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Branchenbericht Luxemburg Gesundheitswesen, übergreifend
Luxemburg (GTAI) - Luxemburg will noch 2019 die digitale Patientenakte für alle Versicherten einführen und ist Vorreiter beim europäischen Austausch von Gesundheitsdaten.
16.08.2019
Luxemburg hat bereits früh Grundlagen für E-Health, im Großherzogtum auch französisch eSanté genannt, geschaffen. So existiert bereits seit 2011 die öffentliche Agentur eSanté. Die Grundlage hierfür wiederum bildete eine 2010 vollzogene Gesundheitsreform. Die Agentur eSantè ist für den Aufbau und die Pflege einer digitalen Gesundheitsplattform zuständig. Diese beinhaltet zum einen ein Register über alle Gesundheitsanbieter des Landes, das sogenannte Healthcare Provider Directory (HPD), und zum anderen ein Patientenregister, den Master Patient Index (MPI).
Die geringe Einwohnerzahl (1. Januar 2019: 614.000) begünstigt die Implementierung eines umfassenden E-Health-Systems. Zudem hat das Land in der Gesundheitsversorgung schlanke Strukturen mit wenigen Institutionen. Darüber hinaus ist die Wirtschaftskraft mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf in Höhe von 96.700 Euro (2018) äußerst hoch und die Infrastruktur der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) in einem sehr guten Zustand.
Bereits seit 2015 befindet sich die elektronische Patientenakte, Dossier de Soins Partagé (DSP) genannt, in der Testphase. Mitte 2019 existierten landesweit 57.000 solcher von eSanté verwalteten Digitaldokumente, auf die verschiedene Institutionen wie Ärzte, Kliniken oder Laboratorien insgesamt 240.000 Mal zugegriffen haben.
Die Regierung bewertet die bisherigen Ergebnisse positiv und hat im Juni 2019 verkündet, die digitale Patientenakte bis Jahresende für alle 850.000 in Luxemburg Krankenversicherten einzuführen. Allerdings muss das Großherzogtum zuvor auch noch den rechtlichen Rahmen für den Datenschutz regeln.
Luxemburg ist zudem ein Vorreiter beim grenzüberschreitenden Austausch von Patientendaten innerhalb der Europäischen Union (EU), zusammen mit Finnland, Estland und Tschechien. Seit Juni 2019 beteiligt sich das Land über seine Agentur eSanté am EU-Programm CEF eHDSI (Connecting Europe Facility - eHealth Digital Services Infrastructure). Deutschland und 17 weitere EU-Mitgliedsstaaten sollen folgen. Dadurch werden etwa Medikamentenverschreibungen auch in Apotheken anderer Länder gültig.
Hieran hat Luxemburg auch aufgrund seiner Bevölkerungs- und Arbeitsmarktstruktur großes Interesse. Der Konjunktur- und Jobboom der letzten Jahrzehnte hat dazu geführt, dass im 1. Quartal 2019 nur 54 Prozent aller Stellen von inländischen Arbeitnehmern besetzt wurden. Dagegen kamen 46 Prozent aller Beschäftigten jeden Tag aus Frankreich, Deutschland und Belgien zur Arbeit. Darüber hinaus hatten Anfang 2019 etwa 40 Prozent aller Einwohner nicht die luxemburgische, sondern eine andere EU-Staatsbürgerschaft.
Die luxemburgische Wirtschaftspolitik hat sich zum Ziel gesetzt, in einigen Bereichen der angewandten künstlichen Intelligenz zur Weltspitze zu gehören. Die Analyse medizinischer Daten bildet dabei - neben Finanzdaten und autonomer Mobilität - einen von drei Schwerpunkten. Die Forschung hierzu kann bereits auf eine langjährige Erfahrung zurückblicken, etwa in der Prävention, Erkennung und Behandlung von Parkinson- und Tumorerkrankungen. Luxemburgische Forschungsinstitutionen, die sich mit künstlicher Intelligenz im Bereich Gesundheitsdaten befassen und dabei mit Ärzten, Kliniken oder Laboratorien kooperieren, sind das LIH (Luxembourg Institute of Health) und das LCSB (Luxembourg Centre for Systems Biomedicine).
Darüber hinaus existiert eine dynamische Start-up-Szene, zu der unter anderem LuxAI, ein Entwickler von Therapierobotern für autistische Kinder, zählt. Es gibt auch mehrere Inkubatoren oder Coworking Spaces wie das House of Biohealth in Esch. Diese nutzen teilweise auch Laboratorien gemeinsam.
Ein Problem bei der Analyse großer Datenmengen ist jedoch die geringe Größe des Landes, so dass eine ausreichende Basis für aussagefähige Erkenntnisse oft nicht zusammenkommt. Daher haben luxemburgische Akteure großes Interesse an einer internationalen Kooperation mit namhaften Forschungszentren in benachbarten Regionen. Die Regierungsstrategie hebt dabei Kaiserslautern, Saarbrücken, Freiburg, Straßburg und Nancy hervor.
Die luxemburgischen Gesundheitsausgaben pro Kopf sind 2018 um 5,7 Prozent auf 5.288 Euro gestiegen, dies ist unter allen 38 Staaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Organisation for Economic Co-operation and Development, OECD) der fünfthöchste Wert nach den USA, der Schweiz, Norwegen und Dänemark. Aufgrund der hohen Wirtschaftskraft pro Kopf sind die Aufwendungen für Gesundheit im Verhältnis zum BIP mit 5,4 Prozent in der OECD jedoch nach der Türkei am zweitniedrigsten. Hierfür erhalten die Versicherten im internationalen Vergleich sehr umfassende und hochwertige Leistungen.
Indikator | Wert |
Ausgaben pro Kopf (2018 in Euro) | 5.288 |
Ausgaben in % des BIP (2018) | 5,4 |
Krankenhausbetten (Anzahl pro 100.000 Einwohner 2016) | 478 |
Allgemeinmedizinische Ärzte (Anzahl pro 100.000 Einwohner 2016) | 87 |
Fachärzte (Anzahl pro 100.000 Einwohner 2016) | 202 |
Quellen: OECD, Eurostat
Bezeichnung | Internetadresse | Anmerkung |
Deutsch-Belgisch-Luxemburgische Handelskammer (AHK Debelux) | E-Mail: siehe Internet; Internet: https://debelux.ahk.de | Anlaufstelle für deutsche Unternehmen |
Ministère-Direction de la Santé | E-Mail: siehe Internet; Internet: http://sante.public.lu | Gesundheitsministerium |
Portal zur E-Gesundheit | E-Mail: siehe Internet; Internet: http://www.esante.lu/portal/de | auf Deutsch, Französisch, Englisch, Luxemburgisch und Portugiesisch |
Luxembourg Institute of Health | E-Mail: siehe Internet; Internet: http://www.lih.lu | Forschungsinstitut |
Luxembourg Centre for Systems Biomedicine | E-Mail: siehe Internet; Internet: wwwde.uni.lu/lcsb | Forschungsinstitut |
Weitere Informationen finden Sie unter http://www.gtai.de/luxemburg