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Branchenbericht Italien Tourismus
Mailand (GTAI) - Italien steht weiterhin hoch im Kurs bei Touristen. Die Branche wächst, doch besonders in Städten sind die Hotels veraltet und teuer; Zeit für Sanierung und neue Konzepte.
13.08.2018
Jüngsten Schätzungen zufolge erzielte die italienische Reisebranche 2017 rund 94,1 Milliarden Euro Umsatz, was 5,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht. Nach Prognosen des World Travel & Tourism Council (WTTC) wird die Tourismusbranche im Jahr 2018 um weitere 1,9 Prozent wachsen. Dieses Wachstumsniveau wird im kommenden Jahrzehnt anhalten. Die WTTC erwartet für 2028 ein Umsatzniveau von 116,2 Milliarden Euro und einen Anstieg des BIP-Anteils auf 6,2 Prozent.
Im internationalen Kontext rangiert die italienische Tourismusbranche auf Platz sechs der Welt, allerdings wächst der Tourismus in anderen Ländern deutlich schneller als in Italien. In einem Vergleich von 185 Ländern kommt das Mittelmeerland gemessen an der langfristigen Wachstumsprognose (2018 bis 2028) nur auf Platz 164. Dieses Ergebnis deutet auf einen reifen Markt hin, allerdings gibt es in vielen Segmenten gute Marktchancen.
Der Anstieg der Touristen aus dem Ausland ist der Haupttreiber der positiven Entwicklung der vergangenen Jahre. Gut 91 Millionen ausländische Touristen haben 2017 Italien besucht und gaben 39,2 Milliarden Euro aus. Im Vergleich zum Vorjahr sind beide Indikatoren stark angestiegen. Die Ausgaben stiegen mit 7,7 Prozent stärker an als die Ankünfte mit 6 Prozent, ein Zeichen für die positive Entwicklung im Hochpreissegment.
Die Bilanz durch Incoming und Outgoing Tourismus fällt für Italien positiv aus: ausländische Besucher gaben deutlich mehr Geld aus als italienische Touristen im Ausland. Damit belief sich der positive Saldo für die italienische Wirtschaft auf 15 Milliarden Euro, was wiederum fast 1 Prozent des BIP entspricht.
Die wichtigsten Herkunftsländer, gemessen an der Zahl der Touristen, waren 2017 Deutschland, die Schweiz und Frankreich. Aus diesen drei Ländern kamen 45 Prozent der Reisenden nach Italien. Bei Geschäftsreisen lag Deutschland als Herkunftsland weit vorne. An zweiter Stelle rangiert Frankreich. Bei den Gesamtausgaben der ausländischen Touristen lag Deutschland an erster Stelle gefolgt von den USA, Frankreich und dem Vereinigten Königreich. Reisende aus Ländern wie Japan, Russland, China und den USA geben aber pro Kopf betrachtet deutlich mehr Geld aus als europäische Touristen.
Der Tourismusboom eröffnet neue Geschäftschancen, auch für deutsche Unternehmen. Die Ausgaben deutscher Touristen sind 2015 um 15 Prozent gestiegen. Dabei wächst auch die Nachfrage nach deutschsprachigen Dienstleistungen, zum Beispiel nach Reiseleitern.
In der Hotellerie gibt es eine interessante Marktlücke, in der deutsche Anbieter stark sind. Italien ist zwar hochentwickelt und gut ausgestattet für den Tourismus - so bietet das Land beispielsweise fünf- und sechs-Sterne Hotels, eine Reihe von Strandresorts und den "Agriturismi", wo man Urlaub auf dem Bauernhof machen kann. In den Städten jedoch sind die Hotels häufig teuer und veraltet. Im "Travel und Tourism Competitiveness Report" des Weltwirtschaftsforums kommt Italien auf Rang 124 für den Indikator Preiswettbewerb und auf Platz 64 für die Qualität der Tourismusinfrastruktur.
Durch diese Konstellation gibt es einerseits Chancen für die Sanierung von bestehenden Hotels, andererseits Raum für neue Markteintritte. Beispielsweise ist das Konzept einfach ausgestatteter, aber moderner Hotels zu günstigen Preisen noch ausbaufähig. In diesem Segment hat die deutsche Hotelkette Motel One 2017 bekanntgegeben, nach Italien expandieren zu wollen. Die Einweihung des ersten Hotels ist nach Presseangaben für den Jahreswechsel 2018/2019 vorgesehen. Dass die Kombination aus hoher Qualität zu einem guten Preis auch in Italien erfolgreich sein dürfte, dafür spricht der gegenwärtige Expansionskurs von deutschen Unternehmen in vielen anderen Branchen. Best-Practice-Beispiele sind die Drogeriekette dm und der Augenoptiker Fielmann.
Negativ zu bewerten bei der Expansion nach Italien sind allerdings Faktoren wie Bürokratie, die Effizienz der italienischen Behörden und das Justizsystem sowie die hohen Steuern. Dies belegt der Bericht des Weltwirtschaftsforums, indem Italiens Geschäftsumfeld weltweit auf Platz 121 rangiert.
Weitere Informationen zu Wirtschaftslage, Branchen, Geschäftspraxis, Recht und Zoll in Italien können Sie unter http://www.gtai.de/italien abrufen.