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Branchen | Indien | Pharma und Verpackungen

Steigende Verpackungsnachfrage durch höhere Pharmaproduktion

Pharmaverpackungen haben bisher nur einen geringen Anteil am indischen Verpackungsmarkt. Geplante Produktionssteigerungen der Branche könnten dies zukünftig ändern.

Von Florian Wenke | Mumbai

Nach Angaben der Marktforschungsplattform Report Linker hatte der Verpackungsmarkt in Indien 2019 einen Umfang von 50,5 Milliarden US-Dollar (US$). Bis 2025 soll er auf 204,8 Milliarden US$ anwachsen. Die Associated Chambers of Commerce and Industry of India (ASSOCHAM) hatten in einer gemeinsamen Studie mit der Beratungsfirma Ernest and Young (EY) die Größe des Verpackungsmarktes 2020 mit 73,6 Milliarden US$ angegeben. Seit 2016 soll er um jährlich 16 Prozent gewachsen sein, so die Studie.

Branchenexperten beziffern die jährlich in Indien pro Kopf konsumierte Menge an Verpackungen auf rund 11 Kilogramm, bei einem Wert pro Kopf von 55 US$. Beide Zahlen sind niedrig im internationalen Vergleich.

Hartverpackungen wichtig im Pharmabereich

Die Rechercheplattform Mordor Intelligence gibt an, dass der Markt für Verpackungen im Pharmabereich 2017 ein Volumen von rund 2,1 Milliarden US$ hatte. Bis 2023 soll er auf etwa 3,6 Milliarden US$ anwachsen. In einem Bericht der Export Import Bank of India ist vermerkt, dass nur rund 3 Prozent der Verpackungsnachfrage auf den Pharmabereich entfällt. Nach anderen Quellen stellt Pharma 25 Prozent der Gesamtnachfrage an Verpackungsmaterial und -maschinen.

Im selben Bericht wird angegeben, dass der Gesundheitssektor einen Anteil von 10 Prozent an der Nachfrage nach Verpackungen aus Hartplastik hat. Neben Aluminiumverpackungen und Glas kommen Kunststoffe besonders oft zum Einsatz. Plastikverpackungen spielen aufgrund ihres geringen Gewichtes und der relativ einfachen Handhabung eine große Rolle. Häufig werden Polyethylenterephthalat (PET) und Hart-Polyethylen (HDPE) verwendet. Teilweise wird auch Polyvinylchlorid (PVC) genutzt. Zunehmend suchen die Unternehmen jedoch nach umweltfreundlicheren Alternativen wie abbaubaren und besser recyclebaren Kunststoffen.

Große Player dominieren - auch deutsche Firmen mischen mit

Hohe Investitionen für Maschinen und die komplexe Regulierung im Pharmabereich haben dafür gesorgt, dass größere Firmen starke Marktstellungen entwickelt haben. Oft sind es Ableger global agierender Unternehmen. Zu diesen wichtigen Branchenplayern gehören unter anderem Essel Propack, Aptar Pharma India und Bilcare Pharmaceutical. Auch die deutsche Gerresheimer AG ist im Markt aktiv.

Letztere ist bereits seit mehren Jahren in Indien tätig mit Produktionsstandorten in Kundli im Bundesstaat Haryana und Kosamba in Gujarat. In Kosamba baut das Unternehmen seit Dezember 2020 einen zweiten Fertigungsstandort. Die Glasproduktion ist bereits dort angesiedelt. Nun soll die Fertigung von Kunststoffverpackungen in Reinraumumgebung hinzukommen. Neben Kunststoffbehältern für Medikamente sollen kindersichere Verschlüsse hergestellt werden.

SCHOTT investiert ebenfalls in Indien. Im November 2020 wurde ein neuer Schmelztank am Standort Jambusar in Gujarat eingeweiht. Weitere Investitionen sollen folgen, denn das Unternehmen möchte seine jährlichen Produktionskapazitäten von 10.000 Tonnen auf 40.0000 Tonnen Glas erhöhen. Die Coronapandemie hat die Nachfrage nach Fläschchen, Ampullen und ähnlichen Produkten aus Glas spürbar steigen lassen. Davon profitieren Hersteller wie SCHOTT, aber auch Piramal Glass, Borosil und andere.

Zuletzt machte auch die deutsche designship GmbH auf sich aufmerksam. Sie unterstützte den indischen Experten für Pharmaverpackungen ACG bei der Entwicklung einer neuen Produktlinie. Dazu gehört unter anderem ein neu entwickelter Hochgeschwindigkeitskartonierer mit einer Leistung von 300 Artikeln pro Minute zur Zweitverpackung von Blisterverpackungen, Flaschen, Röhrchen, Fläschchen oder Ampullen.

Subventionen für mehr lokale Herstellung von Arzneimitteln

Bereits jetzt ist Indien ein großer Pharmaproduktionsstandort. Es werden Produkte in allen Bereichen der Wertschöpfungskette hergestellt.

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Seit Anfang 2020 verfolgt die Regierung unter Premierminister Narendra Modi das Ziel, Indien wirtschaftlich unabhängiger zu machen. Um dieses Ziel, auch als Atmanirbhar Bharat bezeichnetet, zu erreichen, wird die Produktion vor Ort gefördert. Ein Großteil der Subventionen sind sogenannte Production Linked Incentives - Zahlungen, die an die Produktionsmengen gekoppelt sind. Sie werden auch für den Pharmabereich ausgezahlt. Vergleichsweise niedrige Lohnkosten machen das Land schon jetzt als Standort attraktiv, und durch die finanzielle Unterstützung könnten die Produktionskapazitäten weiter wachsen.

Gefördert werden sollen Greenfield-Projekte zur Herstellung von pharmazeutischen Ausgangsmaterialien und Zwischenprodukten (Key Starting Materials (KSM) und Drug Intermediates (DIs) sowie von aktiven pharmazeutischen Wirkstoffen (Active Pharmaceutical Ingredients (API). Besonders bei den API möchte das Land die Abhängigkeit von Importen, insbesondere aus China, verringern. Die Förderung für die Herstellung der ausgewählten Erzeugnisse erfolgt dann über sechs Jahre. Zusätzlich wurden rund 339 Millionen US$ für die Errichtung von drei Produktionsparks für Massenarznei (bulk drugs) bewilligt. Förderzeitraum ist bis Anfang 2025.

Bis Ende März 2021 gingen bereits 215 Bewerbungen für die Subventionen beim Department of Pharmaceuticals ein. Davon wurden bis zum selben Zeitpunkt 47 genehmigt.

Investitionen im indischen Pharmasektor steigen stark

Laut dem Department for Promotion of Industry and Internal Trade flossen im Finanzjahr 2019/20 (1. April bis 31. März) ausländische Direktinvestitionen in Höhe von 413 Millionen Euro in den indischen Pharmasektor, fast doppelt so viel wie im vorherigen Finanzjahr. Von April bis Dezember 2020 lag der Betrag bereits bei rund 1 Milliarde US$..

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