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Israel braucht hochwertige Werkzeugmaschinen
Die israelische Industrie ist auf hochqualitative Fabrikate angewiesen. Deutschland ist der führende Lieferant. 3D-Verfahren sind bisher keine ernste Konkurrenz.
29.06.2021
Von Wladimir Struminski | Jerusalem
Markt auf Einfuhr angewiesen
In Ermangelung nennenswerter einheimischer Versorgung bezieht die israelische Industrie ihre Werkzeugmaschinen praktisch nur aus dem Ausland. Die Einfuhrzahlen sind relativ stabil. Das Coronajahr 2020 brachte zwar einen Rückgang der Einfuhr um 9,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr mit sich. Allerdings lag die Schrumpfung nicht etwa an einer Industriekrise, denn 2020 konnte die Industrie ihre Wertschöpfung real um 2,5 Prozent steigern. Deshalb ist keine nachhaltige Schmälerung der Importe zu erwarten.
Einfuhr von Werkzeugmaschinen* 2016 – 2020 (in Millionen US$)
Jahr | Einfuhr | Davon: aus Deutschland | Deutscher Importmarktanteil in % |
---|---|---|---|
2016 | 175,6 | 38,3 | 21,8 |
2017 | 189,1 | 39,7 | 21,0 |
2018 | 220,0 | 42,5 | 19,3 |
2019 | 199,8 | 36,6 | 18,3 |
2020 | 180,4 | 42,4 | 23,5 |
Das führende Lieferland war 2020, wie in den davorliegenden Jahren, Deutschland. Dabei konnten sich die deutschen Lieferungen nicht nur behaupten, sondern nahmen gegenüber dem Vorjahr um 15,8 Prozent zu. Damit stieg auch der deutsche Importmarktanteil kräftig.
Führende Lieferländer für Werkzeugmaschinen* 2020
Land | Einfuhr, Mio. US$ | Importmarktanteil in % |
---|---|---|
Deutschland | 42,4 | 23,5 |
Italien | 24,6 | 13,6 |
USA | 20,7 | 11,5 |
Japan | 18,0 | 10,0 |
China | 15,0 | 8,3 |
Schweiz | 12,9 | 7,1 |
Türkei | 8,5 | 4,7 |
Vereinigtes Königreich | 3,8 | 2,1 |
Korea (Republik) | 3,6 | 2,0 |
Österreich | 3,1 | 1,7 |
Niederlande | 2,7 | 1,5 |
Hohe Anforderungen
Israelische Industrieunternehmen stellen in aller Regel höchste Qualitäts- und Präzisionsanforderungen an Werkzeugmaschinen. Grund dafür ist die Tatsache, dass die meisten ihrer Abnehmer Produkte von hoher Qualität und Zuverlässigkeit herstellen müssen, um auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig zu bleiben. Angesichts der hohen Exportabhängigkeit der israelischen Industrie ist das überlebenswichtig.
So etwa liegt die Exportquote der Hightech-Industrie, die eine wichtige Abnehmerbranche für Werkzeugmaschinen darstellt, bei rund 70 Prozent. Der Exportanteil des Maschinenbaus am Branchenumsatz beläuft sich auf circa 60 Prozent.
Die Metall- und die Elektroindustrie erreichen weitaus niedrigere Exportquoten, doch sind auch sie in der Regel auf hochleistungsfähige Werkzeugmaschinen angewiesen, allein schon, um auf dem Binnenmarkt ausländischer Konkurrenz die Stirn bieten zu können. Schließlich verlangt auch die in der Statistik nicht erfasste, für die industrielle Erzeugung aber bedeutende Wehrtechnik, Maschinen auf Weltspitzenniveau.
Auch weniger ausgefeilte Maschinen finden ihre Käufer
Wie Marktteilnehmer erklären, sind die hohen Ansprüche israelischer Kunden der entscheidende Grund für die Dominanz von Lieferanten aus westlichen Industrieländern. Das bedeutet indessen nicht, dass Länder mit niedrigerem Lohnniveau keine Erfolge erzielen können. So baute China in den letzten Jahren seine Lieferungen nach Israel deutlich aus.
Avia Tennenbaum, Marketing- und Kundendienstdirektor des Werkzeugmaschinenimporteurs I.M.T.L Israel Machine Tools, weist darauf hin, dass weniger anspruchsvolle Werkzeugmaschinen in einem Teil der Fälle durchaus ausreichten. Sie würden, so Tennenbaum gegenüber Germany Trade & Invest, vor allem in Produktionsprozessen eingesetzt, in denen höchste Genauigkeit nicht gefordert werde.
Nischen für handgeführte Werkzeugmaschinen
Armin Abacov, Marketingdirektor der auf spanabhebende Maschinen spezialisierten Firma Blumenfeld Machines erklärt, rund 75 bis 80 Prozent der nach Israel importierten Werkzeugmaschinen seien mit numerischer Steuerung ausgestattet. Indessen gebe es durchaus Verwendungsgebiete auch für manuell geführte Werkzeugmaschinen, beispielsweise bei kurzen Produktionsserien, Prototypen oder der Herstellung einzelner Ersatzteile.
Abacov glaubt zudem, dass mehr manuell geführte Werkzeugmaschinen eingesetzt werden könnten, als es gegenwärtig der Fall sei. Größtes Hemmnis dafür sei der in Israel bestehende Mangel an Facharbeitern.
Additive Produktionsverfahren bisher keine ernsthafte Konkurrenz
Additive Produktionsverfahren, so Abacov gegenüber Germany & Invest, befänden sich in Israel erst in der Anfangsphase. Daher dürften sie sich in den kommenden Jahren zu keiner ernsthaften Konkurrenz für Werkzeugmaschinen entwickeln.
