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Kasachische Steppe offenbart Potential an erneuerbaren Energien

In Kasachstan sind Fotovoltaik und Windkraft besonders stark im Kommen. Ein deutscher Projektentwickler will mit Solar- und Windstrom grünen Wasserstoff herstellen. 

Von Jan Triebel | Almaty

Das zentralasiatische Land ist beim Ausbau im Bereich erneuerbare Energien in den letzten fünf Jahren recht gut vorangekommen. Die vier Teilbereiche Fotovoltaik, Windenergie, kleine Wasserkraft und Biomasse verfügten Ende 2020 über Anlagen mit insgesamt 1.635 Megawatt installierter Leistung. Laut dem kasachischen Energieministerium nahmen die entsprechenden Kapazitäten zwischen 2016 und 2020 um mehr als das Fünffache zu.

Eckdaten zu erneuerbaren Energien in Kasachstan

Indikator/Jahr

2016

2017

2018

2019

2020

Installierte Leistung (in MW) 

296

342

531

1.050

1.635

Anteil an der Stromerzeugung (in %)

1,0

1,1

1,3

2,3

3,0

Quelle: Kasachisches Energieministerium

Der Nachholbedarf ist jedoch enorm. Neben einem Blick auf den Entwicklungsstand in Deutschland (siehe Infobox) macht dies vor allem der bescheidene Anteil von 3 Prozent deutlich, mit dem Strom aus erneuerbaren Energien an der gesamten Stromerzeugung im Jahr 2020 beteiligt war. Damit wurde ein strategisches Zwischenziel der kasachischen Energiepolitik zwar punktgenau erreicht. Um den weltweit wachsenden Herausforderungen hinsichtlich des Klimaschutzes gerecht zu werden, sind jedoch zusätzliche Anstrengungen nötig.

Status quo der erneuerbaren Energien in Deutschland im Jahr 2020

Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien machte in Deutschland 2020 nach Angaben des Umweltbundesamtes mehr als 45 Prozent am Bruttostromverbrauch aus. Die beiden wichtigsten Teilbereiche sind Windenergie und Fotovoltaik, die zusammen für 72 Prozent der erneuerbaren Stromerzeugung im Jahr 2020 stehen. Alle in Deutschland installierten Kapazitäten zur Stromerzeugung im Bereich erneuerbare Energien verfügten Ende 2020 über eine Leistung von rund 132 Gigawatt, davon entfielen:


  • 47 Prozent auf Windkraft (an Land und auf See),
  • 41 Prozent auf Fotovoltaik,
  • 8 Prozent auf Biomasse,
  • 4 Prozent auf Wasserkraft,
  • weniger als 1 Prozent auf Geothermie.

Neues Ziel: 2030 sollen bereits 15 Prozent des Stroms grün sein

Daher will Kasachstan den Ausbau der erneuerbaren Energien weiter beschleunigen. Die Regierung passte kürzlich ihr Konzept für den schrittweisen Übergang zu einer weitestgehend grünen Wirtschaft an. Dabei wurde die Zielsetzung hinsichtlich des Anteils von grünem Strom von zuvor 10 auf 15 Prozent hochgeschraubt. Auf dem Weg dorthin rechnet das Energieressort bei der installierten Leistung spätestens 2025 mit dem Überschreiten der Marke von 3 Gigawatt. Perspektivisch strebt Kasachstan an, im Jahr 2050 rund die Hälfte seines Stroms aus erneuerbaren Energiequellen zu produzieren.

Fotovoltaik- und Windparks mit 45 Gigawatt Leistung unter deutscher Beteiligung

Ein Megaprojekt der deutschen Projektentwicklungsgesellschaft SVEVIND Energy GmbH könnte sich als wichtiger Meilenstein für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende erweisen. Dabei geht es um mehrere großflächige Solaranlagen und Windparks mit einer Gesamtleistung von bis zu 45 Gigawatt, die SVEVIND in den nächsten Jahren an verschiedenen Standorten in den ausgedehnten Steppengebieten West- und Zentralkasachstans plant.

Mit dem Vorhaben will das Unternehmen, das bisher schwerpunktmäßig im Bereich Windenergie in Schweden tätig ist, aber nicht nur der Produktion von grünem Strom in Kasachstan einen spürbaren Schub verleihen. Das Projekt würde dem Land zudem den Einstieg in die perspektivreiche Wasserstoffwirtschaft ermöglichen. SVEVIND plant, den zu gewinnenden Strom überwiegend für die Herstellung von grünem Wasserstoff zu nutzen, wofür Elektrolyseure mit einer Gesamtleistung von etwa 30 Gigawatt benötigt werden.

