Mehr zu:
IsraelBau, übergreifend / Baustoffe, Glas, Keramik / Energieeffizienz
Branchen
Branchenbericht Israel Bau, übergreifend
Jerusalem (GTAI) - In den kommenden Jahren wird mindestens jede fünfte israelische Neubauwohnung der "grünen Baunorm" genügen. Unterdessen werden vor allem Zementhersteller von Importen bedrängt.
23.07.2019
Nach langem Anlauf schnellt die grüne Bauweise in Israel in die Höhe. Das belegen Zahlen des Rates für grünes Bauen (The Israeli Green Building Council - ILGBC), einer Nichtregierungsorganisation, die sich für ökologische Bauweise einsetzt.
Mitte 2019 gab es in Israel, so Ronny Daniel, Fachdirektor des ILGBC, gegenüber Germany Trade and Invest, 12.500 fertiggestellte Wohnungen, die der Norm 5281 des israelischen Normeninstituts (Standards Institution of Israel) entsprechen. Die Norm legt eine Reihe von Anforderungen fest, deren Erfüllung jeweils mit einer bestimmten Punktezahl bewertet wird.
Nun sind 12.500 Wohnungen in einem Land mit knapp 2,6 Millionen Privathaushalten keine überwältigende Zahl. Allerdings befanden sich Mitte 2019 rund 20.000 weitere Wohnungen, die im Einklang mit der grünen Baunorm errichtet werden, im Baustadium.
Bei Projekten, die bereits genehmigt, aber bisher nicht in Angriff genommen wurden, ist die Datenlage ungenau, unter anderem, weil nicht alle genehmigten Projekte auch in vollem Umfang durchgeführt werden. Indessen geht Daniel davon aus, dass im Rahmen der bereits genehmigten Bauprojekte zwischen 100.000 und 160.000 "grüne" Wohnungen errichtet werden.
Unter Berücksichtigung der durchschnittlichen Bauzeit schätzt der ILGBC, dass in den kommenden Jahren rund 20 Prozent aller neuen Wohnungen im Einklang mit der grünen Baunorm errichtet werden. Die Norm ist von der Regierung nicht für verbindlich erklärt worden, was ihre Durchsetzung natürlich erschwert. Dass die Zahl der jetzt geplanten ökologisch gerechter Wohnhäuser dennoch stark zunimmt, ist einer Reihe von großen und größeren Städten zu verdanken. Sie machen die Bauabnahme der Gebäude von einer zertifizierten Erfüllung der grünen Norm abhängig.
Fortschritte macht das grüne Bauen auch bei Bürohäusern, vor allem, so Ronny Daniel, wenn große Unternehmen ihre eigenen Firmensitze bauen und an den damit einhergehenden Einsparungen bei Betriebskosten interessiert seien.
Die im Finanzministerium angesiedelte Verwaltung für Regierungswohnraum vergibt ihre Bauaufträge nur noch im Einklang mit der ökogerechten Baunorm. Trotz ihres Namens ist die Verwaltung nicht für Wohnungsbau, sondern für Bereitstellung von Amtsräumen für Ministerien und deren nachgeordnete Behörden zuständig. In dieser Funktion ist sie ein wichtiger Auftraggeber der Bauwirtschaft.
Wie das Umweltschutzministerium im Juni 2019 gegenüber Germany Trade and Invest erklärte, befinde sich ein von mehreren Ministerien anvisierter Plan zu einer umfassend umweltfreundlichen Wirtschaftspolitik im Vorbereitungsstadium. In diesem Rahmen sei geplant, die Baunorm 5281 verbindlich zu machen. Dies würde den Anteil ökologisch gerechter Neubauten in die Höhe schnellen lassen.
Unterdessen hat die israelische Einfuhr von Baustoffen in den Jahren 2016 bis 2018 kräftig zugenommen. Im Jahr 2018 lag sie in laufenden Dollarpreisen um 28,3 Prozent über dem 2015 verzeichneten Stand.
Zum Teil rührte dieses Wachstum von der Zunahme der Bauinvestitionen her.
