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Branchen | Iran | Zementindustrie

Zementindustrie will weiter expandieren

Iran gehört zu den weltweit größten Zementproduzenten. Trotz Überkapazitäten werden weitere Zementanlagen gebaut. Die Branchenunternehmen hoffen auf steigende Ausfuhren.

Von Robert Espey | Dubai

Nach Schätzungen des U.S. Geological Survey war Iran 2020 im internationalen Vergleich der siebtgrößte Zementproduzent, bei den Produktionskapazitäten belegte die Islamische Republik sogar den sechsten Platz. Werden die geplanten Ausbaupläne realisiert, könnte Iran noch weiter aufrücken. Größere Anstrengungen in Richtung Dekarbonisierung der Zementherstellung sind aber vorerst nicht zu erwarten.

Das Industrieministerium gibt für 2020/2021 (iranisches Jahr 1399; 21. März bis 20. März) die nominalen Kapazitäten der iranischen Zementindustrie mit 88 Millionen Tonnen/Jahr an. Der Ausbau der Zementindustrie erfolgte vor allem im Zeitraum 2005/2006 bis 2012/2013, als mit staatlicher Förderung die Produktionskapazitäten von 35 Millionen auf 77 Millionen Tonnen erweitert wurden. Zwischen 2013/2014 und 2017/2018 gingen weitere Zementwerke mit einer Gesamtleistung von etwa 11 Millionen Tonnen in Betrieb.

Kapazitätsausbau soll fortgesetzt werden

Gemäß der ursprünglichen Regierungsplanung sollte bis 2025/2026 eine weitere Expansion auf 120 Millionen Tonnen realisiert werden. Das Industrieministerium genehmigte entsprechend viele Zementprojekte. Dabei wurde mit einem Anstieg des lokalen Zementverbrauchs auf etwa 90 Millionen Tonnen und mit Exporten von 30 Millionen Tonnen kalkuliert.

Diese Zielgrößen erschienen angesichts der tatsächlichen Marktentwicklung zunehmend unrealistisch. Die Branche leidet seit Jahren unter schwacher Auslastung und einer schwierigen Ertragslage. Ein Großteil der Zementbetriebe kämpft mit einer hohen Schuldenlast. Die Einnahmesituation der Zementhersteller soll sich nun durch die seit September 2021 geltende Verpflichtung, den Zementgroßhandel ausschließlich über die Warenbörse (Iran Mercantile Exchange) abzuwickeln, verbessern.

Klinkerkapazität und Zementproduktion nach Ländern 2018 bis 2020 (in Millionen Tonnen) *)

Länder

Klinkerkapazität 2020

Zementproduktion 2018

Zementproduktion 2019

Zementproduktion 2020

Alle Länder

3.700,0

4.050,0

4.100,0

4.100,0

 China

1.970,0

2.200,0

2.300,0

2.200,0

 Indien

280,0

300,0

340,0

340,0

 USA

103,0

87,0

89,0

90,0

 Türkei

92,0

72,5

57,0

66,0

 Vietnam

90,0

90,2

97,0

96,0

 Iran

81,0

58,0

60,0

60,0

 Russland

80,0

53,7

56,0

56,0

 Indonesien

78,0

75,2

70,0

73,0

 Brasilien

60,0

53,0

54,0

57,0

 Japan

53,0

55,3

53,0

53,0

 Sonstige Länder

813,0

1.005,1

924,0

1.009,0

*) SchätzungenQuelle: U.S. Geological Survey

Das Forschungsinstitut des iranischen Parlaments (Majlis Research Center) kommt in einem kürzlich veröffentlichten Bericht zu dem Ergebnis, dass die Fertigstellung laufender Projekte die Kapazitäten der Zementindustrie bis 2025/2026 auf 100 Millionen Tonnen erhöhen würde. Eine Liste der iranischen Cement Industry Employers Association (CEA) enthält laufende Projekte, die bei grauem Zement zusätzliche Kapazitäten von 9,4 Millionen Tonnen (9 Projekte mit jeweils 1,04 Millionen Tonnen) und bei weißem Zement von 0,4 Millionen Tonnen (2 Projekte) bringen würden.

Branche wird von Holdinggesellschaften dominiert

Irans Zementindustrie besteht aus 78 Unternehmen, davon 64 mit integrierter Grauzementproduktion (Klinker- und Zementherstellung), sieben Firmen verfügen nur über Mahlwerke (keine Klinkerproduktion), sieben weitere stellen weißen Zement her. Insgesamt 42 Unternehmen gehören zu fünf Zementkonzernen: Fars & Khuzestan Cement (20 Unternehmen; Zementkapazität: 25,1 Millionen Tonnen), Sidco Holding (6; 6,2 Millionen Tonnen), Tehran Cement Holding (6; 11 Millionen Tonnen), Ghadir Cement Holding (6; 8,3 Millionen Tonnen) und Espandar Holding (4; 3,3 Millionen Tonnen). Auf diese Holdings entfallen etwa 61 Prozent der gesamten Zementkapazitäten des Landes.

