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Kasachstan versteigert Kontingente für "grüne Energien"

In Kasachstan geht der Ausbau der erneuerbaren Energien in die nächste Runde. Im November 2021 stehen Ausschreibungen für 200 Megawatt Leistung an.

Von Jan Triebel | Almaty

Das kasachische Energieministerium hat jetzt den Ablaufplan für neue Ausschreibungen bestätigt, mit denen sich Investoren und Projektentwickler in die Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien einbringen können. Die für November 2021 angesetzten Auktionsrunden enthalten Lose für Fotovoltaik, Wind, Wasserkraft und Biomasse. Durchgeführt werden sie vom Zentrum für die finanzielle Abwicklung im Bereich erneuerbare Energien, das beim Betreiber des kasachischen Übertragungsnetzes KEGOC angesiedelt ist.

Auktionen für Projekte mit erneuerbaren Energien im November 2021

Windkraft

Fotovoltaik

Wasserkraft

Biomasse

Leistung

50 MW

20 MW

20+100 MW

10 MW

Standort (Versorgungszone)

Nord

Nord

Nord+Süd

alle Zonen

Preisobergrenze für 1 kWh in Tenge (in US$-Cent *)

21,53 (5,06)

16,96 (3,98)

15,3 (3,59)

32,15 (7,55)

Termin der Auktion

10.11.2021

11.11.2021

8.+11.11.2021

9.11.2021

*) Umrechnung zum Kurs der Zentralbank Kasachstans am 1. Oktober 2021: 1 US-Dollar (US$) = 425,7 Tenge (T)Quelle: Energieministerium Kasachstans; Berechnungen von GTAI

Seit 2018 setzt Kasachstan bei Projekten im Bereich erneuerbare Energien auf ein Auktionsmodell, bei dem über den Zuschlag letztlich der günstigste Preis, der für einen Standort geboten wird, entscheidet. Zuvor hatte das Land über mehrere Jahre einen staatlich garantierten Einspeisetarif gewährt.

Für die Ausschreibungen gelten Preisobergrenzen, die je nach Technologie unterschiedlich hoch ausfallen und im Jahresturnus angepasst werden. Der Höchstpreis richtet sich in aller Regel nach den Ergebnissen der jeweils letztjährigen Ausschreibungen. Die für die aktuellen Auktionen geltenden Preisobergrenzen hatte das Energieministerium Ende März 2021 bestätigt.

Einspeisetarif für Fotovoltaik durch Auktionen merklich gesunken

Angesichts des starken Interesses an Fotovoltaikprojekten sorgte das Auktionsmodell speziell bei dieser Technologie für eine spürbare Reduzierung des vom Netzbetreiber zu zahlenden Einspeisetarifs. Während der höchste Auktionspreis (jeweils pro Kilowattstunde und ohne Mehrwertsteuer) 2018 in der Kategorie kleine Solaranlagen noch bei etwa 29 Tenge lag, sank er 2020 auf knapp 16 Tenge. Gleichzeitig verringerte sich der Höchstpreis bei größeren Solarparks von 26 auf 17 Tenge.

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Demgegenüber gaben die Einspeisevergütungen für Anlagen, die auf Wind, Wasser oder Biomasse zurückgreifen, zwischen 2018 und 2020 kaum nach. Dies zeigt eine Auswertung von Daten zur Tarifentwicklung für die verschiedenen Technologien, die das Zentrum für die finanzielle Abwicklung im Bereich erneuerbare Energien regelmäßig aktualisiert. 

Weniger ausgeschriebene Leistung wegen Netz-Engpässen

Die Angaben des Zentrums zum Verlauf der Auktionen seit 2018 machen zudem eines deutlich: Das Aufstocken der Stromleistung bei erneuerbaren Energien in Kasachstan kommt mittelfristig langsamer voran als ursprünglich erhofft. Für eine spürbare Besserung der Lage müsse Experten zufolge das Übertragungs- und die Verteilungsnetze gezielt ausgebaut werden.

