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In Kasachstan wurde die installierte Leistung zur Gewinnung "grünen Stroms" innerhalb von zwölf Monaten mehr als verdoppelt. Mitte 2020 gab es landesweit Anlagen mit 1.500 Megawatt.
05.08.2020
Von Jan Triebel | Almaty
In der Coronakrise hält die zentralasiatische Republik Kasachstan den Kurs beim Ausbau ihrer Erzeugungskapazitäten für Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Die gezielte Expansion in dem Bereich kommt 2020 temporeich voran. Der Ausbau hat seit 2018 nach der Einführung eines Auktionsmodells zur Vergabe von Standorten für die Entwicklung neuer Kapazitäten deutlich an Fahrt aufgenommen.
Perspektivisch strebt Kasachstan bis 2050 an, 50 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energiequellen zu produzieren. Als Zwischenziele nennen verschiedene Strategiepapiere der Regierung einen Anteil von 3 Prozent im Jahr 2020, von 6 Prozent im Jahr 2025 und 10 Prozent im Jahr 2030.
Im Bereich erneuerbare Energien rechnet das kasachische Energieministerium bis 2025 mit dem Überschreiten der Marke von 3.000 Megawatt. Als wichtiger Meilenstein auf dem Weg dorthin gilt der Stichtag 30. Juni 2020: Die installierte Leistung aller entsprechenden Anlagen lag zur Jahresmitte 2020 mit einem Plus von 105 Prozent mehr als doppelt so hoch als ein Jahr zuvor mit 734 Megawatt. So war mit 1.500 Megawatt installierter Leistung die erste Hälfte des mittelfristigen Richtwertes erreicht - und das in einem beeindruckenden Tempo.
Einen besonders rapiden Verlauf meldete das Energieministerium Anfang August 2020 für den Kapazitätsausbau im Bereich Fotovoltaik. Zwischen Mitte 2019 und Mitte 2020 kamen bei Solarenergie 584 Megawatt hinzu, was annähernd einer Verdreifachung entsprach. Bezogen auf die Leistung stellten Fotovoltaikanlagen Ende Juni 2020 mit zusammen 884 Megawatt mehr als die Hälfte (58,9 Prozent) aller ans kasachische Übertragungsnetz angeschlossenen Anlagen für grünen Strom.
Als zweitwichtigste Quelle unter den Erneuerbaren gilt in Kasachstan derzeit die Windkraft. Die am Ende des 1. Halbjahrs 2020 installierten Windturbinen kamen zusammen auf 384 Megawatt Leistung. Für Wind kamen in den zwölf Monaten zwischen Ende Juni 2019 und Ende Juni 2020 gut 152 Megawatt neu hinzu - ein Zuwachs annähernd um ein Drittel. Der Anteil der Windkraft an allen im Land betriebenen Anlagen für Strom aus erneuerbaren Energien belief sich auf rund ein Viertel.
Demgegenüber etwas zurückhaltender verläuft die Expansion bei kleinen Wasserkraftanlagen. Die entsprechenden Kapazitäten erhöhten sich im aktuellen Berichtszeitraum um gut 24 Megawatt, ein Plus von 12 Prozent. Mit insgesamt 225 Megawatt stand Wasserkraft Ende Juni 2020 für knapp 15 Prozent aller kasachischen Anlagen für grünen Strom.
Deutliche Zugewinne verzeichnete wiederum der Bereich Biomasse, in dem die Kapazitäten bis Ende Juni 2020 innerhalb von zwölf Monaten um annähernd das Sechsfache in die Höhe schnellten. Hinter dieser Entwicklung der installierten Leistung steht ein Sprung um 6,4 Megawatt auf 7,8 Megawatt. Mit einem Marktanteil von 0,5 Prozent spielt Biomasse auch Ende Juni 2020 eine weniger bedeutende Rolle neben den anderen erneuerbarer Energien in Kasachstan.
Trotz der beeindruckenden Erfolge beim Ausbau der Erzeugungskapazitäten steigt der Beitrag der Erneuerbaren zur kasachischen Stromproduktion nur langsam und bewegt sich weiterhin im einstelligen Prozentbereich. Für das 1. Halbjahr 2020 beziffert das Energieministerium die Produktion von grünem Strom auf rund 1,4 Millionen Megawattstunden - ein Plus von 55 Prozent zur entsprechenden Vorjahresperiode. Damit hat grüner Strom einen Anteil von 2,67 Prozent an der gesamten Kapazität. Von Januar bis Juni 2020 generierten alle kasachischen Kraftwerke insgesamt 53,6 Millionen Megawatt Strom, berichtet das Komitee für Statistik. Im Vergleich dazu betrug der Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung im Zeitraum Januar bis Juni 2019 nur 1,76 Prozent.
Das kasachische Energieministerium will den Ausbau der erneuerbaren Energien konsequent fortsetzen und hat im Mai 2020 neue Ausschreibungsrunden angekündigt. Die Tender werden im November und Dezember 2020 stattfinden. Dabei wird eine Gesamtleistung von 250 Megawatt offeriert, verteilt auf mehrere Standorte. Die Energie soll aus Wind, Sonne, Wasser und Biomasse gewonnen werden.