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Der Inlandsmarkt wird in den nächsten Jahren kontinuierlich wachsen. Der Brexit bedroht die Ausfuhr. Die Landwirte haben 2019 fast eine Milliarde Euro investiert.
04.11.2020
Von Torsten Pauly | Berlin
Das Vereinigte Königreich ist traditionell der wichtigste Auslandmarkt für irische Agrarprodukte. Zwar sind die Ausfuhren in andere Länder, insbesondere in die USA, die Niederlande, die VR China und nach Frankreich und Deutschland in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen. Dennoch gingen 2019 noch 39,8 Prozent aller irischen Agrarexporte ins Vereinigte Königreich. Deren Wert betrug 4,7 Milliarden Euro.
Der britische Austritt aus dem Binnenmarkt der Europäischen Union (EU) birgt daher für die irischen Landwirte große Unwägbarkeiten. Irische Produkte haben sich im Vereinigte Königreich seit dem Brexitreferendum 2016 wegen der Abwertung des Pfund Sterling bereits verteuert. Nach Ablauf der Übergangsphase Ende 2020 drohen Grenzabfertigungen die Belieferung des britischen Marktes zu erschweren. Die Rückgänge werden besonders hoch ausfallen, wenn ab 2021 zudem neue Zertifizierungen nötig werden und Zollsätze der Welthandelsorganisation greifen.
Diese Probleme betreffen nicht nur den Absatz, sondern auch den Transit in andere EU-Märkte. Ein Lkw ist aus Irland per Fähre über die irische See, einer Querung von England und einer erneuten Verschiffung über die Nordsee doppelt so schnell in Kontinentaleuropa wie mit einem Direktfrachter über den Ärmelkanal. Dies ist gerade bei verderblichen Gütern entscheidend. Laut einer Studie des irischen Amtes für maritime Entwicklung ging 2016 etwa 31 Prozent aller Fracht zwischen Irland und Kontinentaleuropa durch Großbritannien.
Daher steigert der Sektor seine Investitionen, um mögliche Verluste mit neuen Produkten und Zielmärkten auszugleichen. Dies bietet deutschen Ausrüstern exzellente Lieferchancen. Die Investitionen der Landwirte sind 2019 um 4 Prozent auf 980 Millionen Euro gestiegen. Die Hälfte davon entfiel auf die Milcherzeugung. Weitere 735 Millionen Euro haben 2019 die Nahrungsmittel- und Getränkeverarbeiter investiert. Dies ist ein Anstieg um 9 Prozent gegenüber 2018. Dieser Trend sollte anhalten.
Der irische Bedarf an Agrarprodukten wird in den nächsten Jahren dank der guten demographischen Entwicklung weiter zunehmen. Das europäische Statistikamt Eurostat erwartet, dass sich die Einwohnerzahl zwischen 2020 und 2030 um 13 Prozent erhöht. Die Gründe hierfür sind hohe Geburtenraten und der Zuzug qualifizierter Arbeitskräfte. Irland verzeichnet einen hohen Stellenaufbau und einen ausgeprägten Fachkräftemangel. Bereits zwischen 2010 und 2020 hat die irische Bevölkerung um 9 Prozent zugenommen.
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