Einsatz kommen. Das hierfür aufgelegte Förderprogramm stößt auf breites Interesse der Industrie.

Von Boris Alex | New Delhi

Die Solarstromerzeugung ist weiter auf dem Vormarsch. Ende September 2021 lag die netzgebundene Leistung schon bei knapp 45 Gigawatt. Die Ratingagentur ICRA erwartet bis zum Ende des Finanzjahres 2024/25 (1. April bis 31. März) einen Zubau bei Freiflächen- und Aufdachanlagen von 50 Gigawatt. Die Regierung in New Delhi will die Solarkapazitäten bis 2030 sogar auf 280 Gigawatt versechsfachen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss die lokale Produktion von Solarzellen und -modulen für Fotovoltaikanlagen deutlich gesteigert werden. Zurzeit können Fotovoltaikmodule mit 9 Gigawatt und -zellen mit 2,5 Gigawatt pro Jahr hergestellt werden, schätzt die Indian Solar Manufacturers Association (ISMA).

Doch die Auslastung in den Fabriken liegt nach Angaben der Beratungsfirma JMK Research & Analytics nur bei 60 bis 70 Prozent, denn heimische Fotovoltaikmodule sind im Vergleich zu Importen teurer. Die Fabriken der führenden indischen Hersteller wie Waaree, Adani oder Vikram Solar sind mit Kapazitäten von 0,5 bis 1 Gigawatt pro Jahr im internationalen Vergleich kleiner und die Produktionskosten dadurch meist höher. Zudem weisen die Produkte aus lokaler Fabrikation eine geringere Effizienz auf.

Einer Analyse des Institute for Energy Economics and Financial Analysis (IEEFA) zufolge kamen einheimische Module bei indischen Solarprojekten im Jahr 2020 auf einen Marktanteil von 35 Prozent. Vier Fünftel der Einfuhren stammen aus China, die restlichen 20 Prozent hauptsächlich aus Thailand, Malaysia und Vietnam.

Förderprogramm für Produktion von Fotovoltaikbauteilen aufgesetzt

Das könnte sich aber schon bald ändern. New Delhi will die inländische Produktion von Solarzellen und -modulen in den nächsten Jahren stärker unterstützen und gleichzeitig den Import dieser Erzeugnisse erschweren. Im Rahmen des 2020 gestarteten Industrieprogramms Production Linked Incentives (PLI) wird die Herstellung von Materialien und Bauteilen entlang der gesamten Produktionskette wie Polykristallin, Ingot-Wafer, Fotovoltaikzellen und -modulen mit einer Gesamtkapazität von 10 Gigawatt finanziell gefördert. Die Hersteller erhalten dabei einen Bonus auf Basis des Produktionswerts gemessen in Watt Peak. Hierfür stehen in den nächsten fünf Jahren Haushaltsmittel von 600 Millionen US-Dollar (US$) zur Verfügung. Die Regierung hofft, damit bis 2026 Investitionen in Höhe von 2,3 Milliarden US$ anzuschieben.

Die Initiative stößt in der Branche auf großes Interesse. Ende Oktober 2021 wurden die Firmen, die ein Angebot zur Teilnahme am PLI-Programm eingereicht hatten, bekannt gegeben. Die 16 Bieter haben Investitionsvorhaben zur Herstellung der subventionierten Produkte mit einer Jahreskapazität von zusammen 55 Gigawatt und einem Förderbedarf von insgesamt 3 Milliarden US$ angekündigt. Das ist weit mehr, als an Mitteln zur Verfügung steht. Das zuständige Ministry of New and Renewable Energy (MNRE) hat deshalb beim Finanzministerium angefragt, ob das Fördervolumen um 2,4 Milliarden US$ aufgestockt werden könne, um alle eingereichten Investitionsvorhaben realisieren zu können. Sollten die Fördermittel nicht angehoben werden, würden die Bewerber mit dem geringsten Förderbedarf bezogen auf die Produktionsmenge den Zuschlag erhalten, so die Aussage des MNRE.

Neben etablierten Herstellern von Solarausrüstung wie Jindal India Solar Energy, Vikram Solar, Warree, Tata Power und Reliance New Energy haben auch Unternehmen, die bislang noch nicht in diesem Segment aktiv sind, Investitionsprojekte eingereicht. Darunter fallen Indiens staatlicher Kohleförderer Coal India und der Baukonzern Larsen & Toubro, die Fotovoltaikausrüstung mit jeweils 4 Gigawatt pro Jahr produzieren möchten. Die einzigen ausländischen Bieter sind die beiden US-Unternehmen First Solar und CubicPV.

Reliance setzt auf europäische Technologie

Auch die Solarenergietochter des indischen Mischkonzerns Reliance Industries (RIL) hat ein Vorhaben zur Produktion der geförderten Fabrikate mit einer Jahreskapazität von 4 Gigawatt eingereicht. RIL will bis 2030 insgesamt 10 Milliarden US$ in den Bau von Solarparks und von Fabriken zur Herstellung von Fotovoltaikausrüstung investieren. Bei der Produktion strebt der Konzern bis dahin eine Kapazität von 10 Gigawatt pro Jahr an. Reliance setzt dabei nicht nur auf organisches Wachstum, sondern geht auch weltweit auf Einkaufstour. Anfang Oktober 2021 wurde beispielsweise der norwegische Hersteller REC Solar für 770 Millionen US$ übernommen.

Wenige Tage später gab der Konzern bekannt, 29 Millionen US$ in das Solar-Start-up Nexwafe investieren zu wollen. Das Freiburger Unternehmen entwickelt ein neuartiges Verfahren zur kostengünstigen Herstellung von Silizium-Wafern. Die Scheiben sollen in den geplanten Solarfabriken des Unternehmens zum Einsatz kommen. Im westindischen Bundesstaat Gujarat entsteht derzeit ein 20 Quadratkilometer großer Industriepark zur Fertigung von Fotovoltaikzellen und -modulen, Batteriespeichern und Brennstoffzellen sowie zur Herstellung von grünem Wasserstoff aus Solar- und Windkraft.

Parallel zum Ausbau der lokalen Produktion will Indien die Einfuhr von Solarzellen und -modulen verteuern. Ende Juli 2021 lief der vor drei Jahren verhängte Schutzzoll (Safeguard Duty) auf Solarausrüstung aus. Stattdessen soll nach den Vorstellungen des Ministeriums für erneuerbare Energien ab dem 1. April 2022 ein Regel-Importzollsatz (Basic Custom Duty) von 40 Prozent auf Solarmodule und von 25 Prozent auf Solarzellen gelten. Geplant ist, dass dadurch weniger ausländische Produkte in heimischen Solarprojekten zum Einsatz kommen. Importartikel sind etwa 10 bis 20 Prozent günstiger als heimische Erzeugnisse.

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