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Branchenbericht Kolumbien Öl, Gas
Bogotá (GTAI) - Kolumbiens Ölförderung ist seit 2015 gesunken, allerdings nehmen die Investitionen wieder zu. Der Sektor spekuliert auf eine Freigabe von Fracking, um die knappen Reserven zu erhöhen.
07.11.2018
Dank des wieder höheren Weltmarktpreises für Erdöl können die Unternehmen tiefer in die Tasche greifen. Während 2016 im kolumbianischen Erdölsektor nur 2,9 Milliarden US-Dollar (US$) investiert wurden, lag die Ziffer 2017 bei 3,5 Milliarden US$. Für 2018 erwartet der Verband der Erdölindustrie ACP (Asociación Colombiana del Petróleo) 4,5 Milliarden US$.
Ein Großteil davon fließt in die Produktion, vor allem in bereits existierende Ölfelder. Zwischen Januar und September 2018 lag die Produktion bei 859.000 Barrel pro Tag (bpd), so ACP. Das Land hat Abstand genommen von dem Ziel, mehr als eine Millionen Barrel täglich zu fördern, was zuletzt 2015 erzielt wurde. Das neue Ziel liegt nun bei mindestens 850.000 Barrel pro Tag. Dies ist die notwendige Menge, um den Bedarf der lokalen Raffinerien in Cartagena und Barrancabermeja zu decken. Laut Experten wird Kolumbien das selbstgesteckte Ziel in den kommenden Jahren erreichen.
Die Ausgaben für Exploration sollen mit rund 1 Milliarde US$ etwa so hoch ausfallen wie 2017. Der Verband hält allerdings deutlich höhere Investitionen für erforderlich, um die Reserven wieder auf über 2.000 Millionen Barrel zu bringen und so die langfristige Produktion zu sichern. Dazu müssten die jährlichen Investitionen des Erdölsektors allerdings bei 7 Milliarden US$ liegen, eine Ziffer, die zuletzt im Boomjahr 2014 erreicht wurde, so ACP.
2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | |
Durchschnittliche Förderung (in 1.000 bpd) | 1.008 | 990 | 1.003 | 886 | 854 |
Nachgewiesene Reserven (in Mio. Barrel) | 2.445 | 2.308 | 2.002 | 1.665 | 1.782 |
Verhältnis Reserven/Förderung (in Jahren) | 6,6 | 6,4 | 5,5 | 5,1 | 5,7 |
Quelle: Asociación Colombiana del Petróleo (ACP)
Kritisch für die weitere Entwicklung der kolumbianischen Erdölindustrie ist das geringe Niveau der Reserven, welche nach derzeitigem Stand nicht einmal mehr für sechs Jahre bei gleichbleibender Förderung ausreichen. Das Ministerium für Bergbau und Energie (Ministerio de Energía y Minas) will zusammen mit der Behörde für Umweltlizenzen ANLA und der nationalen Erdölagentur ANH (Agencia Nacional de Hidrocarburos) daher Regeln für das Fracking ausarbeiten, welches derzeit in Kolumbien noch untersagt ist. Dank Fracking könnten sich Kolumbiens Erdölreserven vervielfachen, da so die unkonventionellen Lagerstätten erschlossen werden könnten. Die mehrheitlich staatliche Erdölgesellschaft Ecopetrol schätzt die Vorkommen in unkonventionellen Lagerstätten auf 2.400 Millionen Barrel bis 7.000 Millionen Barrel.
Erfolge werden in Kolumbien mit der tertiären Ölgewinnung (enhanced oil recovery, EOR) erzielt. Ein Beispiel ist das legendäre Ölfeld La Cira-Infantas, welches dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert. Der aktuelle Betreiber, die amerikanische Ölfirma Occidental Petroleum, konnte die Förderung in La Cira-Infantas dank EOR auf 40.000 Barel pro Tag verachtfachen. Auch andere Unternehmen wenden EOR an, um aus bereits älteren Ölfelder "noch das meiste rauszuholen", so etwa Ecopetrol in den Ölfeldern Castilla, Chichimene und Apiay. Insgesamt schätzen Experten das Potenzial von EOR auf 600 Millionen Barrel ein.
