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Branchenbericht Irland Tiefbau, Infrastrukturbau
Dublin (GTAI) - Irland wendet von 2018 bis 2027 erhebliche Mittel für den Ausbau seiner Verkehrswege auf. Dies sieht die zehnjährige Strategie der Regierung vor. Geplant sind neben Autobahnen und überregionalen Fernstraßen auch Investitionen in lokale Verkehrswege. Jeweils mehrere Milliarden Euro fließen in Dublin in eine neue U-Bahnlinie und in die Erweiterung der S-Bahn. Auch große Flug- und Seehäfen stehen vor einer Modernisierung. Ein neues Unterwasserkabel nach Frankreich kostet 1 Milliarde Euro.
26.07.2018
Modernste internationale Verkehrsanbindungen sind für Irland unerlässlich. Das Land hat 2017 einen Warenexportüberschuss in Höhe von 14,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) generiert. Diese Rate ist fast doppelt so hoch wie in Deutschland (7,5 Prozent des BIP). Die Ausfuhr hat wesentlich dazu beigetragen, dass Irlands reales BIP zwischen 1997 und 2017 mehr als in jedem anderen Staat der Europäischen Union (EU) gestiegen ist (+188 Prozent). Innerhalb einer Generation hat sich Irland so von einer strukturschwachen und stark auf den Binnen- sowie britischen Markt ausgerichteten Ökonomie zur äußerst offenen und exportstarken Wirtschaft gewandelt.
Die Regierung will nun von 2018 bis 2027 insgesamt 4,8 Milliarden Euro in Flug- und Seehäfen investieren. In den kommenden drei bis vier Jahren stehen dabei der Ausbau der Flughäfen Dublin und Limerick-Shannon sowie die Modernisierung von Dockanlagen in der Hauptstadt und in Cork im Vordergrund.
Ein weiteres Großprojekt ist die Verlegung eines Unterwasserkabels zwischen der irischen und der französischen Küste. Das "Celtic Interconnector" genannte Vorhaben soll 1 Milliarde Euro kosten und ab 2026 Strom leiten. Damit wäre Irlands EU-interne Anbindung an das kontinentaleuropäische Stromnetz nach dem für März 2019 terminierten Brexit erneut gegeben. Zudem ist das Kabel eine Voraussetzung, um Irlands großes Potenzial an Offshore-Windenergie für den Export zu nutzen. Dieses beläuft sich Schätzungen zufolge auf 30 Gigawatt.
Vorhaben | Kosten (in Mio. Euro) | geplante Realisierung |
Strategische Investitionspriorität "Flughäfen und Häfen", darunter | 4.800 | bis 2027 |
.zweite Landebahn am Flughafen Dublin | 320 | bis 2021 |
.Modernisierung des Alexanderbeckens im Seehafen Dublin | 230 | bis 2022 |
.Ausbau des Flughafens und der Wirtschaftszone "Shannon" bei Limerick | 150 | bis 2022 |
.Ausbau des Seehafens Cork-Ringaskiddy | 90 | bis 2020 |
Seekabel nach Frankreich "Celtic Interconnector" *) | 1.000 | bis 2026 |
*) aufgeführt in der strategischen Investitionspriorität "Übergang zur kohlenstoffarmen und klimaresistenten Gesellschaft"
Quelle: Irische Regierung
Irlands Erfolgsmodell liegt stark an ausländischen Investoren, welche dort - nicht zuletzt wegen der niedrigen Besteuerung - Waren und Dienstleistungen für den Weltmarkt erbringen. Irlands Bestand an ausländischen Direktinvestitionen hat sich zwischen 1996 und 2016 verachtzehnfacht (+ 1.690 Prozent). Der Anteil der dortigen multinationalen Konzerne an der landesweiten Bruttowertschöpfung hat sich von 2007 bis 2017 nahezu verdoppelt von 22 Prozent auf 40 Prozent.
Allerdings haben sich die internationalen Investoren vornehmlich in Dublin, Cork und anderen Zentren niedergelassen. Deren urbane Entwicklung hat wiederum nicht mit ihrer Wirtschaftsleistung und Bevölkerungszahl Schritt gehalten. Wegen eines Zuzugs ausländischer Arbeitskräfte und der zweithöchsten Geburtenrate innerhalb der Europäischen Union (EU) hat sich die Bevölkerung von 1997 bis 2017 um 31 Prozent vergrößert. Dabei ist die Zunahme vor allem in den prosperierenden Ballungsräumen zu verzeichnen. Bis 2040 erwartet die Regierung einen weiteren Anstieg der Bevölkerung um 1 Million Einwohner und um 660.000 Arbeitsplätze.
Von 2018 bis 2027 investiert Irlands öffentliche Hand 8,6 Milliarden Euro in den öffentlichen Verkehr. Das größte Projekt ist eine 3 Milliarden Euro teure U-Bahnlinie im Raum Dublin. Jeweils 2 Milliarden Euro fließen darüber hinaus in das S-Bahn- und Busnetz der Hauptstadtagglomeration. Für den öffentlichen Busverkehr in Cork und Galway sind jeweils 200 Millionen Euro vorgesehen.
