Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | Israel | Kunststoffindustrie

Kunststoffindustrie trotz Corona stabil

Die Kunststoff- und Kautschukindustrie überstand das Jahr 2020 ohne Umsatzeinbußen. In den kommenden Jahren muss sie sich aber mit stagnierender Produktion auseinandersetzen.

Von Wladimir Struminski | Israel

Abnehmerbranchen von der Krise kaum betroffen

Im Jahr 2020 konnte die israelische Kunststoff- und Kautschukindustrie ihren Umsatz in laufenden Binnenpreisen halten. Das war vor allem dem Inlandsgeschäft zu verdanken, während die Ausfuhr in Dollarpreisen um 2,9 Prozent sank und in Binnenpreisen wegen der Aufwertung des Neuen Schekels um 6,2 Prozent nachgab.

Die Umsatzstabilität führt Israels zweitgrößte Bank, Bank Leumi le-Israel auf den Kundenstamm der israelischen Kunststoffhersteller zurück, die vor allem die Industrie, das Bauwesen und die Landwirtschaft beliefern. Diese drei Sektoren wurden von der Pandemie relativ wenig oder gar nicht betroffen. Hinzu komme, dass Corona die Nachfrage nach bestimmten Produkten wie etwa Trennwänden oder Trennschirmen zum Schutz vor der Ansteckung nach sich gezogen habe.

Die jüngste verfügbare statistische Aufschlüsselung der Kunststoff- und Kautschukproduktion nach Unterkategorien, die das Jahr 2018 erfasst, zeigt in der Tat, dass 76 Prozent des Umsatzes der Kunststoffindustrie auf Kunststoffröhren und -planen, Kunststofftafeln und -rohre sowie Kunststoffprodukte zur technischen, landwirtschaftlichen und industriellen Verwendung entfielen. Demgegenüber wurden nur 5,3 Prozent des Umsatzes mit Haushaltsprodukten aus Kunststoff inklusive Bestecke und Küchenutensilien erzielt.

Umsatz und Wertschöpfung treten auf der Stelle

Allerdings sieht sich die Branche seit Längerem einem anderen Problem gegenüber: Sowohl die Produktion als auch die Produktivität stagnieren. Im Jahr 2020 konnte die Wertschöpfung der Kunststoff- und Kautschukbranche zwar um 1,5 Prozent steigen, doch lag sie um 0,9 Prozent unter dem Stand von 2016.

In Dollarwerten konnte der Umsatz der Branche in den letzten Jahren zwar einen positiven Trend vorweisen, doch lag dies nur an der Aufwertung des Neuen Schekels (NIS) gegenüber der US-amerikanischen Währung. Wie die Analyse der Bank Leumi le-Israel feststellt, gerät auch die Rentabilität der Branche unter Druck.

Umsatz und Wertschöpfung der Kunststoff- und Kautschukindustrie 2016 - 2020

Jahr

Umsatz in  Mrd. US$ 1)

Wertschöpfung, Veränderung zum Vorjahr in Prozent 2)

Wertschöpfung je Beschäftigten,  Veränderung zum Vorjahr in Prozent 2)

2016

5,0

8,4

9,6

2017

5,1

0,7

-1,5

2018

5,5

-1,2

-0,8

2019

5,3

-1,9

-1,5

2020

5,6

1,5

3,2

1) Angaben in NIS ausgewiesen; Dollarangaben nach dem jahresdurchschnittlichen Wechselkurs berechnet; 2) in realen BinnenpreisenQuelle: Statistische Monatsschrift (Monthly Bulletin of Statistics), diverse Ausgaben, Zentralamt für Statistik (Central Bureau of Statistics)

Die Wertschöpfung je Beschäftigten konnte 2020 nach drei Jahren, in denen sie rückläufig war, erstmals steigen, und zwar um 3,2 Prozent, wobei der Beschäftigungsstand um 1,6 Prozent nachgab. Ob das der Beginn einer Wende oder eine einmalige Folge der Krise ist, in der vor allem weniger effiziente Betriebe Mitarbeiter entlassen oder zwangsbeurlauben mussten, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen.

Kleinere Unternehmen ohne Zugang zum Weltmarkt

In jedem Fall hat die Kunststoff- und Kautschukindustrie ein Strukturproblem: Kleine Hersteller sind so gut wie gar nicht auf dem Weltmarkt vertreten. Wie sich aus der Analyse der Bank Leumi le-Israel ergibt, entfallen nur 8 Prozent der Branchenexporte auf Betriebe mit einem Gesamtjahresumsatz von weniger als 50 Millionen NIS (rund 15 Millionen US-Dollar, US$), obwohl diese Betriebe die überwältigende Mehrheit der schätzungsweise knapp 500 Hersteller ausmachen. In einem Land wie Israel, dessen Binnenmarkt bei 9,3 Millionen Einwohnern überschaubar ist, ist das ein wesentliches Wachstumshindernis. Dieses wird ohne Rationalisierungsmaßnahmen kaum zu überwinden sein.

Keine Dynamik bei Investitionen

Indessen zeigen auch die Investitionen der Branche keinen Aufwärtstrend. Das zeigt sich an der amtsstatistischen Erfassung der Industrieinvestitionen in importierte Maschinen und Ausrüstungen. Eine ähnliche Statistik für Investitionen in einheimische Fabrikate liegt nicht vor, doch spielen diese nur eine untergeordnete Rolle.

Das Gros der Maschinen- und Ausrüstungsinvestitionen der Branche entfällt auf Kunststoffmaschinen (HS 84.77). Zwar sind die beiden statistischen Reihen - Investitionen in importierte Maschinen und Ausrüstungen, die Teil der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung sind, beziehungsweise die von der Außenhandelsstatistik ausgewiesenen Importe von Kunststoffmaschinen nicht direkt vergleichbar. Indessen zeigt sich, dass auch der Einfuhr von Kunststoffmaschinen in den letzten Jahren keine Dynamik innewohnt.

Maschinen- und Ausrüstungsinvestitionen der Kunststoff- und Kautschukindustrie 2016 - 2020

Jahr

Investitionen in importierte Maschinen und Ausrüstungen in Millionen US$ *)

Einfuhr von Kunststoffmaschinen in Millionen US$

2016

137

104

2017

155

116

2018

144

112

2019

132

105

2020

144

96

*) Diese Angaben werden in NIS ausgewiesen; die Dollarangaben wurden nach dem jahresdurchschnittlichen Wechselkurs berechnetQuelle: Statistische Monatsschrift, diverse Ausgaben, Zentralamt für Statistik

Das führende Lieferland Israels für Kunststoffmaschinen war 2020 China mit einem Importmarktanteil von 21,8 Prozent, gefolgt von Italien mit 19 Prozent und Deutschland mit 16,9 Prozent beziehungsweise 16,2 Millionen US$. Mit deutlich niedrigeren Lieferwerten folgten Österreich, Japan und die USA.

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.