Unternehmen | Umsatz 2017 1) | Umsatzveränderung 2017/16 2) | Internet |
Ecopetrol | 15.753 | 21,1 | http://www.ecopetrol.com.co |
Meta Petroleum (Tochter von Frontera Energy) | 1.203 | 109,9 | http://www.fronteraenergy.ca |
Occidental | 722 | -16,7 | http://www.oxy.com |
Parex Resources | 613 | 53,5 | http://www.parexresources.com |
Hocol (Tochter von Ecopetrol) | 401 | 30,4 | http://www.hocol.com.co |
Equión Energía (Tochter von Ecopetrol) | 400 | 2,7 | http://www.equion-energia.com |
Gran Tierra Energy | 398 | 142 | http://www.grantierra.com |
Mansarovar Energy | 260 | 19,8 | http://www.mansarovar.com.co |
1) berechnet mit durchschnittlichem Wechselkurs für 2017 (1 US$ = 2.951,15 kol$); 2) berechnet auf kol$-Basis
Quelle: La Nota Económica, Vademécum de Mercados 2018
Die Regierung hat unter dem ehemaligen Präsidenten Santos Regeln für die Freigabe von neuen Ölfeldern erlassen. Anstatt - wie zuvor - Ölfelder in regelmäßigen Auktionen zu vergeben, steht die Erdölagentur ANH nun jederzeit offen für Anträge von Unternehmen, in einem bestimmten Feld nach Öl oder Gas zu suchen (Informationen auf Spanisch unter http://www.anh.gov.co/Asignacion-de-areas/Paginas/Procedimiento_Competitivo_Permanente_ANH.aspx).
Im September 2018 gab die ANH Bescheid, dass bereits 83 Anträge eingegangen seien, weitaus mehr als ursprünglich erhofft. Die Felder dürften in den kommenden Monaten vergeben werden. "Dank den Anpassungen bei vertraglichen Aspekten, der Einführung von steuerlichen Anreizen und Transparenz bei der Vergabe ist Kolumbiens Erdölsektor nun attraktiver für Investitionen", so Orlando Velandia, Präsident der ANH. Mitte 2018 hat die ANH zudem ein neues Vertragsmodell für offshore-Vorkommen erlassen, wodurch jetzt klarere Regeln für Unternehmen herrschen. Vor allem im Golf von Morrosquillo in der Karibik wird ein großes Potenzial erwartet.
Unternehmen | Umsatz 2017 1) | Umsatzveränderung 2017/16 2) | Internet |
Cenit (Transportunternehmen von Ecopetrol) | 1.375 | -30,5 | http://www.cenit-transporte.com |
Ocensa (Pipelinebetreiber) | 1.326 | 5,4 | http://www.ocensa.com.co |
Gunvor Colombia | 435 | 89,5 | https://gunvorgroup.com |
O.D.L. (Pipelinebetreiber) | 317 | -6,3 | http://www.odl.com.co |
Schlumberger Surenco | 295 | 59,0 | http://www.slb.com |
Weatherford Colombia | 193 | 70,0 | http://www.weatherford.com |
Halliburton | 186 | 86,1 | http://www.halliburton.com |
1) berechnet mit durchschnittlichem Wechselkurs für 2017 (1 US$ = 2.951,15 kol$); 2) berechnet auf kol$-Basis
Quelle: La Nota Económica, Vademécum de Mercados 2018
Laut einer Studie des Verbandes ACP lagen die Produktionskosten von einem Barrel Erdöl in Kolumbien 2016 bei 16,30 US$. Davon entfielen jedoch nur 7,70 US$ auf die eigentliche Förderung und 8,60 US$ auf den Transport vom Ölfeld zur Raffinerie oder Exporthafen. Die Produktionskosten haben sich dank Kosteneinsparungen sowie der Abwertung des kolumbianischen Peso seit 2015 (25,40 US$) reduziert. Allerdings liegen sie - vor allem aufgrund des hohen Anteils von Transportkosten - über dem Niveau anderer Länder (Zahlen jeweils von 2016): Brasilien (12,30 US$), Venezuela (10,50 US$), USA (8,30 US$) und Saudi-Arabien (5,50 US$).
Bezeichnung | Internetadresse | Anmerkungen |
Agencia Nacional de Hidrocarburos (ANH) | Internet: http://www.anh.gov.co | Nationale Agentur für Brennstoffe |
Asociación Colombiana del Petróleo (ACP) | Internet: http://www.acp.com.co | Verband der Erdölindustrie |
Ministerio de Minas y Energía | Internet: http://www.minminas.gov.co | Ministerium für Bergbau und Energie |
Cámara Colombiana de Bienes y Servicios Petroleros | Internet: http://www.campetrol.org | Kammer der Zulieferer für die Erdölindustrie |
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