Mehr zu:
JapanAbfallentsorgung, Recycling
Branchen
Branchenbericht Japan Abfallentsorgung, Recycling
Tokyo (GTAI) - Japan will die Verringerung und Vermeidung von Abfällen intensivieren. Dazu ist beispielsweise für den Nahrungsmittelbereich ein Gesetz im Oktober 2019 in Kraft getreten.
14.11.2019
Japan will Nachhaltigkeit nicht nur als Schlagwort nutzen, sondern das Konzept auch in möglichst vielen Bereichen umsetzen. Dafür sollen unter anderem die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele in Tokyo 2020 eine Plattform bilden, um dies unter Beweis zu stellen. Ein Ziel ist, dass zwei Drittel der Abfälle, die während der Olympiade anfallen, wiederverwertet oder -verwendet werden sollen.
Die Umwelt durch möglichst wenig Abfall zu belasten beziehungsweise in der Zulieferkette von vorneherein weniger Abfall zu produzieren, ist ein wichtiger Baustein in der Strategie einer nachhaltigen Entwicklung. Seit die Vereinten Nationen die Sustainable Development Goals (SDG) im Jahr 2015 verabschiedet haben, unterstützt Japan Nachhaltigkeitskonzepte noch stärker.
Dabei geht es nicht nur um die Formulierung politischer Zielsetzungen wie etwa bei den G20-Verhandlungen, bei denen Japan 2019 das Gastgeberland war. Mehr noch spielen die Unternehmen eine Rolle, die SDG als Orientierungsziel nehmen und daraus auch wirtschaftlich tragende Geschäftsmodelle kreieren. Das Ministry of Economy, Trade and Industry hat dazu im Mai 2019 den Leitfaden "The Guide for SDG Business Management" veröffentlicht.
Daran haben hauptsächlich große Unternehmen und andere Akteure wie Unternehmensverbände mitgewirkt. Aber genauso gefragt sind die Initiativen und Innovationen von kleinen und mittleren Firmen, beispielsweise aus der Nahrungsmittelbranche. Für diese hat das japanische Parlament im Mai 2019 ein Gesetz erlassen, das am 1. Oktober 2019 in Kraft trat (Act on Promoting Food Loss Reduction).
Auf Resten aus der Nahrungsmittelproduktion basiert ein neuer Geschäftsbereich der Firma Toyoshima in der Präfektur Aichi. Das Handelshaus aus dem Textilbereich, das seit 1841 existiert, agiert hierbei als Brücke zwischen der Nahrungsmittelbranche und der Modeindustrie. Für dieses Projekt, das 2014 begann, hat das Unternehmen die Marke "Food Textile" geschaffen. Vom Rohstoff bis zum Endprodukt kann der Kunde alles nachverfolgen.
Aus nicht verwendeten Gemüseblättern, aus Kaffeehülsen und anderen Nahrungsresten, die als industrielle Abfälle kategorisiert werden, lässt das Unternehmen Farben erzeugen, die in der Produktion von Textilien eingesetzt werden können. Das Extraktionsverfahren, das mehrere Farben aus einem Lebensmittelstoff entziehen kann, basiert auf einer patentierten japanischen Technologie. Mit lediglich 10 Gramm eines Nahrungsmittelrests lässt sich laut Unternehmensangabe ein T-Shirt färben.
Beispielsweise arbeitet Food Textile mit der amerikanischen Sportschuhmarke Converse zusammen. Deren Stoffsportschuhmodellreihe "converse e.c.lab" wird mit den Farben von Food Textile produziert, die umweltverträglich und nachhaltig sind. Um das Netzwerk der Partner zu erweitern, nimmt Toyoshima an internationalen Messen teil, etwa in Deutschland, wo es auch bereits Kunden gibt.
Einen anderen Ansatz verfolgt die Firma Marushige Confectionery, ein mittelgroßer Hersteller von Eishörnchen in der Präfektur Aichi. Marushige hat essbare Behälter - "E-Tray" (edible tray) - entwickelt, die mit verschiedenen Geschmacksrichtungen angeboten werden. Doch nicht nur das - auch Essstäbchen zum Verspeisen nach Gebrauch sind im Portfolio. Gegenwärtig experimentiert der Betrieb mit essbaren Gabeln. Damit soll der häufig mit Essen verbundene Müllanfall durch Plastik- und Styroporbehälter verringert werden.
Das Grundproblem des Durchweichens hat Marushige gelöst. Die Behälter halten normaltemperierte Flüssigkeiten bis zu über sechs Stunden ohne durchzuweichen und eignen sich als Speisenbehälter, der verzehrt werden kann. Bei lokalen öffentlichen Veranstaltungen kommen diese bereits zum Einsatz, um Plastik- und Styropormüll zu vermeiden. Sie könnten auch für andere Ereignisse interessant sein, wie etwa in Sportstadien.
Für die Olympischen Spiele ist ein Unternehmen in Tokyo mit Marushige im Gespräch, um die essbaren Alternativen einzusetzen. Das würde eine größere Investition in Automatisierung erfordern, denn bislang werden die E-Trays bei Marushige in Handarbeit hergestellt. Automatisierung würde auch die Kosten pro Behälter senken helfen, die im Vergleich mit Kunststoffalternativen noch deutlich höher sind.
Weitere Informationen zu Wirtschaftslage, Branchen, Geschäftspraxis, Recht und Zoll in Japan können Sie unter http://www.gtai.de/japan abrufen. Die Seite http://www.gtai.de/asien-pazifik bietet einen Überblick zu verschiedenen Themen in Asien-Pazifik.