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Die Coronapandemie hat den Automobilherstellern die schwächsten Zahlen seit knapp einer Dekade beschert. Im Jahr 2021 wird es noch keine Rückkehr zum Normalniveau geben.
08.02.2021
Von Frank Malerius | Jakarta
Kaum eine Industriebranche Indonesiens war 2020 so stark von der Coronapandemie betroffen wie der Automobilsektor. Die Produktionszahlen sowie die Groß- und Einzelhandelsverkäufe halbierten sich nahezu gegenüber 2019. Zwischenzeitlich war im vergangenen Mai fast die gesamte Produktion zum Erliegen gekommen.
Der Automobilverband Gaikindo hatte bereits im Frühjahr 2020 einen Einbruch der Verkaufszahlen von 40 Prozent prognostiziert. Dieses Worst-Case-Szenario ist von der Wirklichkeit noch übertroffen worden.
Die Produktion brach 2020 um 47 Prozent auf 690.000 Einheiten ein. Davon waren 551.000 Pkw. Man muss in der aufstrebenden indonesischen Automobilbranche eine Dekade zurückgehen, um solch niedrige Zahlen zu finden.
Ähnlich starke Einbrüche gab es im Verkauf. Lediglich der expandierende Exportmarkt kam mit einem Minus von nur 30 Prozent etwas glimpflicher davon und blieb mit 232.000 Stück sogar noch über dem Niveau von 2017.
Auch das kleine Luxussegment, in dem die deutschen Hersteller agieren, blieb vom allgemeinen Markttrend kaum verschont. Mercedes und BMW setzten im Retail 2020 laut Gaikindo-Zahlen zusammen knapp 4.000 Pkw ab. Lediglich Volkswagen und Audi konnten gemeinsam ihre Verkaufszahlen von 400 auf 500 stück steigern.
Die 2017 mit einer eigenen Produktion in Indonesien gestartete und danach aggressiv expandierte chinesische Marke Wuling verlor 2020 mehr als die Hälfte ihrer Verkäufe. Der Marktanteil sank dadurch von 2,0 auf 1,6 Prozent. Mehr als 95 Prozent des Pkw-Marktes entfallen auf japanische Modelle, die überwiegend im Land produziert werden.
Der Import von CBU-Kfz (Completely Built-Up) brach 2020 sogar um mehr als die Hälfte ein und betrug nur noch 34.000 Einheiten. Dieser Trend liegt ganz im Sinne der indonesischen Politik, die die Automobileinfuhr nach einem Höchststand von 153.000 Stück im Jahr 2013 mit Steuern und Abgaben deutlich verteuert hatte.
Die noch zu Beginn der Pandemie erhoffte Erholung des Automobilmarktes im Jahr 2021 ist längst vom Tisch. Das vom Internationalen Währungsfonds (IWF) zunächst prognostizierte Wirtschaftswachstum von 8,1 Prozent wurde mit anhaltender Pandemie nach unten korrigiert. Die Weltbank geht derzeit für 2021 von einem Plus von nur noch 4,4 Prozent aus. Die durchschnittliche Steigerungsrate der vergangenen zwei Jahrzehnte hatte bei über fünf Prozent gelegen.
Viele Indonesier haben in der Krise ihren Job verloren, die Mittelschicht ist verunsichert und verschiebt nicht unbedingt notwendige Ausgaben. Gaikindo rechnet daher für 2021 mit Verkäufen von 750.000 Einheiten. Das entspricht etwa drei Vierteln des Vorkrisenniveaus. Langfristig dürften die Zeichen aber auf Expansion stehen, weil die japanischen Hersteller den Archipel zum Standort für eine Exportproduktion ausbauen.
Die Regierung will derweil die Elektromobilität vorantreiben. Voraussetzung dafür ist allerdings eine eigene Batterieproduktion, denn die Handelsbilanz soll nicht durch entsprechende Importe belastet werden. Das Kalkül dahinter ist aber nicht ökologisch getrieben.
Zwar sollen vor allem Benzin und Diesel eingespart werden. Sie müssen aufgrund mangelnder Raffineriekapazitäten teuer eingeführt werden. Doch darüber hinaus kämpft der staatliche Strommonopolist PLN vor allem auf Java, das für knapp 60 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes steht, mit großen Überkapazitäten in der Elektrizitätserzeugung. Sie basiert vor allem auf Kohle. Dieser Überhang könnte mit Elektroautos und Elektrobussen abgebaut werden.