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Viele Hotelprojekte befinden sich in der Pipeline
Insbesondere Luxusherbergen haben in Japan nach wie vor Konjunktur. Hotelentwickler und -betreiber schauen auf das langfristige Potenzial.
15.04.2021
Von Jürgen Maurer | Tokyo
Japan wird auch nach der Coronapandemie ein attraktives Ziel für aus- und inländische Touristen bleiben, insbesondere für gutbetuchte Reisende, so die die Einschätzung von Investoren. So hat der US-Investmentfonds Blackstone im März 2021 verkündet, von der japanischen Schienengesellschaft Kintetsu insgesamt acht Hotels zu kaufen. Für die Investitionsfirma ist dieser Deal mit umgerechnet 550 Millionen US-Dollar (US$) ein kleiner Fisch. Für das Transportunternehmen bedeutet es hingegen eine willkommene Finanzspritze.
Kintetsu Group Holdings hat durch den Corona-bedingten Geschäftsausfall einen hohen Verlust eingefahren. Auch wenn der Besitzer künftig wechselt, wird Kintetsu die acht verkauften Hotels von Blackstone zurückleasen und weiter betreiben. Die Häuser befinden sich in guten Lagen, etwa in Osaka neben den Universal Studios und in Kyoto neben dem Hauptbahnhof und mitten im Zentrum des Touristenmagneten. Sobald die Pandemie abklingt, sollte daher die Rückkehr zu hohen Belegungsraten kein Problem darstellen.
Ebenfalls im März hat eines der prestigeträchtigsten Häuser des Landes, das Imperial Hotel in Tokyo, angekündigt, den Hotelkomplex in den nächsten 15 Jahren komplett zu erneuern, wofür Investitionen von circa 2,3 Milliarden US$ veranschlagt werden. Das Haupthaus und der Annex sollen abgerissen und neu aufgebaut werden, wobei das Annex-Projekt zuerst angegangen wird. Hierfür ist der Zeitraum von 2024 bis 2030 anvisiert. Danach wird der Haupttrakt erneuert, was von 2031 bis 2036 (jeweils Fiskaljahr) geplant ist.
Tokyo bleibt Hochburg für Luxushotels
Die Konkurrenz unter den Luxusherbergen in Tokyo wird in den nächsten Jahren noch zunehmen. Das 1970 eröffnete Imperial Hotel muss sich nicht nur mit dem nahe gelegenen und neu gebauten Palace Hotel, dem Four Seasons oder dem Mandarin Oriental messen. Ebenfalls nicht allzu weit entfernt soll bis 2026 in Nihonbashi ein Waldorf Astoria entstehen, das zur Hilton-Gruppe gehört. In einem gegenwärtig entstehenden Neubau in Yaesu wird Bulgari 2023 über mehrere Etagen ein Boutique-Hotel eröffnen.
Zudem gibt es in anderen Stadtteilen Tokyos weitere Wettbewerber, wie das neu gestaltete Okura Hotel, das zu den besten Fünf-Sterne-Hotels in Japan gehört. Hinzu kommen andere Hotels, wie das Ritz-Carlton und das Grand Hyatt in Midtown-Roppongi, einem Vergnügungsviertel. In absehbarer Zukunft wird im gegenwärtig entstehenden Mori-Komplex in Azabu-Toranomon die Luxushotelmarke Janu ihr erstes Objekt in Japan bauen. Der Immobilienentwickler Mori Trust hat darüber hinaus auch in anderen Teilen des Landes Interesse, mit Luxus- und Boutique-Hotels sein Portfolio zu erweitern.
Japan scheint noch unterversorgt
Damit ist die Liste der Hotelprojekte noch lange nicht erschöpft, denn auch außerhalb der Hauptstadtregion tut sich einiges. Laut dem Branchen-Informationsdienst TopHotelProjects sollen allein im Jahr 2021 in ganz Japan 22 Projekte fertiggestellt werden. Sie umfassen 4.814 Zimmer. Im Jahr 2022 ist mit der Eröffnung von 25 Hotels mit 4.143 Räumen und 2023 mit weiteren 17 Vorhaben und 4.268 Zimmern zu rechnen.
Bei der Anzahl der neu entstehenden Zimmer wird Tokyo an der Spitze stehen, gefolgt von Osaka, Okinawa und Kyoto. Die meisten fallen in die Vier- und Fünf-Sterne-Kategorien. Abseits des reinen Luxussegments will die Hotelkette Marriott allein im Sommer 2021 sechs neue Hotels ihrer Marke Fairfield in vier Präfekturen eröffnen. 2022 sollen weitere elf neue Häuser an den Start gehen. Dabei arbeitet Marriott mit dem japanischen Immobilienentwickler Sekisui House zusammen. Die geplanten Herbergen sind eher abseits der großen Touristenrouten zu finden.
Hotelketten expandieren
Abgesehen von der Marriott Group sind auch andere internationale Ketten auf Expansionstour. So kommt die Hilton Hotels & Resorts 2021 auf 19 Standorte in Japan ebenso wie die Hyatt Hotel Corporation; die InterContinental Hotels Group verzeichnet mittlerweile mehr als 30 Standorte. Die Hotelbetreiber und Immobilienentwickler denken langfristig über die Corona-Krise hinaus und sehen weitere Entwicklungsmöglichkeiten auf dem japanischen Archipel.
Osaka wird in den nächsten Jahren etwas stärker in den Fokus der Immobilienentwickler rücken, da die Wirtschaftsmetropole 2025 der Ausrichtungsort der „World Expo“ sein wird. So werden in der Stadt 2022 das Hoshino Resorts OMO7 Osaka Shin-Imamiya und 2023 das Centara Grand Hotel Osaka entstehen. Die Weltausstellung 2025 wird auf der Osaka vorgelagerten Insel Yumeshima stattfinden, wo bis dahin auch ein integriertes Casino-Resort in der Planung ist.
Nicht nur die internationalen Ketten sind auf der Suche nach zusätzlichen Standorten. Japans größte Hotelkette, APA Hotel & Resort, hat Pläne, in Osaka zwei der größten Hotels des Landes zu errichten. Der Osaka Umeda Eki Tower (34 Stockwerke) mit 1.709 Zimmern soll 2022 eröffnet werden, und der Osaka Namba Eki Tower (39 Stockwerke) mit 2.064 Räumen soll 2023 fertiggestellt sein. Das bislang größte Einzelprojekt, das Yokohama Bay Tower, hat mehr als 2.300 Zimmer.
Coronapandemie hinterlässt Spuren
Natürlich hoffen die Hotelentwickler und -betreiber auf eine schnelle Überwindung der Corona-Pandemie. Denn diese beeinträchtigt die Hotellerie, Gastronomie und Veranstaltungen stark. Die Geschäftsaktivitäten vieler Business- und Touristen-Hotels sind im höheren zweistelligen Bereich geschrumpft. Die gesunkenen Belegungsraten machen auch vor den bekannten Häusern nicht Halt.
Beispielsweise hat das Hotel Grand Palace in Tokyo, das in der Nähe des Imperial Hotel und des Palace Hotel liegt, angekündigt, im Juli 2021 vorläufig zu schließen, da schon absehbar ist, dass ausländische Touristen vorerst nicht ins Land dürfen und die Olympischen Sommerspiele in Tokyo ohne ausländische Zuschauer stattfinden werden. Ausländische Reisende machen in der Regel etwa die Hälfte des Übernachtungsgeschäfts aus. Zudem hat auch der inländische Tourismus durch die Corona-spezifischen Maßnahmen deutlich abgenommen.