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JordanienEnergie, übergreifend / Wasserversorgung, Bewässerung
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Branchenbericht Jordanien Energie, übergreifend
Bonn (GTAI) - Das Wasserpotenzial in Jordanien liegt weniger in der Erschließung neuer Quellen als vielmehr in der Minimierung von Verlusten.
17.10.2018
Mit 126 Litern pro Tag und Kopf lag der Wasserverbrauch in Jordanien 2014 bei weniger als einem Drittel der international akzeptierten Definition für extreme Wasserarmut - diese beträgt 500 Liter. Alleine durch den fluchtbedingten Bevölkerungszuwachs ist der Wasserverbrauch um 21 Prozent gestiegen, dies hat die stark strapazierte Wasserwirtschaft zusätzlich unter Druck gesetzt. Jordanien fährt seine Wasserressourcen seit Jahren auf Verschleiß. Grundwasservorkommen sind durch Übernutzung gekennzeichnet, von den zwölf vorhandenen Grundwassersenken sind sechs überbeansprucht und vier an der Kapazitätsgrenze.
Kommunales Wasser wird teilweise nur stundenweise in die Haushalte geliefert, die es in Zisternen auf den Dächern speichern. Dazu kommen hohe Wasserverluste, die als sogenanntes Non-Revenue Water (NRW) bezeichnet werden. Dahinter verbergen sich technische Wasserverluste, illegal entnommenes Wasser und die fehlerhafte Abrechnung durch die Wasserbehörden. Im Jahr 2015 lag der Anteil des NRW-Wassers im Landesdurchschnitt bei 51 Prozent, im Norden des Landes soll er sogar bis zu 70 Prozent des bereitgestellten Wassers betragen. Das größte Wasserpotenzial in Jordanien liegt somit weniger in der Erschließung neuer Quellen als vielmehr in der Minimierung von Verlusten.
Für 2014 wurde ein Gesamtbedarf an Wasser von 1.400 Millionen Kubikmeter angenommen, geliefert wurden aber nur 1.197 Millionen Kubikmeter. Davon entfiel mit 729 Millionen Kubikmeter der Größte Anteil auf die Landwirtschaft. Haushalte fragten 429 Millionen Kubikmeter nach, die Industrie verbrauchte 39 Millionen Kubikmeter. Der Hauptanteil des Wasseraufkommens stammte aus Grundwasser (61 Prozent), weitere 27 Prozent entfielen auf Regenwasser und 12,8 Prozent auf wiedergebrauchtes geklärtes kommunales Abwasser. Seit 2013 entlastet fossiles Wasser aus dem Disi-Aquifer mit circa 100 Millionen Kubikmeter pro Jahr erheblich die Versorgung, vor allem in Amman. An diesem Projekt mit einem Investitionsvolumen von 1,1 Milliarden US$ hatten deutsche öffentliche Mittel und Beratung maßgeblichen Anteil. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Jordanien ist mit Beratung und Kapitalhilfe seit Jahrzehnten intensiv im Wassersektor aktiv. Die Kooperation wird auch in Zukunft fortgesetzt.
Im Jahr 2017 wurde mit der Implementierung des ambitionierten Projekts begonnen, Wasser aus dem Roten Meer in den Norden zu pumpen. Das aus Sicht von Umweltschützern hoch umstrittene Megaprojekt hat ein Investitionsvolumen von insgesamt 10 Milliarden US$. Neben einer Pipeline von 180 Kilometer Länge soll die weltweit größte Wasserentsalzungslage errichtet werden. Mit dem zusätzlichen Wasser soll auch dem fortschreitenden Austrocknen des Toten Meers entgegengewirkt werden. Ob das Vorhaben letztlich wie geplant umgesetzt wird, hängt vor allem auch von politischen Fragen ab. Denn das Projekt berührt unmittelbar das Verhältnis der beiden Anrainerstaaten des Toten Meers, Israel und Jordanien.
Wasserentsalzung wird in Jordanien künftig eine immer wichtigere Rolle spielen. Die erste kommerzielle Wasserentsalzungsanlage wurde Mitte 2017 in Aqaba in Betrieb genommen. Die auf Umkehrosmose basierende Technik liefert 15.000 Kubikmeter Wasser pro Tag.
Das jordanische Ministerium für Wasser und Bewässerung (Ministry of Water and Irrigation, MWI) hat 2016 einen Investitionsplan für Wasser- und Abwasserprojekte bis zum Jahr 2025 aufgestellt (Capital Investment Plan). Einschließlich der integrierten Energieprojekte umfasst der Plan insgesamt Investitionen von rund 6 Milliarden Jordanischen Dinar (JOD, 1 JOD = 1,22852 Euro; 7,37 Milliarden Euro). Davon entfallen 4,3 Milliarden Euro auf Vorhaben zur Verbesserung der Wasserversorgung und 2,3 Milliarden Euro auf Abwasserentsorgungsprojekte.
Bei der Umsetzung der Vorhaben setzt Jordanien verstärkt auf Engagement des Privatsektors. Die Skala bereits erprobter Modelle reicht von der Vergabe einzelner Leistungen an Privatunternehmen bis zu Großprojekten nach dem BOT (Build-Operate-Transfer)-Modell. Die Finanzierung des Programms ist nach Einschätzung des German Water Partnership dennoch nicht gesichert. Ein zusätzliches Problem stellt der hohe Stromverbrauch der Anlagen, insbesondere der Entsalzungsanlagen, dar. Chancen für deutsche Unternehmen werden vor allem in den Bereichen energieeffizienter Pumpen und Anlagen, moderner Mess- und Regeltechnik, Steuersystemen und Anwendungen, aber beispielsweise auch in dezentralen Abwasserreinigungsanlagen gesehen.
Bezeichnung | Investitionssumme (Mio. Euro) | Bauzeit | Wassermenge (Mio. cbm) | Anmerkungen |
Verbesserung der Wasserversorgung für Zentral- und Nord-Jordanien (Sheediyya - Al Hasa) | 184 | 2017-2021 | 50 | Vor allem für die Versorgung von Amman |
Entwicklung neuer Grundwasserbrunnen (auch Aufkauf privater Brunnen) | 49 | 2016-2025 | 10 | Genaue Orte werden jeweils festgelegt |
Tiefenaquifer Al-Azraq-Sarhan (Zarqa) | 31 | 2018-2021 | 15 | Energieversorgung notwendig |
Entsalzungsanlage für Brackwasser in Aghwar und Badia | 12 | 2016-2025 | 10 | |
Red Sea Dead Sea Water Conveyance Project, Phase I | 799 | 2017-2021 | 85 | 20 Mio. cbm werden für Bewässerung genutzt |
Red Sea Dead Sea Water Conveyance Project, Phase II | 1.612 | 2020-2025 | 150 | |
Wadi Fidan Staudamm | 25 | 2021-2024 | 4,4 | Entwicklung im Wadi Araba |
Wadi Al Yutum Staudamm | 123 | 2019-2021 | k.A. | Nutzung für verschiedene Zwecke |
Regenwassersammlung | 25 | 2016-2025 | 15 | Wüstengebiete |
Erweiterung der Abwasseraufbereitung in Kharbit As Samra, Phase III | 283 | 2020-2024 | 35 | |
Erweiterung der Abwasseraufbereitung in Aqaba | 38 | 2017-2020 | 5,17 |
Quelle: Water Sector Capital Investment Plan 2016-2025, The Hashemite Kingdom of Jordan, Ministry of Water and Irrigation
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