Entsprechend wurde die bei den Auktionen offerierte Stromleistung zuletzt wegen der nicht ausreichenden Übertragungskapazitäten reduziert. Hatte es 2018 noch Lose mit zusammen 780 Megawatt gegeben, umfasst das im November 2021 zu versteigernde Kontingent nur noch 200 Megawatt. Damit fällt es jedoch im Vergleich zum Vorjahr, als lediglich 148 Megawatt versteigert wurden, wieder etwas größer aus.

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Windkraft- und Solaranlagen sind Schwerpunkte des Ausbaus

Für das Jahr 2021 zeichnet sich laut Energieministerium eine dynamische Entwicklung ab. Bis zum Jahresende werden voraussichtlich noch zehn Vorhaben mit einer Gesamtleistung von 170 Megawatt ans Netz gehen. Auf einer Sitzung der kasachischen Regierung Ende September 2021 nannte der Energieminister Magsum Mirsagalijew in diesem Zusammenhang neun Windkraftanlagen, die derzeit in den Gebieten Almaty und Ostkasachstan entstehen, sowie ein kleines Wasserkraftwerk, das im Gebiet Almaty vor seiner Inbetriebnahme steht.

Im 1. Halbjahr 2021 haben bereits Anlagen mit einer Leistung von 397 Megawatt den Betrieb aufgenommen. Die installierte Gesamtleistung erhöhte sich gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt um etwa 40 Prozent auf 1.897 Megawatt.

Dabei verzeichnete der Bereich Windkraft einen besonders starken Schub. Hier kamen gut 217 Megawatt hinzu, womit im Berichtszeitraum mehr als die Hälfte des Kapazitätsausbaus auf das Konto dieses Bereichs ging. Parallel dazu verzeichneten Fotovoltaik-Anlagen einen Leistungszuwachs um 149 Megawatt, bei kleinen Wasserkraftwerken betrug dieser gut 30 Megawatt. Bei Biomasse gab es dagegen keine neuen Anlagen.

Trotz Coronakrise waren auch 2020 mehrere neue Anlagen ans Netz gegangen: Über alle vier Teilbereiche hinweg – Fotovoltaik, Windenergie, kleine Wasserkraft und Biomasse – legte die installierte Leistung um 56 Prozent gegenüber 2019 zu.

Allein im Ergebnis der Ausschreibungen im November und Dezember 2020 wurden Stromabnahmeverträge für kleine Wasserkraftwerke an neun Standorten (insgesamt 23 Megawatt), Windkraftanlagen an drei Standorten (65 Megawatt) und Solarparks an vier Standorten (60 Megawatt) geschlossen. Die Zuschläge für 16 Lose gingen vorwiegend an Firmen mit Sitz in Kasachstan. Bei zwei Fotovoltaik-Anlagen kam ein russisches Unternehmen zum Zuge.

Einspeisetarif für sechs Müllverbrennungsanlagen steht fest

Bereits im Juli 2021 hatte das Zentrum für die finanzielle Abwicklung im Bereich erneuerbare Energien zudem Auktionen für den Bau von Müllverbrennungsanlagen an landesweit sechs Standorten durchgeführt. Auch hier galt der Preis für den einzuspeisenden Strom, den die Interessenten als Entgelt für ihre Investition ansetzen, als maßgebliches Entscheidungskriterium. Dieser Preis soll den Investoren für die Dauer von 15 Jahren garantiert werden.

Alle sechs Ausschreibungen hat das kasachische Unternehmen waste2energy für sich entschieden. Der im Zuge der Auktion ermittelte Einspeisetarif beläuft sich auf einheitlich 172,71 Tenge (40,57 US$-Cent) je Kilowattstunde. Die Müllverbrennungsanlagen sind für folgende Standorte vorgesehen (Angaben zu Müllaufkommen pro Jahr und Leistung):

  • Nur-Sultan (277.500 Tonnen; 21,1 Megawatt),
  • Almaty (438.000 Tonnen; 33,3 Megawatt),
  • Aktöbe (143.700 Tonnen; 10,9 Megawatt),
  • Öskemen/Ust-Kamenogorsk (60.000 Tonnen; 4,5 Megawatt),
  • Karagandy (208.700 Tonnen; 15,8 Megawatt),
  • Schymkent (200.000 Tonnen; 15,2 Megawatt).
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