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Branchen | Malediven | Tourismus

Mehr Touristen und konjunktureller Aufschwung gehen Hand in Hand

Die Erholung der Tourismusbranche ist essenziell für die Wirtschaft der Malediven. Die Besucherzahlen sind allerdings noch deutlich vom Vor-Pandemie-Level entfernt. 

Von Florian Wenke | Mumbai

Dass es sich bei den Infektionen mit Covid-19 um keine Epidemie, sondern eine Pandemie handelt, lässt sich auch an der Tatsache ablesen, dass selbst abgelegene Inselstaaten wie die Malediven betroffen sind. Erst im Frühjahr 2021 wurde das Land erneut von einer Infektionswelle heimgesucht. Neben den Belastungen für das Gesundheitssystem hat die Coronapandemie auch deutliche Spuren in der Wirtschaft des Landes hinterlassen. Besonders die wichtige Tourismusbranche wurde hart getroffen und erholt sich nur schrittweise. 

Die Zahl der Touristen sank im Pandemiejahr deutlich

2020 gingen die Ankünfte von Besuchern aus dem Ausland deutlich gegenüber dem Vorjahr zurück. Dabei waren zuvor stets wachsende Urlauberzahlen verbucht worden. Noch 2019 wurden etwas über 1,7 Millionen Touristen gezählt, rund 15 Prozent mehr als im Jahr zuvor.  

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Während im Januar und Februar 2020 noch eine weitgehend normale Reisetätigkeit stattgefunden hatte, sanken die Ankunftszahlen ab März des gleichen Jahres drastisch. Im Juni 2020 wurde die Ankunft eines einzigen Touristen gemeldet. Offiziell waren die Grenzen des Eilandes von April bis Juni 2020 geschlossen, danach stiegen die Ankunftszahlen nur graduell wieder an. Im Dezember des Pandemiejahres konnten bereits wieder mehr als 96.000 Touristen begrüßt werden. Knapp zwei Drittel davon kamen aus Europa.

Auch die Anzahl der Touristen aus Deutschland war bis 2019 stetig gestiegen. Deutsche Urlauber machten 2019 die viertgrößte Gruppe an Ankömmlingen aus. Im Jahr 2020 gingen auch hier die Ankunftszahlen deutlich zurück, auf rund 36.000. 

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Die Urlauberzahlen steigen 2021 wieder

Für 2021 zeichnet sich jedoch wieder eine Erholung bei den Ankunftszahlen ab. Bis zum 26. September des Jahres konnte das Ministry of Tourism 858.711 Touristen vermelden. Das waren mehr als doppelt so viele Urlauber wie im selben Zeitraum des Vorjahres. Knapp 52.000 Touristen kamen aus Deutschland. Deutsche Staatsbürger stellten damit das drittgrößte Urlauberkontingent. Nur aus Indien und Russland kamen noch mehr Reisende.

Gleichzeitig ist der September 2021 damit der dritte Monat in Folge, in dem mehr als 100.000 Urlauber gezählt werden konnten. Für das Gesamtjahr 2021 hofft die Regierung der Malediven auf rund 1,5 Millionen Touristen. Das ist zwar ein ambitioniertes Ziel, jedoch ist dieses immer noch deutlich von den Zahlen aus 2019 entfernt. Die Ratingagentur Fitch erwartet frühestens 2022 eine Rückkehr der Touristenzahlen auf einem Level von vor der Pandemie.

Die Tourismuswirtschaft ist von immenser wirtschaftlicher Bedeutung

Im Jahr 2019 wurden laut Angaben des Statistikamtes der Malediven circa 21,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) durch den Tourismus erwirtschaftet. Rund 84 Prozent davon entfielen auf die eher hochpreisigen Resorts. Keine andere Branche ist so wichtig für die Wirtschaft des Inselstaates, weil auch andere Bereiche wie beispielsweise die Bauwirtschaft mit ihrem 11-Prozent-Anteil am BIP vom Tourismus profitieren. Einzig die Fischereiwirtschaft kann noch als weiterer bedeutender Sektor genannt werden. Mit einem Anteil am BIP von 4,2 Prozent für den Fischfang und zusätzlichen 0,6 Prozent für die Fischverarbeitung ist sie gesamtwirtschaftlich gesehen jedoch deutlich weniger bedeutend als die Tourismusbranche.  

Noch Anfang 2020 beschäftigten alleine die Hotel-Resorts 48.664 Personen. Ein hoher Wert, setzt man ihn in Relation zu der Zahl von lediglich 540.542 Einwohnern, die von der Weltbank 2020 für die Malediven gemeldet wurden. Zusätzlich sind die Touristen eine wichtige Quelle für Devisen. Die Michigan State University gibt an, dass rund 60 Prozent der Devisen über den Tourismussektor ins Land kommen.

Der Atoll-Staat ist auf ausländische Währungen angewiesen, denn er importiert mehr Güter als er ausführt. Die Weltbank gibt das Handelsbilanzdefizit für 2019 mit 2,5 Milliarden US-Dollar (US$) an. Im Jahr 2020 sank dieses allerdings auf 1,5 Milliarden US$, weil besonders die Importe stark zurückgingen und gleichzeitig die für das Land wichtigen Exporte von Fisch stiegen.   

Aufgrund der herausragenden Rolle der Tourismusbranche ging der Einbruch der Besucherzahlen 2020 mit einem starken Rückgang der Wirtschaftsleistung einher. Laut Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) sank das BIP 2020 um 32,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dies war einer der dramatischsten Wirtschaftseinbrüche der Welt. Gleichzeitig betrug das Fiskaldefizit des Landes im Jahr 2020 rund 20 Prozent der Wirtschaftsleistung, und die Staatsverschuldung stieg auf rund 140 Prozent des BIP, so die Weltbank. Die Devisenreserven des Inselstaates gingen ebenfalls zurück, konnten sich jedoch mittlerweile stabilisieren. Nach einem Einbruch auf 570 Millionen US$ im August 2020 stiegen sie bis Dezember 2020 wieder auf 985 Millionen US$ und betrugen im Juli 2021 rund 857 Millionen US$, so das Statistikamt der Malediven.  

Für 2021 wird nun wieder ein kräftiges Wirtschaftswachstum durch den IWF prognostiziert. Das BIP soll um 18,9 Prozent zulegen. Ein Großteil des Wachstums dürfte der Erholung der Tourismusbranche geschuldet sein. Damit einhergehend sollen sich auch andere Parameter der Wirtschaft verbessern. So schätzt die Ratingagentur Fitch, dass sich das Fiskaldefizit 2021 auf rund 18,8 Prozent verringern dürfte. Prognosen der Weltbank zufolge dürfte die Wirtschaft jedoch erst 2023 wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreichen. Bis dahin soll auch die gestiegene Armutsquote wieder von 7,2 Prozent im Coronajahr auf 2,7 Prozent sinken. Das Vorkrisenniveau lag hier im Jahr 2019 bei 2,1 Prozent. 

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