Tennenbaum glaubt ebenfalls nicht, dass 3D-Drucker herkömmlichen Werkzeugmaschinen auf absehbare Zeit massiv Konkurrenz machen werden. In ausgewählten Fällen jedoch könnten additive Produktionsverfahren jetzt schon Vorteile gegenüber der spanabhebenden Technologie vorweisen. Ein Beispiel sei die Verwendung der 3D-Technologie zur Herstellung von Komponenten, bei denen nicht der Preis, sondern ein möglichst niedriges Gewicht entscheidend ist, etwa bei Produkten für die Luft- und Raumfahrt. I.M.T.L Israel Machine Tools nimmt das Gebiet additiver Produktionsverfahren ernst und hat eine Tochterfirma für das 3D-Geschäft gegründet.
Kaum Eigenproduktion
Die einheimische Werkzeugmaschinensparte ist nicht allzu stark entwickelt. Zwar ordnete die Datenbank der Wirtschaftsinformationsfirma Dun & Brandstreet Israel im Juni 2021 rund 150 Unternehmen der Werkzeugmaschinensparte zu. Allerdings stellen sie hauptsächlich Zubehör und Komponenten, nicht aber komplette Maschinen her.
Zudem sind die Betriebe meistens klein. Eine große Mehrheit weist einen Beschäftigungsstand von weniger als 20 Arbeitskräften auf. Viele sind zugleich in anderen Sparten tätig.
Teile und Zubehör tragen die Ausfuhr
Die Ausfuhr kompletter Werkzeugmaschinen (SITC 731 und 733) verändert sich zum Teil stark von Jahr zu Jahr. In den Jahren 2019 und 2020 gewannen die Exporte von Transfermaschinen (SITC 731.23) stark an Bedeutung.
Ausfuhr von Werkzeugmaschinen inklusive Teilen und Zubehör 2016 – 2020 (in Millionen US$)
Ausfuhr | Davon: Teile und Zubehör | Davon: Werkzeughalter und selbstöffnende Gewindeschneidköpfe |
---|---|---|
58,7 | 30,5 | 7,3 |
58,7 | 27,1 | 9,0 |
70,3 | 29,9 | 13,1 |
241,0 | 170,4 | 145,4 |
142,6 | 113,3 | 100,5 |
In jedem Fall liegt die Ausfuhr kompletter Maschinen deutlich unter der Einfuhr. Anders stellt sich die Situation im Marktsegment der Teile und des Zubehörs für Werkzeugmaschinen dar. In diesem Segment ist es Israel 2019 und 2020 gelungen, die Ausfuhr auf ein neues Niveau zu heben. Das war einem sprunghaften Exportwachstum einer einzigen SITC-Gliederungseinheit geschuldet: Werkzeughalter und selbstöffnende Gewindeschneidköpfe (SITC 735.11).
Einfuhr von Werkzeugmaschinen 2019 und 2020, (in Tausend US$)
SITC-Nr. | Warenbezeichnung | 2019 | Davon: aus Deutschland | 2020 | Davon: aus Deutschland |
---|---|---|---|---|---|
731.1 | Werkzeugmaschinen zum Abtragen von Stoffen durch Laser-, Licht- oder anderen Photonenstrahl, Ultraschall, Elektroerosion, elektrochemische Verfahren oder Elektronen-, Ionen- oder Plasmastrahl | 29.345 | 5.963 | 18.867 | 3.792 |
731.2 | Bearbeitungszentren, Mehrwegemaschinen und Transfermaschinen, zum Bearbeiten von Metallen | 42.744 | 14.129 | 39.485 | 9.779 |
731.3 | Drehmaschinen zur spanabhebenden Metallbearbeitung | 17.778 | 843 | 24.248 | 6.380 |
731.4 | Bearbeitungseinheiten auf Schlitten; andere Werkzeugmaschinen zum Bohren oder Ausbohren | 3.314 | 514 | 7.979 | 1.658 |
731.5 | spanabhebende Werkzeugmaschinen zum Fräsen, Außen- oder Innengewindeschneiden von Metallen | 4.182 | 849 | 6.225 | 1.261 |
731.6 | Werkzeugmaschinen zum Fertigbearbeiten von Metallen, Hartmetallen oder Cermets mit Hilfe von Schleifscheiben, Schleifstoffen oder Poliermitteln | 17.048 | 2.696 | 10.892 | 3.748 |
731.7 | Hobelmaschinen, Waagerecht- und Senkrechtstoßmaschinen, Räummaschinen, Verzahnmaschinen, Zahnfertigbearbeitungsmaschinen, Sägemaschinen, Trennmaschinen und andere Werkzeugmaschinen zur spanabhebenden Bearbeitung von Metallen, Hartmetallen oder Cermets | 17.548 | 1.585 | 11.426 | 3.504 |
733.1 | Werkzeugmaschinen zum Freiformschmieden, Gesenkschmieden oder Hämmern von Metallen; zum Biegen, Abkanten, Richten, Scheren, Lochstanzen oder Ausklinken von Metallen; Pressen zum Bearbeiten von Metallen oder Hartmetallpulvern | 39.693 | 1.839 | 30.558 | 4.352 |
733.9 | andere Werkzeugmaschinen zum spanlosen Bearbeiten von Metallen, Hartmetallen oder Cermets | 2.084 | 110 | 4.203 | 707 |
735.1 | Werkstückhalter, selbstöffnende Gewindeschneideköpfe und Teilköpfe für Werkzeugmaschinen; Werkzeughalter | 17.733 | 5.597 | 17.786 | 4.971 |
735.9 | Teile und Zubehör, ausschließlich oder hauptsächlich für Werkzeugmaschinen der Gruppen 731 und 733 bestimmt | 5.794 | 790 | 5.989 | 928 |