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Branchen | Italien | Automobilsektor

Marktchancen Automobil- und Kfz-Teile-Produktion

Der Produktionsstandort ist teuer und steht unter Druck. Der Strukturwandel fällt der Branche schwer.  

Von Oliver Döhne | Mailand

Produktion deutlich unter 2019

Im Jahr 2021 wuchs die italienische Kfz-Produktion gegenüber dem Vorjahr wertmäßig zwar um 18,7 Prozent, lag aber 8,5 Prozent unter dem Jahr 2019. Bei Pkw lag der mengenmäßige Output 2021 sogar unter 2000, während Nutzfahrzeuge deutlicher zulegten.

Obwohl die Produktion im Dezember 2021 gegenüber dem Dezember 2019 wertmäßig noch wachsen konnte, brach die Herstellung von Karosserien und Teilen deutlich ein. 

Italien hat schwer mit dem Strukturwandel der Branche und den besonders hohen Energiepreisen zu kämpfen. Stellantis-Chef Tavares äußerte in der Presse, dass italienische Standorte aufgrund hoher Energiekosten auf dem Prüfstand stehen und wollte sich Ende 2022 dazu konkreter äußern, ob zusätzliche Teile der Produktion in andere Länder abwandern könnten. Eins der Turiner Werke ließ er bereits schließen.  

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Stellantis setzt voll auf Elektro

Der Stellantis-Konzern, zu dem auch die Fiat- und Jeep-Werke in Italien gehören, hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Laut dem am 1. März 2022 veröffentlichten Industrieplan will Stellantis bis 2025 insgesamt 30 Milliarden Euro investieren und setzt entschlossen auf Elektrifizierung. Die Plattformen will Stellantis vollständig auf die Produktion elektrischer Modelle umstellen. Noch 2022 kommen die ersten Elektroversionen von Maserati aus dem Turiner Werk auf den Markt. Zudem kommen mehrere Lancia-Modelle, wobei Stellantis aber noch offen ließ, wo diese produziert werden. 

In Europa will Stellantis in Kooperation mit Lg Energy Solutions und Samsung SDI drei Gigafactories für Batterien errichten, eine davon könnte an das süditalienische Termoli gehen. Bei der Ladeinfrastruktur kooperiert der Konzern mit e-Solutions. Über einen neuen Corporate Venture Capital Fonds stellt der Konzern zudem anfangs 300 Millionen Euro für fortgeschrittene Technologie bereit. 

Wichtige Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in Italien (Auswahl)

Vorhaben

Investitionssumme (in Mio. Euro)

Projektstand

Anmerkungen

Stellantis baut Batteriewerk für E-Autos in Süditalien

7.500

Baustart Oktober 2023, Produktion ab 2026

Umwandlung des bisherigen Getriebe- und Motorenwerks Termoli, Anfängliche Produktionskapazität 40 GWh soll bis 2030 auf 120 GWh steigen, Kooperation mit Mercedes und TotalEnergies

Italvolt, Bau der ersten Gigafabrik für E-Auto-Batteriezellen in Italien

4.000

Baustart Ende 2022, Produktion ab 2024

Eine anfängliche Produktionskapazität von 45 GWh pro Jahr, die später auf 70 GWh erweitert werden könnte. Die Fabrik soll von Pininfarina entworfen werden.

Bis 2024 will Lamborghini alle Produkte als Hybrid anbieten

1.500

2022/2024

Von 2022 bis Ende 2024 die Hybridisierung der Modellpalette und in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts dann das erste Elektroauto

Produktion der elektrischen Modelle Fiat 500, Maserati Gran Turismo und Maserati Gran Cabrio in Turin

1.500

Ab 2021

Werk Mirafiori, Maserati wurden bisher in Modena gefertigt

Produktionsanlage und Designzentrum FAW/Silk EV in der Region Emilia Romagna

1.400

Ab Ende 2021

Entwurf, Design und Produktion mehrere Sportwagen und Luxusmodelle der Marke HongQi in Zusammenarbeit mit Dallara