Iran: Zement- und Klinkerkapazitäten führender Hersteller 2020 (in 1.000 Tonnen/Jahr)

Hersteller

Klinker

Zement

Abyek Cement

4.950

4.500

Tehran Cement

4.050

4.212

Sepahan Cement

2.970

3.089

Khuzestan Cement

2.400

2.496

Mazandaran Cement

2.190

2.278

Saman Gharb Cement

2.160

2.268

Khakestari Save Cement

2.160

2.246

Sofian Cement

2.100

2.184

Hegmatan Cement

1.980

2.059

Shargh Cement

1.920

1.997

Orumiye Cement

1.890

1.966

Hormozgan Cement

1.800

1.872

Shahroud Cement

1.800

1.872

Bojnourd Cement

1.590

1.790

Ilam Cement

1.590

1.654

Naeen Cement

1.350

1.404

Gharb Asia Cement

1.350

1.404

Gharb Cement

1.200

1.248

Kurdestan Cement

960

1.248

Khazar Cement

1.200

1.248

Jovein Cement

1.200

1.248

Quelle: Cement Industry Employers Association (CEA)

Lokale Zementnachfrage hat sich belebt

Trotz sanktions- und coronabedingter Wirtschaftskrise konnte der Bausektor kräftig zulegen, so die offiziellen Zahlen. Das Statistikamt weist für 2019/2020 eine reale Expansion der Bauwirtschaft um 5,6 Prozent und für 2020/2021 ein Wachstum von 6,3 Prozent aus. Im 1. Quartal 2021/2022 wird ein Plus von 12,9 Prozent gemeldet.

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Die positive Baukonjunktur hat die Zementnachfrage nach Verharren auf einer vierjährigen Talsohle spürbar belebt. Der lokale Zementabsatz bewegte sich zwischen 2015/2016 und 2018/2019 bei nur 48 Millionen bis 49 Millionen Tonnen. Es folgte 2019/2020 eine Steigerung auf 54 Millionen Tonnen, rund 64 Millionen Tonnen waren es 2020/2021. Es erscheint allerdings zweifelhaft, ob das erreichte hohe Niveau im laufenden Jahr noch weiter angehoben werden kann.

Ausfuhren zeigen keinen Wachstumstrend

Eine stärkere Auslastung der aktuellen und zukünftigen Produktionsanlagen erfordert eine signifikante Ausweitung der Zement- und Klinkerexporte. Die Inlandsnachfrage könnte in den nächsten Jahren zwar weiter anziehen, würde aber vermutlich dennoch keinen hinreichenden Beitrag zur besseren Kapazitätsauslastung leisten.

Nach Angaben des Zementverbandes erreichten die Ausfuhren 2014/2015 mit 17,6 Millionen Tonnen einen Höhepunkt. Die Exporte setzten sich aus 11,9 Millionen Tonnen Zement und 5,7 Millionen Tonnen Klinker zusammen. Es folgte eine dreijährige Talfahrt, nur noch jeweils 6 Millionen Tonnen Zement und Klinker wurden 2017/2018 ins Ausland geliefert. Der Negativtrend war vor allem auf Importbeschränkungen bei wichtigen Abnehmern (insbesondere Irak) sowie auf eine teilweise schlechte Qualität des Zements und eine mangelhafte Einhaltung von Lieferterminen zurückzuführen.

Der Zement- und Klinkerexport stieg 2018/2019 auf 12,3 Millionen Tonnen und erhöhte sich dann 2019/2020 kräftig auf 17,7 Millionen Tonnen. Das Absatzplus wurde im Wesentlichen durch verstärkte Klinkerausfuhren verursacht. Viele ausländische Kunden zeigen kein größeres Interesse an iranischem Zement, kaufen aber wachsende Mengen Klinker zur Verarbeitung in lokalen Mahlwerken.

Iran hat 2019/2020 rund 11,5 Millionen Tonnen Klinker und 5,9 Millionen Tonnen grauen Zement exportiert. Hauptabnehmer der Klinker waren Irak (2,5 Millionen Tonnen), Kuwait (1,9 Millionen Tonnen), China (1,7 Millionen Tonnen), die Vereinigten Arabischen Emirate (1,5 Millionen Tonnen) und Indien (1,4 Millionen Tonnen). Zement wurde vor allen nach Afghanistan (2,1 Millionen Tonnen), Kuwait (0,8 Millionen Tonnen) und Turkmenistan (0,5 Millionen Tonnen) geliefert.

Der Zement- und Klinkerexport ist 2020/2021 um 18 Prozent auf 14,6 Millionen Tonnen gesunken. Die Klinkerexporte schrumpften um 16 Prozent, die Zementausfuhren um 24 Prozent. In den ersten fünf Monaten 2021/2022 wurden nur 3,4 Millionen Tonnen Klinker, 1,5 Millionen Tonnen grauer und 0,2 Millionen Tonnen weißer Zement exportiert.

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