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Branchen | Iran | Metallerzeugung und -verarbeitung

Irans Stahlindustrie meldet starke Expansion

Die auch gegen die iranische Stahlindustrie gerichteten US-Sanktionen haben den Kapazitätsausbau nicht verhindern können. Die offiziellen Statistiken zeichnen ein positives Bild.

Von Robert Espey | Dubai

Nach offiziellen Angaben ist es der iranischen Stahlindustrie trotz der 2018 reaktivierten US-Sanktionen und des Rückzugs westlicher Partner gelungen, ihren Wachstumsprozess fortzusetzen. Eine unabhängige Überprüfung der veröffentlichen Statistiken ist derzeit jedoch kaum möglich. Ende 2020/2021 (iranisches Jahr 1399; 21. März bis 20. März) soll die Rohstahlkapazität 39,4 Millionen Tonnen/Jahr erreicht haben, dies würde einem Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 3,1 Millionen Tonnen entsprechen.

Weiterer Kapazitätsausbau bei Stahl und Eisenerz

Derzeit sollen Projekte zur Ausweitung der Rohstahlkapazitäten um 15,6 Millionen Tonnen im Bau oder in Planung sein. Eine Fertigstellung dieser Vorhaben wird bis Ende 2025/2026 anvisiert. Damit wäre das angestrebte Ziel einer Rohstahlkapazität von 55 Millionen Tonnen erreicht.

Entsprechend der Expansion der Rohstahlerzeugung will Iran auch den Eisenerzabbau und die Kapazitäten bei Eisenerzpellets deutlich erhöhen. Die Kapazitäten des Eisenerzbergbaus sollen bis 2025/2026 von derzeit etwa 63 Millionen auf rund 82 Millionen Tonnen Eisenerzkonzentrat steigen. Bei den Kapazitäten der Anlagen zur Herstellung von Eisenerzpellets ist eine Erhöhung um 10 Millionen auf 77 Millionen Tonnen vorgesehen.

Iran setzt vor allem auf eine kostengünstige Stahlproduktion, die Wettbewerbsvorteile auf den internationalen Märkten sichert. Die Frage der Reduktion der hohen CO2-Emissionen durch Umstellung auf klimafreundliche Herstellungsverfahren wird bislang nicht ernsthaft diskutiert. Iran erzeugt über 90 Prozent des Rohstahls im Direktreduktionsverfahren unter Einsatz von Gas und anschließender Bearbeitung in Elektrolichtbogenöfen (Electric Arc Furnace).

Zukünftige Kapazitäts- und Produktionsausweitungen setzen neben den notwendigen Finanzierungen auch einen starken Ausbau der Strom- und Wasserversorgung voraus. Für die Stahlproduktion werden enorme Strom- und Wassermengen benötigt und hier besteht in Iran derzeit große Knappheit. Strom und Wasser mussten im Sommer rationiert werden.

Produktion deutlich gestiegen

Gemäß der Statistik der World Steel Association (WSA) liegt Iran aktuell auf Platz 10 der Rangliste der weltweit größten Rohstahlerzeuger. Die auf iranischen Informationen basierenden WSA-Daten weisen für die ersten acht Monate 2021 eine Steigerung der Rohstahlerzeugung gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode um 9,7 Prozent auf 20,4 Millionen Tonnen aus. Den WSA-Zahlen zufolge wurde 2020 eine Erhöhung der Rohstahlerzeugung um 13,4 Prozent auf 29 Millionen Tonnen erreicht.

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Die Statistik des Industrieministeriums meldet für 2020/2021 einen Anstieg der Rohstahlproduktion um 7,3 Prozent auf 28,4 Millionen Tonnen. Die Produktion von Stahlerzeugnissen soll sich um 7,4 Prozent auf 25,1 Millionen Tonnen erhöht haben. Der Branchenverband, die Iranian Steel Producers Association, liefert abweichende Daten. Demnach lag 2020/2021 die Rohstahlproduktion (Blöcke, Knüppel, Brammen) bei 30,3 Millionen Tonnen (2019/2020: 27,2 Millionen Tonnen), die Produktion von Stahlerzeugnissen bei 22,1 Millionen Tonnen (20 Millionen Tonnen).

