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Dass Israel ultraschnelle Datenübertragung benötigt, ist unumstritten. Bisher blieb eine umfassende Einführung von Glasfasernetzen und 5G-Diensten dennoch aus. Das ändert sich nun.
25.03.2021
Von Wladimir Struminski | Jerusalem
Bei Glasfasernetzen laufen 2021 gleich mehrere Entwicklungen an. Im März gab das größte israelische Telekommunikationsunternehmen, Bezeq, die Inbetriebnahme seines zum Teil bereits verlegten Glasfasernetzes bekannt. Nach Mitteilung des Unternehmens erhalten 250.000 Haushalte unverzüglich die Möglichkeit, sich an das neue Netz anzuschließen. Bis Ende 2021 soll das Netz zu 40 Prozent aller Haushalte erreichen.
Zunächst bietet Bezeq Surfgeschwindigkeiten von 600 Megabit bis 1 Gigabit pro Sekunde an. Binnen mehrerer Wochen soll auch eine Geschwindigkeit von 2,5 Gigabit pro Sekunde verfügbar sein. In den kommenden Jahren will die Firma „Milliarden Schekel“ in den Ausbau des Glasfasernetzes investieren. (Eine Milliarde Neue Schekel entspricht rund 300 Millionen US-Dollar.)
Bezeq ist nicht der einzige Marktteilnehmer, der den Markt für ultraschnelles Internet entschlossen ansteuert. Auch das bisher nur langsam voranschreitende Glasfasernetz der Firma IBC soll beschleunigt verlegt werden. Zu diesem Zweck hat das Kommunikationsressort im Februar 2021 die Übernahme der Kontrolle über IBC durch den Telekomkonzern HOT genehmigt. Auch das Telekomunternehmen Cellcom ist an der von HOT angeführten Gruppe beteiligt. Im Gegenzug für die Übernahmegenehmigung musste sich HOT verpflichten, innerhalb von fünf Jahren 1,7 Millionen ultraschnelle Internetverbindungen zu verlegen.
Der Bedarf an Glasfaseranschlüssen ist, wie Tal Elimelech, leitender Direktor der Regulationsabteilung im Kommunikationsministerium (Ministry of Communications) gegenüber Germany Trade & Invest erklärte, sowohl im Haushaltssektor als auch in Wirtschaft und Verwaltung groß. Zudem nehme die Zahl der Haushalte in Israel um rund 2 Prozent pro Jahr zu.
Ein weiterer großer Marktteilnehmer für die Glasfaserinfrastruktur ist das Telekommunikationsunternehmen Partner. Das Kommunikationsministerium will allerdings auch kleineren Anbietern die Verlegung regionaler Glasfasernetze erlauben. Damit sollen bisher unterversorgte Landesteile oder Sektoren schneller bedient werden. Den Anfang macht die Firma NoorCom, die vom Ministerium eine Lizenz zur Infrastrukturverlegung in von Angehörigen der arabischen Minderheit bewohnten Ortschaften erhalten hat. Weitere kleinere Anbieter dieser Art sollen hinzukommen.
In jedem Fall steht Israel in den kommenden Jahren vor einem Investitionsschub in den Ausbau seiner Glasfaser-Infrastruktur. Dabei muss ein angemessener Anschluss von Haushalten in peripheren Regionen sichergestellt werden, auch wenn die Verlegung von Telekommunikationsnetzen weniger rentabel ist.
Parallel zu den Glasfasernetzen wird auch das 5G-Netz für superschnelle mobile Datenübertragung errichtet. Nachdem die Ausschreibung von Frequenzen im August 2020 abgeschlossen wurde, lief die Installierung von 5G-Antennen an. Wie Elimelech erklärte, befinde sich der Aufbau des 5G-Netzes mit circa 850 Antennen noch in der Anfangsphase. Indessen werde dieses Netz binnen einiger Jahre große Teile des Landes erfassen.
Von einem umfassenden Glasfaser- und 5G-Netz verspricht sich Israel wichtige gesamtwirtschaftliche Wachstumsimpulse und ist bemüht, möglichst viele Anwendungen für die ultraschnelle Datenübertragung zu entwickeln. Deshalb fördert das Kommunikationsministerium in Zusammenarbeit mit der Innovationsbehörde die Entwicklung von 5G-Anwendungen.
Im September 2020 schrieben das Ministerium und die Behörde einen ersten Wettbewerb für die Entwicklung solcher Anwendungen aus. Kurz vor Jahresende wurden fünf Gewinner bestimmt, die nun Fördermittel für die Realisierung ihrer Ideen erhalten. Zu den Wettbewerbssiegern gehörte ein Projekt für Telemedizin und eines für Smart-City-Technologie. Eine zweite Ausschreibung ist in Vorbereitung.
Um die Nutzung schneller Übertragungsdienste durch private und gewerbliche Kunden zu fördern, stellte das Kommunikationsministerium im März 2021 eine Reihe von drahtlosen Telekommunikationsgeräten von der Pflicht frei, bei kommerzieller Einfuhr eine Zulassung durch das Ministerium zu beantragen. Unter anderem handelt es sich um Produkte, die für das Smarthome bestimmt sind. Bereits zuvor waren die betreffenden Geräte bei persönlicher Einfuhr durch Privathaushalte von der Zulassungspflicht befreit worden.
Defizite weist Israel aber nicht nur bei superschnellen Verbindungen auf. Bisher ist die Gesamtfläche des Landes lediglich zu 75 Prozent mit mobilen 4G Diensten abgedeckt, und auch in diesem Fall sind es vor allem dünn besiedelte, periphere Regionen, die hinter anderen Landesteilen zurückbleiben.
Da der Aufbau eines 5G-Netzes erst anläuft, will die Regierung das 4G-Netz ausbauen. Im Februar 2021 hat das Kommunikationsministerium die Anbieter von 4G-Diensten angewiesen, die Netzabdeckung auf 95 des Landesgebietes auszuweiten. Um dies zu erleichtern, erlaubt das Ressort konkurrierenden Unternehmen, in den betroffenen Regionen gemeinsam zu nutzende Antennen aufzustellen.
War der Ausbau der Telekommunikationsinfrastruktur bereits vor der Coronakrise überfällig, so wurde er durch die Epidemie noch dringender. Wie die Beratungsfirma TASC Consulting and Capital in einer Erhebung feststellte, habe die Hälfte der Internetnutzer während der Krise Probleme beim Surfen erlebt. Gleichzeitig habe Corona neue Nachfragemuster nach Internetdiensten geschaffen.
Beispielsweise prognostiziert TASC, dass internetgestützter Unterricht sich zur „neuen Normalität“ entwickeln werde. Zudem habe die Krise zu höherer Internetnachfrage in zwei großen Verbrauchergruppen geführt, die bisher auf diesem Gebiet unterrepräsentiert waren: arabischen Israelis und ultraorthodoxen Juden. Nach Auffassung von TASC dürfte sich diese Entwicklung auch künftig fortsetzen. Angehörige der arabischen Bevölkerungsgruppe und die Ultraorthodoxen machen rund 30 Prozent der Landesbevölkerung aus.
Einrichtung | Anmerkungen |
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Kommunikationsministerium | |
Landesgrößtes Telekommunikationsunternehmen | |
Telekommunikationsunternehmen | |
Telekommunikationsunternehmen | |
Telekommunikationsunternehmen | |
Telekommunikationsunternehmen, mit der Verlegung von Glasfasern im arabischen Sektor beauftragt |