Eine weitere Ursache war aber die Verdrängung einheimischer Produktion durch billigere Importe. Das deutlichste Beispiel dafür ist die Einfuhr von Zement. In den Jahren 2016 bis 2018 nahmen die Auslandsbezüge von Zement um 68 Prozent zu, großenteils durch stark expandierende Einfuhren aus der Türkei und aus Griechenland. Diesen beiden Ländern wird in Israel vorgeworfen Zement zu Dumpingpreisen anzubieten. Der Marktanteil des größten israelischen Zementherstellers, Nesher Cement Enterprises ging infolge der expandierenden Einfuhr von 86 Prozent 2015 auf 59 Prozent 2018 zurück.
Die Bautätigkeit wird in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter zunehmen. Zwar ist es der Regierung bisher nicht gelungen, den Wohnungsbau anzukurbeln. Allerdings bleibt die Überwindung des akuten Wohnraummangels eine vordringliche Aufgabe der Baupolitik.
Die Investitionen in Wirtschaftsbauten weisen einen klaren Aufwärtstrend auf. Die Bauarbeiten im Rahmen von Infrastrukturprojekten nahmen in den Jahren 2016 bis 2018 real um 27 Prozent zu. Für die kommenden Jahren ist eine weitere Expansion der Infrastrukturinvestitionen vorgesehen. Insgesamt bleiben die Aussichten auf dem Importmarkt für Baustoffimporte daher positiv.
Das führende Lieferland war 2018 die Türkei. Deutschland belegte unter den Top Ten Rang acht. Mit 55,4 Prozent entfiel der größte Teil der deutschen Lieferungen von Baustoffen auf Waren aus mineralischen Stoffen außer Keramik (SITC 663.3), gefolgt von Glas mit 25,9 Prozent und Baumaterial aus keramischen und feuerfesten Stoffen mit 17 Prozent. Kalk, Zement und bearbeitete Baustoffe außer Glas und Keramik spielten bei der Einfuhr aus der Bundesrepublik mit 1,8 Prozent keine bedeutende Rolle.
Land | Einfuhr, Mio. US$ | Importmarktanteil in % |
Türkei | 310,0 | 29,4 |
China | 169,7 | 16,1 |
Italien | 136,0 | 12,9 |
Spanien | 108,6 | 10,3 |
Griechenland | 56,6 | 5,4 |
USA | 51,1 | 4,8 |
Zypern | 48,2 | 4,6 |
Deutschland | 38,3 | 3,6 |
Indien | 13,9 | 1,3 |
Vereinigtes Königreich | 7,5 | 0,7 |
Quelle: UN Comtrade Database
Israel verfügt über umfangreiche eigene Produktion von Baustoffen, die sich größtenteils auf die einheimische Steinbruchbranche stützt. Die Ausfuhr von Baustoffen lag 2018 bei 338 Millionen US$ und konzentrierte sich zu 68 Prozent auf Baublöcke, Mauersteine, Ziegel, Fliesen und ähnliche Produkte (SITC 663.32)
Unternehmen | Umsatz in Mio. US$ *) | Produkte |
Readymix | 600 | Fertigbeton, Betonprodukte, Mörtel u.a. Rohstoffe für die Bauwirtschaft |
Caesarstone | 590 | Kunststein aus Quarz |
Nesher Cement Enterprises | 557 | Zement |
Inrom Construction Industries | 272 | Pflastersteine, Bordsteine, Fliesen, Betonelemente, Bauklebstoffe |
Negev Ceramics | 173 | Granitfliesen |
*) Binnenpreisangaben, umgerechnet nach dem jahresdurchschnittlichen Wechselkurs
Quelle: Dun and Bradstreet Israel
Institution | Internetadresse | Anmerkungen |
The Standards Institution of Israel | http://www.sii.org.il/896-en/SII_EN.aspx | Staatliches Normeninstitut |
The Israeli Green Building Council - ILGBC | https://ilgbc.org/about/about-ilgbc/ | Nichtregierungsorganisation zur Förderung ökologischer Bauweise |
Weitere Informationen zu Wirtschaftslage, Branchen, Geschäftspraxis, Recht, Zoll, Ausschreibungen und Entwicklungsprojekten in Israel können Sie unter http://www.gtai.de/israel abrufen.