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Israels Möbelindustrie: Weniger Umsatz, höhere Effizienz

Die Branche hat die Coronakrise recht gut überstanden. Zwar gab die Produktion nach, doch legte die Produktivität zu. Der Umsatz lag bei 2,4 Milliarden US-Dollar.


Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Höhere Produktivität durch Personalabbau und Modernisierung

Im Jahr 2020 ging die Wertschöpfung der israelischen Möbelindustrie in realen Binnenpreisen um 3,7 Prozent zurück. Zu welchen Anteilen das an der Pandemie lag oder aber die Fortsetzung einer längerfristigen Abwärtsentwicklung bedeutet, lässt sich schwer beurteilen. Bereits in den beiden vorangegangenen Jahren hatte die Produktion nachgegeben.

Dennoch machte die Produktivität der Branche einen Sprung nach oben. Da die Beschäftigtenzahl 2020 viel stärker als die Wertschöpfung nachgab, verbuchte die Leistung je Beschäftigten einen kräftigen Anstieg um 6 Prozent. Der Umsatz der Möbelindustrie erreichte 2,4 Milliarden US-Dollar (US$).

Der scharfe Rückgang der Beschäftigtenzahl war zumindest zum Teil eine Folge der verfügten Distanzierungsregeln und Lockdowns. Auffällig ist allerdings, dass die Produktion der Branche in viel geringerem Maß als die Beschäftigung gelitten hat. Damit liegt die Schlussfolgerung nahe, dass die Entlassungen oder Zwangsbeurlaubungen vor allem in Betrieben mit geringerer Produktivität vorgenommen wurden. Bei diesen handelt es sich in vielen Fällen um kleine, oft noch weitgehend mit handwerklichen Methoden arbeitende Firmen.

Entwicklung der israelischen Möbelindustrie 2016 - 2020 (Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent)

Jahr

Wertschöpfung real

Beschäftigtenzahl

Wertschöpfung je Beschäftigten, real

2016

6,4

4,1

2,4

2017

2,3

-2,9

5,7

2018

-0,3

1,2

-1,7

2019

0,1

-2,7

2,8

2020

-3,7

-9,1

6,0

Quelle: Statistische Monatsschrift (Monthly Bulletin of Statistics)

Viele Kleinbetriebe

Nach Angaben der US-amerikanischen Wirtschaftsinformationsfirma Dun & Badstreet sind in Israel fast 500 Möbelhersteller tätig. Von diesen erreichen die meisten lediglich einen Jahresumsatz von umgerechnet weniger als einer halben Million US$. Aus Angaben der Tochterfirma von Dun & Bradstreet, Dun & Bradstreet Israel, geht hervor, dass die allermeisten Möbelbauer weniger als 20 Mitarbeiter beschäftigen.

Das bedeutet nicht, dass die Kleinbetriebe keine wichtige Aufgabe erfüllten. Indem sie oft maßgeschneiderte Möbel anfertigen, können sie Haushalten helfen, die vorhandene Wohnfläche optimal zu nutzen. Sie trugen denn auch in hohem Maße dazu bei, dass 2020 immer noch 74 Prozent des auf dem israelischen Markt erzielten Umsatzes auf einheimische Erzeugnisse entfielen.

Ebenso unbestritten ist aber auch, dass viele von ihnen ein Produktivitätsproblem haben. Ihre Fähigkeit, sich auf modernere Produktionsmethoden umzustellen, wird die Zukunft der Branche stark prägen.

Führende Hersteller setzen auf modernste Technik

Die 2020 verzeichnete Effizienzsteigerung der Branche liegt aber nicht nur an der Stilllegung kleiner Betriebe, sondern auch an Rationalisierungsmaßnahmen größerer Unternehmen. Wie die im Rahmen der Industriellenvereinigung agierende Vereinigung der Möbelindustrie im April mitteilte, haben zahlreiche Hersteller 2020 massiv in Automation und Robotisierung investiert. Die Vereinigung vertritt rund 60 führende Hersteller von Haushaltsmöbeln inklusive Einbauküchen sowie von Büromöbeln.

Nachfrageschwäche in der Krise

Der Möbelumsatz gab 2020 in laufenden Binnenpreisen um 1,6 Prozent nach. Das lag an einer binnenwirtschaftlichen Nachfrageschwäche. Zwar haben zahlreiche Israelis die Lockdowns genutzt, um ihr Zuhause neu auszustatten und gaben mehr Geld für Möbel aus. Auf der anderen Seite aber sahen sich viele Haushalte wegen Einkommensverlusten, hoher Arbeitslosigkeit und ungewissen Zukunftsaussichten zum Sparen gezwungen.

Die Importe konnten ihr Niveau in Dollarpreisen mit einem kleinen Plus von 0,3 Prozent zwar halten. In einheimischer Währung sank die Einfuhr aber um 3,2 Prozent, und zwar wegen einer Aufwertung des Israelischen Schekels gegenüber dem US-Dollar.

Die Exporte nahmen 2020 deutlich zu, auch wenn sie damit die empfindlichen Verluste vorangegangener Jahre nur zu einem kleinen Teil wettmachen konnten. Auffällig ist der hohe Anteil von Kunststoffmöbeln am Export; 2020 betrug er 50,2 Prozent. Das ist hauptsächlich dem regen Weltmarktgeschäft des größten israelischen Herstellers von Kunststoffprodukten, Keter Plastic, geschuldet, der ein breites Sortiment von Kunststoffmöbeln exportiert.

Einfuhr und Ausfuhr von Möbeln 2016 - 2020 (Millionen US$)

Jahr

Einfuhr

Davon: aus Deutschland

Deutscher Importmarktanteil in Prozent

Ausfuhr

2016

637,1

26,2

4,1

129,2

2017

741,2

27,1

3,7

136,4

2018

785,2

27,8

3,5

127,3

2019

816,1

27,4

3,3

100,9

2020

818,5

26,1

3,2

108,7

Quelle: UN Comtrade Database

Verkaufszentren gewinnen an Bedeutung

Die wichtigste Einzelhandelsfirma auf dem Möbelmarkt ist das israelische Franchise von IKEA, dessen expandierendes Verkaufsnetz inzwischen fünf Möbelkaufhäuser und ein Fachzentrum für Küchen umfasst. Ein weiteres Verkaufskonzept, das künftig eine zunehmend wichtige Rolle spielen dürfte, sind Shoppingmalls für Möbel sowie Haus- und Haushaltszubehör.

Zwei solcher Einkaufszentren, Design City in dem östlich von Jerusalem in der Westbank gelegenen Mishor Adumim sowie Redesign in der nordisraelischen Stadt Kiryat Ata standen im April 2021 kurz vor der Eröffnung. Sie werden sowohl IKEA als auch kleineren Möbelfachgeschäften Konkurrenz machen.

China führt den Importmarkt mit großem Abstand an

Das führende Lieferland Israels war 2020 mit großem Abstand China, gefolgt von Italien und der Türkei. Deutschland belegte Rang fünf der Top Ten. In dem Jahrfünft 2016 bis 2020 wies der deutsche Importmarktanteil einen rückläufigen Trend auf.

Führende Lieferländer für Möbel 2020 (Millionen US$)

Land

Einfuhr

Importmarktanteil in Prozent

China

313,8

38,3

Italien

130,8

16,0

Türkei

93,9

11,5

Polen

39,9

4,9

Deutschland

26,1

3,2

Rumänien

24,0

2,9

USA

18,9

2,3

SVR Hongkong

16,7

2,0

Litauen

13,7

1,7

Bulgarien

10,9

1,3

Quelle: UN Comtrade Database

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