3.000 Kilometer Smart Roads durch die Autobahnbehörde ANAS

1.000

bis 2030

Verkehrsleitsysteme, Kameras, Sensoren, Rechenzentrum, Drohnen

FIAT/Panda Hybrid und Alfa Romeo Tonale in Neapel

1.000

2021

Produktion im Werk Pomigliano d'Arco

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen

Zulieferer im Strukturwandel

Die italienischen Zulieferer produzierten 2021 rund 8,1 Prozent weniger als 2019 und erzielten 1,1 Prozent weniger Umsatz, wobei besonders der Umsatz im Ausland sank. Für viele bedeutet der Strukturwandel zur E-Mobility großen Anpassungsstress. Viele versuchen, sich möglichst schnell auf neue Powertrain-Technologien einzustellen, um die Hersteller auch bei neuen Antriebsformen begleiten zu können. Laut Branchenkennern kommt es zu einer zunehmenden Vertikalisierung der Lieferkette, wenn Systemlieferanten immer mehr Komponenten an sich ziehen und kleinere Lieferanten wegfallen. Zudem kommen viele neue Akteure in den Markt. 

Der Branchenumsatz der einheimischen Zulieferer lag 2020 bei rund 44,8 Milliarden Euro. Rund 2.203 Unternehmen beschäftigen etwa 161.400 Personen. Davon sind 89 Firmen System- oder Modullieferanten, 173 sind Engineering- und Designfirmen, 283 sind im Ersatzteilsegment tätig, 115 im Motorsportsegment, 623 spezialisierte Teilezulieferer, 273 bearbeitende Unterlieferanten und 647 Unterlieferanten. Rund 36 Prozent der Zulieferer bezeichnen sich als Tier 1 und 39 Prozent als Tier 2. Die höchsten Umsätze erzielten die Systemanbieter mit rund 12 Milliarden Euro sowie die Spezialanbieter mit rund 22 Milliarden Euro.

Rund 44 Prozent der Zulieferer sind in der Region Piemont ansässig, 24 Prozent in der Lombardei, 7 Prozent in Venetien und 6 Prozent in der Emilia-Romagna. Weitere größere Zulieferregionen sind die Toskana, Abruzzen und Kampanien.

Zulieferer weniger abhängig von Stellantis

Die Abhängigkeit der italienischen Zulieferer von der ehemaligen Fiat-Gruppe hat nachgelassen. Im Jahr 2020 gaben nur noch 69 Prozent der Unternehmen an, an die italienischen Werke zu liefern und erzielten nur noch rund 35 Prozent mit dem Konzern, bezogen auf den gesamten Stellantis-Konzern waren es etwa 42 Prozent. Etwa 71,5 Prozent der Zulieferer exportieren und erzielen im Durchschnitt 41,3 Prozent im Ausland. Wichtigste Abnehmer unter den OEM waren 2020, neben Stellantis, die Volkswagen-Gruppe und Daimler. Als strukturelle Schwächen vieler italienischer Zulieferer gelten die geringe Unternehmensgröße und der schwierige Zugang zu Kapital. 

Kfz-Ausfuhr Italien *) (in Einheiten, Veränderung in Prozent)

Kategorie

2019

2020

Veränderung 2020/19

Pkw

292.415

252.452

-13,7

Leichte Lkw (bis 3,5t)

260.601

225.638

-13,4

Schwere Lkw (ab 3,5t)

51.442

41.185

-19,9

Busse

83

27

-67,5

Insgesamt

604.541

519.302

-14,1

*) Exporte aus italienischen ProduktionshäusernQuelle: Branchenverband ANFIA

Größter Lieferant von Kfz-Teilen aus dem Ausland ist mit Abstand Deutschland mit rund 24 Prozent, vor Frankreich und Polen. Weitere wichtige Lieferländer sind China, Spanien, Tschechien, die Türkei, die USA, das Vereinigte Königreich und Rumänien. Der Export von Teilen geht schwerpunktmäßig nach Deutschland, Frankreich und in die USA. 

Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile nach Italien (in Millionen Euro; Veränderung in Prozent)

Januar-Oktober 2021

Anteil Deutschlands Januar-Oktober 2021

Veränderung Januar-Oktober 21/Januar-Oktober 20

SITC 778.3 Kfz-Elektrik

857

17,2

26,4

SITC 784 Karosserien, Stoßstangen etc.

346

23,4

34,2

SITC 774.13 Zündkabelsätze

10

14,4

-50,7

SITC 713.2 Motoren

955

11,2

17,9

Summe

2.168

15,5

22,7

Quelle: ISTAT

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