Vorhaben | Kosten (in Mio. Euro) | geplante Realisierung |
Strategische Investitionspriorität "Öffentlicher Verkehr", darunter | 8.600 | bis 2027 |
.neue U-Bahn von Dublin über den Flughafen bis nach Swords im Norden | 3.000 | bis 2027 |
.Ausbau der S-Bahn "Dart" im Großraum Dublin | 2.000 | bis 2027 |
.Modernisierung des Bussystems in Dublin | 2.000 | bis 2027 |
.Modernisierung des Bussystems in Cork | 200 | bis 2027 |
.Modernisierung des Bussystems in Galway | 200 | bis 2027 |
Quelle: Irische Regierung
Auf dem Immobilienmarkt übersteigt die Nachfrage das Angebot inzwischen bei Weitem. Die Kaufpreise für Wohnraum sind daher laut der Gesellschaft zugelassener Gutachter Irland SCSI (Society of Chartered Surveyors Ireland) von 2013 bis 2016 im Großraum Dublin um 65 Prozent und im übrigen Land um 45 Prozent gestiegen. Nun stellt die Regierung von 2018 bis 2021 etwa 4,2 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau zur Verfügung.
Da sich der Wirtschaftsaufschwung der letzten Jahre stark auf die Ballungsräume konzentriert hat, ist das Gefälle zu den dünn besiedelten ländlichen Regionen noch größer geworden. Die Bruttowertschöpfung pro Kopf war 2015 in Irlands Osten und Süden 2,7-mal (268 Prozent) so hoch wie im Westen, Norden und Landesinnern. Der Brexit trifft gerade Irlands ländliche Räume in hohem Maße, und dies nicht nur wegen ihrer häufigen Nähe zur Grenze. Für die dortigen Nahrungsmittel- und Getränkehersteller ist der Zugang zum britischen Exportmarkt besonders wichtig.
Etwa 7,3 Milliarden Euro investiert die Regierung bis 2027 in regionale Straßen und eine bessere Anbindung des Nordwestens, wo Nordirland nicht weit ist. Dabei spielen direkte Verbindungen zwischen den nach Dublin nächstgrößeren Zentren eine wichtige Rolle, etwa die Autobahn von Cork nach Limerick. Zudem erhalten Ballungsräume wie Galway und Cork eine Umgehungstrasse beziehungsweise eine bessere Anbindung zum Seehafen. Großvorhaben im Nordwesten sind unter anderem die Fernstraßen von Westport nach Turlough oder von Collooney nach Castlebaldwin.
Darüber hinaus sieht Irlands Regierung von 2018 bis 2027 speziell für ländliche Straßen mit lokaler Bedeutung weitere 4,5 Milliarden vor.
Vorhaben | Kosten (in Mio. Euro) | geplante Realisierung |
Strategische Investitionspriorität "Regionale Straßen und Anbindung des Nord-Westens", darunter | 7.300 | bis 2027 |
.Autobahn M 20 von Cork nach Limerick | 850-900 | bis 2027 |
.N 6 Umgehungsstraße von Galway | 550-600 | bis 2025 |
.N 5 von Westport nach Turlough | 211 | bis 2023 |
.N 28 von Cork nach Ringaskiddy | 210 | bis 2024 |
.N 4 von Collooney nach Castlebaldwin | 121 | bis 2021 |
Investitionen in Straßen mit vor allem lokaler Bedeutung *) | 4.500 | bis 2027 |
*) aufgeführt in der strategischen Investitionspriorität "Stärkung der ländlichen Wirtschaft und Kommunen"
Quelle: Irische Regierung
Nähere GTAI-Informationen zu Irlands zehnjähriger Entwicklungsplanung finden sich unter http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=irland-weitet-investitionen-massiv-aus,did=1944182.html?channel=premium_channel_gtai_1.
Die englischsprachige Strategie bis 2027 ist online unter http://www.per.gov.ie/en/national-development-plan-2018-2027/ eingestellt.
Ein sogenannter "Capital Tracker" mit konkreten Projekten im Verkehrswesen befindet sich auf der Homepage http://www.per.gov.ie/en/review-of-the-capital-plan-2016-2021. Dort ist auch der bis 2021 laufende Investitionsplan, "Capital Spending Plan" genannt, zugänglich. Dieser wird von der neuen Strategie bis 2027 ergänzt und erweitert.
Eine seit langem etablierte Anlaufstelle für deutsche Unternehmen ist die Deutsch-Irische Industrie- und Handelskammer (http://www.german-irish.ie) in Dublin. Diese offeriert auch Unterstützung beim Markteintritt.
Weitere Informationen zu Wirtschaftslage, Branchen, Geschäftspraxis, Recht und Zoll in Irland können Sie unter http://www.gtai.de/irland abrufen.