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Branchen | Israel | Wasserwirtschaft

Israel braucht mehr Wasser und höhere Versorgungssicherheit

Drei Kandidaten bewerben sich um Bau und Betrieb einer neuen Entsalzungsanlage. Der Schutz vor Cyberattacken wird ausgebaut. Der Klimawandel bringt neue Probleme mit sich.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Der Bau der nächsten israelischen Großentsalzungsanlage ist einen Schritt näher gerückt. Anfang August 2021 haben drei Kandidaten ihre Bewerbungen für den Bau und Betrieb eines neuen Meerwasserentsalzungswerks im Norden der israelischen Mittelmeerküste eingereicht. Die Anlage, die eine Jahreskapazität von mindestens 100 Millionen Kubikmetern vorweisen soll, wird bei ihrer für 2025 geplanten Fertigstellung die siebte des Landes sein. Gegenwärtig sind fünf Entsalzungsanlagen an den Standorten Ashkelon, Ashdod, Palmachim, Hadera und Sorek tätig. Eine sechste - sie wird ebenfalls in  Sorek stehen - befindet sich bereits in der Realisierungsphase.

Wie das israelische Finanzministerium mitteilte, haben sich nach einer Vorausschreibung drei Unternehmen um das Projekt beworben: die auf Wasserentsalzung und -behandlung spezialisierte GES-Gruppe, der Meerwasserentsalzungsspezialist IDE und die 4A Desalination Group. Im Rahmen des Verfahrens wird der Ausschreibungsausschuss zwei Bieter mit den am höchsten bewerteten Angeboten auswählen können. Dabei muss nach dem BAFO-Verfahren (Best and Final Offer) auch ein gesichertes Finanzierungspaket vorgelegt werden.

Entsalzungskapazität steigt bis 2025 um die Hälfte 

Die Projektkosten werden umgerechnet auf rund 300 Millionen US-Dollar geschätzt. Wie auch bei den anderen Meerwasserentsalzungsanlagen handelt es sich bei dem neuen Vorhaben um ein öffentlich-privates Projekt, bei dem der Ausschreibungssieger die Anlage baut und 25 Jahre betreibt. Danach geht sie in staatliche Hände über.

Die Leistungsfähigkeit der fünf heute tätigen Entsalzungsanlagen liegt bei 585 Millionen Kubikmetern. Nach Fertigstellung der zweiten Anlage in Sorek und des jetzt ausgeschriebenen Vorhabens im Norden wird die landesweite Kapazität für entsalztes Meerwasser auf circa 885 Millionen Kubikmeter steigen: rund 50 Prozent mehr als heute. Damit, so das Finanzministerium, werden die ab 2025 tätigen sieben Anlagen 85 bis 90 Prozent des von Haushalten und Industriebetrieben genutzten Trinkwassers liefern.

Cyberabwehr wird verstärkt

Es ist aber nicht nur die Wasserbereitstellung, die Israel bei der Sicherung der Wasserversorgung Sorgen bereitet. Vielmehr hat die israelische Wasserbehörde (Water Authority) im Juli 2021 die israelische Firma SIGA OT Solutions mit dem Schutz gegen Cyberangriffe auf Israels Wasserversorgungssystem beauftragt. Dabei soll die physische Infrastruktur der Wasserwirtschaft nicht nur vor Eingriffen in ihre Funktionsfähigkeit, sondern auch vor Erpressungssoftware geschützt werden.

Der Entschluss zu verstärktem Cyberschutz folgt Cyberattacken auf israelische Wasserversorgungsanlagen im Jahr 2020. Zwar handelte es sich dabei laut Medienberichten um relativ begrenzte Angriffe, die abgewehrt werden konnten, bevor Menschen zu Schaden kamen. Indessen nahm Israel die Bedrohung ernst. Nach Angaben der nationalen Cyberverwaltung (National Cyber Directorate) hätten die von den Urhebern des Vorfalls geplanten Einträge schädlicher Substanzen ins Trinkwasser zahlreiche Menschen gefährden können. Internationale Medien brachten den Angriff auf die Wasserinfrastruktur mit dem zumeist verdeckten Schlagabtausch zwischen Israel und dem Iran in Verbindung.

Klimawandel schmälert Wassermengen

Auch der Klimawandel droht Israels Wasserwirtschaft zu belasten. Zwar hat eine im Juli 2021 von einem israelischen Forscherteam veröffentlichte Studie befunden, dass sich die jährlichen Niederschlagsmengen in den letzten 45 Jahren nicht verändert hätten. Allerdings sei die winterliche Niederschlagssaison kürzer und unstetiger geworden. So komme es im Winter zunehmend zu niederschlagsfreien Perioden, denen immer öfter heftige Regenfälle folgen, die zu Überflutungen führen. Beide Erscheinungen schmälern die Wassermenge, die dem Wassersystem aus natürlichen Quellen zugeführt werden kann.

Zudem warnen israelische Experten vor einer fortschreitenden Erderwärmung und damit dem Austrocknen des Bodens sowie einer Schädigung der Flora. Dadurch könne weniger Wasser in den Boden eindringen, während die Verdunstung wegen der höheren Temperaturen zunehme.

Auf diese Erscheinungen muss sich die Wasserwirtschaft einstellen. Zum einen erhöht eine geschmälerte natürliche Wassermenge den Entsalzungsbedarf. Zum anderen muss die Infrastruktur ausgebaut werden, um die Überschwemmungsschäden zumindest zu reduzieren.

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