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Gips ist im Bau eine Nische, kommt aber zunehmend zum Einsatz. Aufgrund der verstärkten Herstellung durch ausländische Unternehmen vor Ort sinkt der Importbedarf.
13.01.2021
Von Frank Malerius | Jakarta
Indonesiens Baubranche florierte bis zur Coronapandemie mit Steigerungsraten über dem allgemeinen Wirtschaftswachstum. Mit zunehmendem Wohlstand und anspruchsvollerer Architektur kommt vor allem im urbanen Raum ein größeres Spektrum an Baustoffen zum Einsatz, darunter auch Gips.
Trotz heimischer Gipsvorkommen hat Indonesien lange Zeit den Bedarf an diesem Baustoff in erheblichem Maß durch den Import von Gipsplatten und -pulver gedeckt. Heute wird die Einfuhr von Gips vor allem durch japanische Unternehmen getätigt, die große Bauvorhaben im Land leiten. Gips kommt durch sein geringes Gewicht überwiegend als minimalistisches Stilmittel bei Zwischenwänden oder in seiner Eigenschaft als feuerfestes und wasserabweisendes Material für Decken in Küchen und Badezimmern zum Einsatz.
Unternehmen | Kapazität (Mio. qm/Jahr) | Produkt | Markenname |
---|---|---|---|
Petrojaya Boral Plasterboard | 65 | Platten | Jayaboard |
Knauf Gypsum | 35 | Platten | Knauf |
Saint-Gobain Constrcution Product | 30 | Platten, Pulver | Gyproc |
Siam Indo Gypsum | 20 | Platten | Elephant; Starbrand |
Maspion Industrial Estate | 1,3 | Platten, Pulver | Indal |
Aplus Pacific | 0,8 | Platten, Pulver | Aplus |
Yoshino | k.A. | Platten, Pulver | Yoshino |
Seit den 1990er-Jahren haben vor allem ausländische Unternehmen im Archipel die Herstellung von Gips als Baumaterial begonnen. Zu den ersten gehörten Petrojaya Boral Plasterboard und das thailändische Siam Indo Gyspum. Im Jahr 2003 eröffnete der deutsche Produzent Knauf eine Gipsfabrik im westjavanischen Cikampek und 2015 eine zweite im ostjavanischen Gresik. In den vergangenen Jahren bauten der multinationale Hersteller Saint-Gobain und das japanische Unternehmen Yoshino ebenfalls Fertigungen im Land auf.
In der Folge sank der Importbedarf. Wurden zwischen 2011 und 2014 Gips und Mischungen auf Gipsbasis im Wert von 14 Millionen bis 18 Millionen US-Dollar (US$) per anno importiert, so beliefen sich die Auslandsbezüge seit 2016 auf weniger als 4 Millionen US$. Durch die sinkenden Einfuhren erwirtschaftet das Land im Gips-Außenhandel mittlerweile einen kleinen Überschuss. Der Marktanalyst Data Consult schätzt, dass nur noch 2 Prozent bis 4 Prozent aller benötigten Gipsplatten importiert werden.
Grundlage für den Markterfolg der Gipsproduzenten ist ein leistungsfähiges Vertriebsnetz. Marktführer Petrojaya Boral Plasterboard hat nach Angaben von Data Consult knapp 1.400 Verkaufsstellen in Indonesien. Dazu kommen 71 Lager und 41 sogenannte Applikatoren, die Design und Installation von Gipsprodukten anbieten. Das Vertriebsnetz sei damit deutlich dichter als noch vor fünf Jahren.
Branchenübergreifend ist das Vertriebsnetz vor allem im unterentwickelten Osten Indonesiens lückenhaft. Die meiste und modernste Hochbautätigkeit findet auf Java statt, wo knapp 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) des Inselstaats erwirtschaftet werden.
Marktbeobachter gehen davon aus, dass der Einsatz von Gips in der Bauwirtschaft in den kommenden Jahren weiter zunimmt. Grund dafür ist das immer breiter werdende Einsatzspektrum. Dennoch wird Gips als Baustoff im Vergleich zu anderen Materialien weiterhin eine Nische bleiben.
Die zahlreichen neuen Produktionsstätten der vergangenen Jahre haben das Konkurrenzumfeld allerdings verstärkt. Die neuen Marktteilnehmer haben den Einstieg vor allem über einen günstigeren Preis bewerkstelligt. Wer langfristig erfolgreich sein will, muss sein Produktportfolio erweitern und Serviceleistungen bieten.