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JapanEnergiespeicherung, Batterien / Elektromobilität
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Japans Unternehmen gehören zu den weltweit größten Herstellern von Batterien. Die Branche will bei deren Wiederverwendung und Recycling einen wichtigen Beitrag leisten.
12.01.2021
Von Jürgen Maurer | Tokyo
Die Förderung der Elektromobilität in immer mehr Ländern lässt das Aufkommen an großen und schweren wieder aufladbaren Batteriepaketen in Elektrofahrzeugen (EV-Batterien) stark steigen. Doch was geschieht, wenn die gegenwärtig noch teuren Batterien ihre Nutzungs- oder Lebensdauer erreicht haben? Sie können als Rohstoffquellen dienen und als wiederverwendbare Speicher in der Elektrizitätsversorgung oder in der Industrie eingesetzt werden.
In Japan hat der Branchenverband Japan Automobile Manufacturers Association (JAMA) im Oktober 2018 ein entsprechendes Sammelsystem für EV-Batterien eingeführt, dessen Organisation und Kosten die Kfz-Hersteller tragen. Ab dem Fiskaljahr 2021 soll in Abstimmung mit dem Wirtschaftsministerium ein geregeltes Sammel- und Wiederverwertungssystem für Lithium-Ionen- und Nickel-Metallhydrid-Batterien eingeführt werden.
Laut Angaben von JAMA wurden in Japan im Jahr 2018 gerade einmal 2.364 Einheiten und 2019 rund 3.000 Einheiten Lithium-Ionen-Batterien eingesammelt. Bei Nickel-Metallhydrid-Batterien lagen die Sammelergebnisse mit knapp 6.700 Einheiten im Jahr 2018 und 7.200 Einheiten im Jahr 2019 etwas höher. Das Aufkommen an gebrauchten und verbrauchten EV-Batterien wird künftig deutlich zunehmen.
Der weltweite Recycling-Markt, hauptsächlich für EV-Batterien, soll gemäß Prognosen des US-Marktforschers MarketsandMarkets von etwa 1,5 Milliarden US$ im Jahr 2019 auf 12,2 Milliarden US$ im Jahr 2025 zulegen und 2030 die Marke von 18 Milliarden US$ übersteigen. Die Elektromobilitätspolitik in Japan wie in fast allen großen Absatzmärkten in Asien, Nordamerika und Europa wird die Recycling- und Wiederverwertungsentwicklung anschieben.
Regionale Verarbeitungszentren entstehen, in denen EV-Batterien getestet, zerlegt, die Rohstoffe abgeschieden und aufgearbeitet werden, um sie wieder zu verwerten. In Japan hat Toyota als der größte Kfz-Hersteller und als Pionier im Hybridfahrzeugbereich nach Unternehmensangaben bereits im Oktober 2010 angefangen, ein Batterie-Recycling-System aufzubauen, um Batterien wieder einem Kreislauf zuzuführen. Dabei arbeitet Toyota mit Sumitomo Metal Mining zusammen.
Zudem kooperiert auch das Kfz-Unternehmen Nissan, das bislang deutlich mehr reine Elektrofahrzeuge erzeugt als Toyota, beim Batterierecycling mit Sumitomo Metal Mining. Die Preise für Kupfer und Nickel, die in Sekundärbatterien verarbeitet werden, sind durch die hohe Nachfrage deutlich gestiegen und machen das Recycling mittlerweile zu einem lukrativen Unterfangen. Sumitomo Metal Mining verkauft die wiedergewonnenen Materialien an Batteriehersteller.
Gebrauchte Batterien, die noch weiter genutzt werden können, setzt Toyota seit 2013 als stationäre Speichereinheiten ein. Sie können beispielsweise als Zwischenspeicher bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien eingesetzt werden, oder eine stabile Stromversorgung beispielsweise in Geschäften, Fabriken oder Minenprojekten gewährleisten.
Bislang werden solche Projekte nur in relativ kleinem Maßstab verwirklicht. Der Nachschub an verbrauchten und gebrauchten Batterien wird in den nächsten Jahren stark zulegen, gleichzeitig spielen erneuerbare Energien in der Stromversorgung eine immer größere Rolle. Daher zeigen immer mehr Unternehmen Interesse, das Sammeln und die Wiederverwertung zu profitablen Geschäftsmodellen auszubauen.
Dazu gehört unter anderem das Handelshaus Itochu, das mit den chinesischen Firmen BYD und Pandpower zusammenarbeitet. Der Elektrofahrzeug- und Batteriehersteller BYD wird gebrauchte Batterien einsammeln, die dann bei der südchinesischen Pandpower auf ihre Leistungsfähigkeit überprüft werden, bevor sie an Itochu geliefert werden.
Itochu stellt aus 160 Batterien 20-Fuß-Containereinheiten her, die circa 1.000 Kilowattstunden Kapazität aufweisen und als Zwischenspeicher für erneuerbare Energieanlagen eingesetzt werden sollen. Die Kosten liegen schätzungsweise 20 bis 30 Prozent niedriger als bei neu gebauten Zwischenspeichereinheiten.
In die gleiche Richtung geht der Elektrizitätskonzern Tepco. So hat sich Tepco mit dem japanischen Entwickler von Batteriesystemen NExT-e Solutions zusammengetan. Die erforderlichen Mengen an EV-Batterien sollen über Handelshäuser aus China oder anderen Ländern bezogen werden. Da China früh eine Politik der Elektromobilisierung eingeleitet hat und das Land zu den weltweit am schnellsten wachsenden Kfz-Märkten gehört, wird in Japans Nachbarland das Angebot an gebrauchten Batterien mit einem hohen Tempo steigen.
Aber auch in anderen Märkten legt die Elektromobilität schnell zu, wie etwa in Thailand. Daher hat Toyota in dem südostasiatischen Land im Mai 2020 ein Werk in Betrieb genommen, welches über das „Hybrid Electric Vehicle Battery Life Cycle Management“ die Wiederverwendung von Batterien, je nach Abnutzungsgrad, organisiert.
In Europa wird die Elektromobilität ebenfalls gefördert, sodass die Kfz-Unternehmen auch hier Recycling- und Wiederverwertungssysteme aufbauen. Toyota arbeitet ebenso wie Honda mit der französischen SNAM zusammen, um einen Batterie-Kreislauf zu etablieren. Zudem übernimmt die belgische Umicore seit mehreren Jahren Recycling-Aufgaben für Toyota.
Ähnlich dürfte auch in Nordamerika ein Batterie-Kreislaufsystem entstehen, da japanische Hersteller dort hohe Verkaufszahlen verbuchen. Sie werden versuchen, ihr Angebot an Elektrofahrzeugen schnell auszuweiten. Panasonic ist zudem einer der Hauptlieferanten von EV-Batterien für Tesla und gehört unter anderem auch zu den wichtigsten Lieferanten für Toyota.