Grüner Wasserstoff für lokalen Markt und Export vorgesehen 

Der Output dieser Wasserspaltungsanlagen könnte jährlich etwa 3 Millionen Tonnen Wasserstoff erreichen, so der deutsche Projektentwickler in einer Pressemitteilung. Was die anschließende Verwendung des Wasserstoffs angeht, so hat das SVEVIND-Management neben dem Export auf europäische und asiatische Märkte auch den Einsatz innerhalb Kasachstans im Auge, etwa bei der Herstellung von Ammoniak, Stahl oder Aluminium.

SVEVIND, das für sein Kasachstan-Engagement bereits die Tochtergesellschaft TOO REC Renewable Energy Qazaqstan gegründet hat, rechnet mit einer Dauer von drei bis fünf Jahren für alle vorbereitenden Aktivitäten bis zur Projektreife. Für Bau und Inbetriebnahme aller Anlagen sind weitere fünf Jahre veranschlagt. Mit der Unterzeichnung einer Absichtserklärung zwischen SVEVIND und Kasachstans staatlicher Investitionsförderagentur Kazakh Invest wurde das Vorhaben Mitte Juni 2021 offiziell gestartet.

Fotovoltaik und Windkraft sind Hauptquellen für grünen Strom

In Kasachstan sind trotz Coronakrise im Jahr 2020 mehrere neue Anlagen für die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen ans Netz gegangen. In allen vier Teilbereichen – Fotovoltaik, Windenergie, kleine Wasserkraft und Biogas – gemeinsam betrachtet, nahm die installierte Leistung um etwa 585 Megawatt zu, so das kasachische Energieministerium. Das entsprach einem Zuwachs um 56 Prozent gegenüber 2019.

Dabei ging der Kapazitätszuwachs fast ausnahmslos auf Solar- und Windenergie zurück. Beide zählen bereits seit längerem zu den wichtigsten Hoffnungsträgern der erneuerbaren Energien in Kasachstan.

Der Ausbau von Fotovoltaikanlagen verläuft besonders temporeich. Die installierte Leistung nahm zwischen 2016 und 2020 um annähernd das 16-Fache auf etwa 912 Megawatt zu. Von der mit landesweit installierten Gesamtleistung für erneuerbare Energien entfielen Ende 2020 etwa 56 Prozent auf Fotovoltaik. Am Aufkommen von grünem Strom war die Solarenergie 2020 mit knapp 42 Prozent beteiligt. 

Windkraft gilt in Kasachstan als die zweitwichtigste erneuerbare Energiequelle. Ihr Anteil an der installierten Leistung machte Ende 2020 knapp 30 Prozent aus, ihr Beitrag zur Produktion von grünem Strom lag 2020 mit etwa einem Drittel leicht höher. Im Zeitraum 2016 bis 2020 nahm die Verbreitung von Windkraftanlagen um das Fünffache auf rund 486 Megawatt zu.

Kleine Wasserkraft und Biomasse weniger stark im Fokus

Kleine Wasserkraftanlagen expandierten im Vergleich zu Solar- und Windenergie bisher weniger dynamisch. Sie verzeichneten zwischen 2016 und 2020 einen Leistungszuwachs um 64 Prozent. Mit etwa 229 Megawatt machte die kleine Wasserkraft zuletzt 14 Prozent der in Kasachstan installierten Leistung aus. Dennoch steuerte der Bereich 2020 etwa ein Viertel zur Produktion von grünem Strom bei.

Darüber hinaus erhöhte sich die installierte Leistung von Anlagen zur energetischen Verwertung von Biomasse zwischen 2016 und 2020 um das 22-Fache und somit rein rechnerisch am stärksten. Unter allen erneuerbaren Energien spielt Biomasse aber weiterhin eine weniger bedeutende Rolle in Kasachstan. Ende 2020 gab es im Land Anlagen mit einer Leistung von lediglich 8 Megawatt Leistung. Hier, wie auch bei der Stromproduktion 2020, beliefen sich die Marktanteile von Biomasse jeweils auf weniger als 1 Prozent.

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