Der größte Teil der Stahlerzeugung entfällt auf die zur staatlichen Iranian Mining Industries Development & Renovation Organization (IMIDRO) gehörenden Produzenten. Die IMIDRO-Unternehmen stellten 2020/2021 insgesamt 22,6 Millionen Tonnen Rohstahl her (2019/2020: 20,2 Millionen Tonnen). Der größte Stahlproduzent, Mobarakeh Steel, meldet für 2020/2021 einen Rohstahlausstoß von 9,8 Millionen Tonnen (2019/2020: 9,1 Millionen Tonnen).

Stromabschaltungen verursachten aber Produktionseinbruch

In den ersten fünf Monaten 2021/2022 (21. März bis 20. August) ist die Rohstahlerzeugung um 6,8 Prozent auf 10,9 Millionen Tonnen geschrumpft, bei Stahlerzeugnissen ergab sich eine Verminderung um 10,6 Prozent auf 9,9 Millionen Tonnen, so das Industrieministerium. Damit dürfte das vom Ministerium für 2021/2022 gesetzte Produktionsziel von 32 Millionen Tonnen Rohstahl kaum noch zu erreichen sein. Dem Stahlverband zufolge sank im Fünfmonatszeitraum die Rohstahlproduktion um 24 Prozent auf 7,8 Millionen Tonnen, die Fertigung von Stahlerzeugnissen um 19 Prozent auf 6,5 Millionen Tonnen.

Wesentliche Ursache für den Produktionsrückgang waren die häufigen Stromunterbrechungen während der Sommermonate. Ein Mitglied des Stahlverbandes erklärte, im Zeitraum Juni bis August habe sich die Stahlerzeugung halbiert. In einem Schreiben an das Supreme National Security Council gab der Verband den seit Beginn 2021/2022 bis Mitte September durch die Stromabschaltungen verursachten Schaden mit 6 Milliarden US-Dollar an. Der Verband fordert Entschädigungen und einen Aufschub unter anderem bei Steuerzahlungen und Kreditverpflichtungen.

Stahlexporte legen derzeit kräftig zu

Nach der Petrochemie ist der Stahlsektor Irans zweitwichtigste industrielle Exportbranche. Bis 2025/2026 wird eine Ausweitung der Stahlausfuhren auf jährlich 25 Millionen Tonnen angestrebt. Gemäß den Daten des iranischen Stahlverbandes kam es aber 2018/2019 zu einem Einbruch des Rohstahlexports um 20 Prozent auf 5,5 Millionen Tonnen. Gleichzeitig konnten aber die Ausfuhren von Stahlerzeugnissen um 84 Prozent auf 3 Millionen Tonnen ausgeweitet werden.

Für 2019/2020 weist der Verband beim Rohstahlexport einen Zuwachs um 26 Prozent auf 6,9 Millionen Tonnen aus und einen Anstieg bei Stahlerzeugnissen um 16 Prozent auf 3,5 Millionen Tonnen. Das Coronajahr 2020/2021 brachte Rückgänge sowohl bei Rohstahl (-11 Prozent auf 3,2 Millionen Tonnen) als auch bei Stahlerzeugnissen (-18 Prozent auf 2,8 Millionen Tonnen).

In den ersten fünf Monaten 2021/2022 konnten die Stahlexporte stark expandieren. Gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode legten die Rohstahlausfuhren um 39 Prozent auf 3,1 Millionen Tonnen zu. Bei Stahlerzeugnissen meldet der Stahlverband einen sprunghaften Anstieg um 88 Prozent auf 1,4 Millionen Tonnen. Der Zuwachs wurde vor allem durch höhere Ausfuhren von Bewehrungsstahl möglich (+99 Prozent auf 1 Million Tonnen).

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