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Branchenbericht Italien Robotik, Automation
Mailand (GTAI) - Italien muss den digitalen Wandel angehen. Das Land fragt verstärkt digitale Technologien nach.
19.06.2019
Italiens Markt für Informationstechnologie setzte laut Branchenverband Assintel 2018 rund 22,8 Milliarden Euro um, ein Plus von 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für 2019 soll das Plus bei 2,3 Prozent, in den folgenden zwei Jahren jeweils bei 2 Prozent liegen. Bis 2021 wird der Umsatz so auf etwa 24 Milliarden Euro zulegen, erwartet Assintel. Erfolgreichstes Marksegment war 2018 die Software mit einem Plus von 4,7 Prozent, vor Dienstleistungen (1,4 Prozent), während der Hardwareumsatz um 1,3 Prozent sank.
Für den gesamten digitalen Markt Italiens, der auch Segmente wie digitale Inhalte, Werbung und Netzwerkdienstleistungen umfasst, gibt der Verband der Digitalwirtschaft Assinform für 2018 einen Umsatz von 70,5 Milliarden Euro an, 2,5 Prozent mehr als 2017. Der Verband rechnet für 2019 ebenfalls mit einem Umsatzplus von 2,5 Prozent. Gute Aussichten bescheinigt er den Sparten Entwicklung und Systemintegration, Outsourcing, Beratung, Ausbildung und Industrie 4.0-Anwendungen. Letztere werden dem Verband zufolge von "Digital Enablers" wie Internet of Things (IoT), Cloud und Big Data angetrieben.
Wachstum der Digital Enablers in Italien (in Mio. Euro)*)
Segment | Umsatz | Veränderung 2018/17 in Prozent |
Mobile Business | 3.855 | 9,4 |
IoT | 2.960 | 19,2 |
Cloud | 2.302 | 23,6 |
Cybersecurity | 1.006 | 12,2 |
Big Data | 913 | 18,1 |
Wearables | 563 | 15,3 |
Netzbasierte Steuerungsplattformen | 423 | 13,7 |
KI/Kognitive Computing | 135 | 69,1 |
Blockchain | 20 | 25,0 |
*) Abgrenzung der Segmente bei Assinform und Assintel nicht deckungsgleich
Quelle: Assinform
Es sind vor allem die verarbeitende Industrie, Banken, der Handel, Versicherungen, Energieversorger, der Gesundheitssektor und die Logistikbranche, die immer stärker Informationstechnologie nachfragen, berichtet Assinform. Regional ist die Nachfrage auf die Lombardei, Latium, das Piemont, Venetien und die Emilia-Romagna fokussiert. Der Nordwesten macht 25 Prozent des Informations- und Kommunikationstechnologie- (IKT) Marktes aus, der Nordosten 21 Prozent und Zentralitalien 27 Prozent.
Ein Motor für den nötigen Evolutionssprung von Italiens Firmen ist die Public Cloud, in die 2019 laut Assintel rund 1,8 Milliarden Euro investiert worden ist, 25 Prozent mehr als 2018. Allen voran Platform-as-a-Service und Infrastructure-as-a-Service legen stark zu. Für Cloud Storage erwartet der Verband 2019 einen Anstieg der Investitionen um 31 Prozent auf rund 306 Millionen Euro. Die Ausgaben für Big Data and Analytic Solutions werden 2019 über 17 Prozent auf rund 400 Millionen Euro steigen.
Investitionen in IoT sollen 2019 um 18 Prozent wachsen, auch hier liegt die Software vorn. Ihr Absatz wird der Prognose zufolge 2019 um rund 19 Prozent zulegen. Auch beim Thema künstliche Intelligenz erwartet Assintel hohe Zuwächse, obwohl Italiens Unternehmen mit Investitionen hier bislang vergleichsweise zurückhaltend sind.
Der Nachholbedarf und der Handlungsdruck, den digitalen Wandel anzugehen, ist bei Italiens Unternehmen hoch. Laut einer Untersuchung der Deutsch-Italienischen Handelskammer arbeiten bislang nur 28 Prozent der großen italienischen Firmen mit Forschungsinstituten zusammen, während es in Deutschland 44 Prozent sind. Auch bei den digitalen Kompetenzen gibt es in Italien noch viel Handlungsbedarf. Nur 26 Prozent der über 15-jährigen verfügen über gute digitale Kompetenzen, in Deutschland sind es mehr als 35 Prozent.
