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LuxemburgInfrastruktur / Energieeffizienz / Urbanisierung / Bau, übergreifend / Energie, übergreifend / IKT, übergreifend
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Luxemburg Stadt sucht innovative und nachhaltige Lösungen in den Bereichen Energie, Verkehr, Transport und Logistik. Das bietet auch deutschen Unternehmen Geschäftschancen.
18.06.2020
Von Inge Kozel | Berlin
Um Umweltverschmutzung, Verkehrschaos, unkontrolliertem Wachstum und Wohnungsmangel vorzubeugen, hat Luxemburg Stadt schon vor Jahren verschiedene Maßnahmen ergriffen. Dabei ist die geringe Größe der Stadt von Vorteil: Mit rund 52 Quadratkilometern hat sie nur 120.000 Einwohner. Hinzu kommen allerdings täglich etwa 150.000 Grenzpendler aus Deutschland, Frankreich oder Belgien. Zudem ziehen wegen vorteilhafter Arbeits- und Lebensbedingungen immer mehr Ausländer ins Großherzogtum. Um Wohnraum zu schaffen und um für die Zukunft gerüstet zu sein, werden verschiedene Stadtviertel energetisch saniert. Großflächig erfolgt dies beispielsweise in Hollerich Village.
Die Bemühungen der letzten Jahre tragen Früchte: Luxemburg rangierte beim European Smart City Model auf Platz Eins. Dabei wurden 77 Städte Europas in sechs Bereichen (Umwelt, Bevölkerung, Leben, Führung, Mobilität und Wirtschaft) geprüft. Die Städte haben zwischen 100.000 und 500.000 Einwohner.
Seit über zehn Jahren forscht das Luxemburg Institute of Science and Technology (LIST) im Bereich digitale Technologien und Big Data. Ein Schwerpunkt ist dabei die Speicherung und Nutzung von Daten, die Städten die Verwaltung und Entscheidungsfindung erleichtern sollen. Die digitale Infrastruktur in den Bereichen Mobilität, Bau, Energie- und Wassermanagement ist bereits jetzt sehr gut. LIST arbeitet an mehreren Projekten, um Städte lebenswerter zu machen.
Das von LIST entwickelte CleanMobilEnergy-System koordiniert Verbrauch und Produktion erneuerbarer Energien, auch über mehrere Regionen. LIST und seine Projektpartner implementieren ein intelligentes und miteinander kommunizierendes Energie Management System (iEMS), um die schwankende Erzeugung nachhaltiger Energien auf die Nachfrage in den Städten abzustimmen. Dies wird insbesondere wichtig, wenn mehr elektrische Autos fahren. Arnheim, London, Schwäbisch Gmünd und Nottingham werden Pilotstädte.
Fast 75 Prozent der europäischen Bevölkerung lebt in Städten. Städte sind für einen Großteil des Energieverbrauchs und des CO2-Ausstoßes verantwortlich. Eine Schätzung des Energieverbrauchs, des Einsparpotenzials sowie der Produktionskapazität erneuerbarer Energie sind für Stadtverwaltungen sehr wichtig. Häufig fehlen diesen jedoch Kenntnisse und Planungsgrundlagen. Das Projekt SECURE implementiert eine Entscheidungsplattform für Gemeinden in Luxemburg, um nachhaltige Energieeffizienzpläne zu erstellen. Die Plattform integriert Basisdaten, Simulations-, Analyse- und Visualisierungsinstrumente.
Im Luxemburger Projekt BIMEET bringt LIST Energieeffizienz in den Bausektor. Die Bauwerksdatenmodellierung (Building Information Modelling, BIM) ist eine Methode zur vernetzten Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden. BIMEET kombiniert verschiedene Aspekte beim Gebäudebau sowie dessen Energieeffizienz. Die gesamte Lieferkette wird durch das Projekt analysiert. BIMEET verstärkt mit Schulungen den Nutzen von BIM und fördert das energieeffiziente Bauen. Das Projekt SUCCESS zeigt auf, wie mögliche Optimierungsansätze auf Bauprojekte wirken. Die Software wurde für städtische Entscheidungsträger, sowie für Logistik-, Transport- und Bauunternehmen entwickelt.
Ein weiteres Projekt beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Baulogistik auf den Verkehr. Bau- und Infrastrukturmaßnahmen erfordern den Einsatz von LKW-Transporten. Um den städtischen Verkehr nicht zu stören und Lieferungen zu optimieren, wird in vier europäischen Städten, darunter Luxemburg, die Wirkung von Straßenarbeiten auf den Verkehr untersucht. Zudem bietet Luxemburg ein Portal mit einer interaktiven Karte, auf der alle Baustellen oder Verkehrsbehinderungen verzeichnet sind.
Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in Luxemburg wird erweitert. Erst Ende 2017 erhielt die Stadt eine neue Tram und eine Standseilbahn. Nutzer sollen den ÖPNV künftig von Tür zu Tür nutzen können. Damit wird das hohe Verkehrsaufkommen, das auch durch die vielen ausländischen Pendler entsteht, verringert. Das Henry Tudor Zentrum und die Universität Luxemburg arbeiten an multimodaler Mobilität.
Das Programm Mobility Urban Values setzt nicht auf Infrastrukturinvestitionen, sondern regt die Verkehrsteilnehmer an, ihr Mobilitätsverhalten zu ändern. Eine App zeigt Bürgern die Umweltauswirkungen des gewählten Fortbewegungsmittels. Das soll sie dazu bewegen, gesündere und nachhaltigere Fortbewegungsmittel wie das Fahrrad oder den ÖPNV zu wählen und damit Verkehrsstaus, Straßenlärm und Luftverschmutzung zu verringern. Pilotstädte sind in Belgien, Spanien, Portugal, Italien, Finnland und den Niederlanden geplant. Zudem will Luxemburg bis Ende 2020 etwa 40.000 Elektroautos auf seine Straßen bringen, samt der notwendigen Ladeinfrastruktur.
Bereits jetzt verfügt die Stadt über einen einfachen Zugriff auf Businformationen. Der Nutzer richtet sein Smartphone auf eine Haltestelle. Die App liefert die aktuellen Fahrplaninformationen. Auch Tickets können so gekauft werden.
In Luxemburg Stadt besteht bereits ein flächendeckender Internetzugang, der weiter ausgebaut wird. Im Projekt 2020 Crosscult nutzen Besucher der Stadt Informations- und Kommunikationstechnologie, um interessengerechte Empfehlungen für Aktionen und Sehenswürdigkeiten zu erhalten. Menschen gleicher Interessen können auch über die App miteinander kommunizieren, und so beispielsweise Informationen über die Burg Lux austauschen. Pilotstädte sind Luxemburg und Belval.
Bezeichnung | Anmerkungen |
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Forschungs- und Technologieorganisation | |
Projekt zur Förderung der Energieeffizienz im Bausektor durch verstärkte Schulungen der Mitarbeiter | |
Projekt für saubere Mobilität und Energie in Städten | |
Projekt für mobilen Edutainment-Anwendungen im Tourismusbereich | |
Mobility Urban Values (MUV) | Projekt zur Transformation des Mobilitätsverhaltens |
Projekt zur Einführung einer Entscheidungsplattform für Gemeinden zur Unterstützung nachhaltiger Energieeffizienzpläne | |
Projekt zur Verbesserung der Baulogistik in städtischen Gebieten |