Mehr zu:
LuxemburgBau / Hochbau
Branchen
Branchen | Luxemburg | Bau
Luxemburgs Bautätigkeit ist 2020 um 8,5 Prozent gesunken. Dies liegt an den Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie, weswegen auch Baustellen monatelang geschlossen waren.
23.03.2021
Von Torsten Pauly | Berlin
Dabei war der Rückgang in der arbeitstagbereinigten Bauerzeugung 2020 im Hoch- und Tiefbau mit zusammen 5,6 Prozent noch geringer als im Ausbau- und Installationsgewerbe sowie bei sonstigen Ausführungsarbeiten (-10,5 Prozent). Letzteres ist insbesondere auch für deutsche Handwerker von großer Bedeutung, da sie im Nachbarland einen sehr attraktiven Markt vorfinden.
Zwar ist Luxemburg mit 620.000 Einwohnern einer der kleinsten Staaten der Europäischen Union (EU). Doch das dortige Baugewerbe hat 2018 laut neuesten verfügbaren Zahlen insgesamt 8,6 Milliarden Euro umgesetzt. Das war fast doppelt so viel wie im Bundesland Berlin (4,4 Milliarden Euro) und auch mehr als in Rheinland-Pfalz (8,5 Milliarden Euro), wo 4,1 Millionen Menschen wohnen. Im Jahr 2019 hat der Bausektor 6 Prozent der luxemburgischen Bruttowertschöpfung erbracht und war damit bedeutender als das verarbeite Gewerbe, das nur einen Anteil von 5 Prozent hatte.
Indikator | 2018 |
---|---|
Unternehmen | 4.077 |
Beschäftigte | 46.935 |
Umsatz (in Mio. Euro), darunter | 8.610 |
Hochbau | 4.034 |
Tiefbau | 1.016 |
Ausbau-, Installationsgewerbe, Sonstiges | 3.560 |
Viele Betriebe spüren die Krise auch Anfang 2021, denn im Februar hatten 18 Prozent aller luxemburgischen Baufirmen laut eigener Aussage eine unzureichende Auftragslage. Dagegen waren 61 Prozent zufrieden mit der Auftragssituation und 21 Prozent bezeichneten sie sogar als noch besser als vor der Krise. Diese Angaben erhebt das Statistikamt Statec.
Trotz der Krise hatten die luxemburgischen Branchenbetriebe im Februar 2021 im Schnitt aber bereits Aufträge für die kommenden 7,2 Monate. Dabei war die zukünftige Auslastung im Hochbau (9 Monate) deutlich höher als im Tiefbau (5,8 Monate) und bei Ausbau-, Installations- und sonstigen Arbeiten (6,2 Monate). Die nach wie vor gute Auftragslage vieler inländischer Anbieter kann deutschen Handwerkern und Bauunternehmen den Markteintritt in Luxemburg erleichtern.
Um die Konjunktur in der Coronakrise anzukurbeln, hat Luxemburg das Programm Neistart Letzebuerg aufgelegt. Dabei hat das Großherzogtum auch die Zuschüsse für energetische Gebäudeinvestitionen erhöht und bis Ende 2021 verlängert. Diese gibt es im Rahmen des PRIMe-House-Programms. Detaillierte Informationen hierzu finden sich auf der Homepage my energy. Im Jahr 2017 waren 85 Prozent des luxemburgischen Gebäudebestands vor 2000 errichtet worden. Dabei stammten 57 Prozent aller Wohnimmobilien aus der Zeit vor 1981.
Luxemburg erlebt einen Wirtschafts- und Gesellschaftsboom. Dieser erfordert einen raschen Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und der Umweltsysteme ebenso wie neue Gebäude aller Art. Zwar ist das luxemburgische Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr der Coronapandemie 2020 laut ersten Berechnungen preisbereinigt um 1,3 Prozent gesunken. Wegen des vorangegangenen jahrelangen starken Wachstums war die reale Wirtschaftsleistung 2020 dennoch um 27,7 Prozent höher als 2010. Das BIP pro Kopf war 2019 in Luxemburg mit 102.200 Euro mehr als dreimal so hoch wie im EU-Durchschnitt (32.030 Euro).
Im Zuge dessen war auch die Zahl der Stellen im 3. Quartal 2020 um 24,1 Prozent höher als zehn Jahre zuvor. Da sich dieser Bedarf an Arbeitskräften mit inländischen Bewerbern nicht annähernd decken lässt, ist auch die luxemburgische Einwohnerzahl zwischen 2010 und 2020 um insgesamt 27,2 Prozent gestiegen. Der Zuzug ausländischer Mitarbeiter hat zudem zur Folge, dass im 3. Quartal 2020 nur noch etwa jeder vierte in Luxemburg Beschäftigte (27 Prozent) auch die inländische Staatsbürgerschaft besaß. Diese Entwicklung wird trotz der Coronakrise seit März 2020 langfristig anhalten. Das europäische Statistikamt Eurostat erwartet, dass 2030 nochmals 10,7 Prozent mehr Menschen in Luxemburg leben werden als 2020.
Die Bereitstellung von Gebäuden hat in den letzten Jahren bei weitem nicht mit der steigenden Nachfrage Schritt gehalten. Daher sind die Preise in allen Segmenten stark gestiegen. Im 3. Quartal 2020 kostete ein Quadratmeter Wohnraum in Luxemburg im Schnitt 7.363 Euro. Das waren 5 Prozent mehr als in den ersten drei Monaten 2020 und 50 Prozent mehr als im Schnitt des Jahres 2015.
Auch Ladenflächen bleiben teuer, obwohl viele Sparten des Einzelhandels seit März 2020 wiederholt schließen mussten oder nur unter strikten Einschränkungen verkaufen durften. Im 4. Quartal 2020 betrug die Monatsmiete für einen Quadratmeter hochwertiger Geschäftsfläche in Einkaufszentren 95 Euro und in Top-Innenstadtlagen sogar bis zu 140 Euro. Büroraum bleibt ebenfalls gefragt. In diesem Segment hat die Monatsmiete im 4. Quartal 2020 – bei einem Leerstand von 3,5 Prozent – in gefragten Lagen zwischen 33 Euro und 52 Euro geschwankt.
Unterstützung beim luxemburgischen Markteintritt offeriert unter anderem die Deutsch-Belgisch-Luxemburgische Handelskammer.