Im Desi Digitalisierungsindex der Kommission der Europäischen Union (EU) rangiert Italien seit einigen Jahren am unteren Ende. In der jüngsten Veröffentlichung von 2019 liegt Italien in der EU nur noch vor Polen, Griechenland, Rumänien und Bulgarien. Während Italien in den Kategorien Konnektivität (Breitbandreichweite und -preise, 5G-Vorbereitung) und öffentliche digitale Dienstleistungen gut abschneidet, schlagen besonders die geringen digitalen Kompetenzen negativ ins Kontor, hier landet Italien auf dem vorletzten Platz. Ein Drittel der Bevölkerung benutzt das Internet nicht regelmäßig, rund die Hälfte hat keine digitalen Grundkenntnisse. Digitale Dienstleistungen und E-Commerce werden entsprechend unterdurchschnittlich in Anspruch genommen.
Je größer das Unternehmen, desto größter auch der Anteil der Ausgaben für IT-Dienstleistungen. Sie betragen bei Unternehmen mit 50 bis 249 Mitarbeitern, rund 40 Prozent, während sie bei 10 bis 49 Mitarbeitern 11 Prozent und bei unter 9 Mitarbeitern 5 Prozent ausmachen. Laut Assintel merken jetzt aber auch die kleineren Firmen, dass sie IT-Dienstleistungen auslagern müssen, wissen aber oft noch nicht wie.
Laut der Untersuchung von Assintel haben rund 19 Prozent der italienischen Firmen noch keine Strategie für den digitalen Wandel, 15 Prozent definieren gerade eine Strategie und 5 Prozent haben eine Strategie entwickelt, sind aber noch nicht tätig geworden. Nur 8 Prozent haben alle gesetzten Ziele erreicht. Besonders ungünstig und noch schlechter als Kleinstunternehmen schneiden überraschend Mittelständler ab, bei denen rund 40 Prozent noch keinerlei Aktion bezüglich des digitalen Wandels ergriffen haben.
Bezüglich der geplanten Investitionen in Informations- und Kommunikationstechnolgie (IKT) liegen mittelständische Unternehmen hingegen vor allen anderen Unternehmensgruppen. Rund 34 Prozent der Mittelständler wollen ihre IKT-Investitionen 2019 erhöhen: Etwa 12 Prozent der Mittelständler planen 2019 zwischen 5 und 10 Prozent mehr als 2018 für IKT auszugeben, etwa 8 Prozent planen sogar 10 Prozent höhere Investitionen. Von den Großunternehmen wollen etwa 28 Prozent ihre IKT-Investitionen steigern, bei den kleinen 13 Prozent und bei den Kleinstfirmen 18 Prozent.
Wichtigste Investitionsfelder in der IKT sind für Italiens große Firmen Kostensenkung und -kontrolle, Prozessautomatisierung und -optimierung, Qualitätsverbesserung/Servicezeiten, Systemsicherheit und Erneuerung der IT-Infrastruktur. Dabei ist für die großen Konzerne das Thema Systemsicherheit von hoher Priorität. Mittlere Unternehmen haben ähnliche Schwerpunkte, legen aber weniger Wert auf Operative Continutity/Disaster Recovery, Systemrationalisierung und Mobilität. Kleinen Unternehmen ist unter anderem Kostenkontrolle, Automatisierung, Qualitätsverbesserung und Innovation/neue IT-Infrastruktur wichtig, während Kleinstunternehmen besonders auf die Innovation des Kerngeschäfts hoffen und noch kaum in Outsourcing oder Sicherheit investieren.
Ein stark wachsender Markt sind Data-Center. Tendenz ist, dass die in Italien besonders häufigen kleineren Unternehmen ihre Daten auslagern und dabei auf eine bestehende Struktur eines Dienstleisters zurückgreifen, der zum Beispiel Energieversorgung, Sicherheit und Kühlung bereitstellt und garantiert. Das deutsche Unternehmen Rittal, das unter anderem Racks, Gehäuse, Kühl- und Energieausrüstung für Rechenzentren liefert, intensiviert ihr Engagement in Italien und zog im Mai in ein größeres Hauptquartier in der Nähe von Mailand, inklusive modernstem Data Center. Die französische Data 4 eröffnete Mitte Juni ihr viertes Datacenter bei Mailand und plant bereits weitere zwei.
Kontakt | Internetadresse | Anmerkung |
GTAI-Italienseite | http://www.gtai.de/italien | Wirtschafs- und Brancheninformationen |
Deutsch-Italienische Handelskammer Mailand | http://www.ahk-italien.it | Kontakte vor Ort und Hilfe beim Markteinstieg, Ansprechpartner Energie/Umwelt: Fabio Messina, messina@deinternational.it |
Assintel | http://www.assintel.it | IKT-Verband und Think Tank |
Assinform | http://www.assinform.it | Nationaler Verband der digitalen Wirtschaft |
Weitere Informationen zum Land finden Sie unter http://www.gtai.de/Italien