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Marokko will den Anteil der Nicht-Phosphat-Bergbauaktivitäten erhöhen. Für deutsche Maschinenlieferanten könnten größere Absatzchancen entstehen.
19.01.2021
Von Michael Sauermost | Casablanca
Die marokkanische Bergbauindustrie leidet unter den Folgen der Covid-19-Pandemie. Nachdem verschiedene Projekte im Jahr 2020 teilweise zum Erliegen kamen, will die Regierung den Sektor nunmehr wieder anschieben. In- und ausländische Investitionen sollen für die Umsetzung der Pläne gewonnen werden.
Durch das Dekret Nr. 2.18.442 zur Umsetzung des Gesetzes Nr. 74.15 wird beispielsweise eine regionale Förderung in der Bergbauregion Tafilalet und Figuig eingeführt. Im Zusammenhang mit den Reformplänen geht es um einen sozialrechtlichen Rahmen, die Beschleunigung der geologischen Kartierung, regionale Ausbildungszentren und das Thema Nachhaltigkeit.
Insgesamt trägt der Bergbau 9 Prozent zur Entstehung des marokkanischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) bei. Etwas über 40.000 Marokkaner sind im Bergbau beschäftigt, laut Ministère de l´Energie, des Mines et de l´Envirennement (MEM). Etwa 90 Prozent gehen auf das Konto der Phosphatgewinnung. Im Jahr 2019 wurden etwa 35,2 Millionen Tonnen Phosphat gefördert, meldet das Ministerium.
Angestrebt wird allgemein eine Diversifizierung der Bergbauaktivitäten. Die Branche ist im Bereich der Phosphate stark entwickelt. Das Königreich verfügt über etwa drei Viertel der weltweiten Phosphatreserven. Das Staatsunternehmen Office Cherifien des Phosphates (OCP) ist das staatliche Monopolunternehmen, das für Exploration, Abbau und Export von Phosphat zuständig ist.
Bei Nicht-Phosphat-Mineralien wurde das bestehende Potenzial bislang jedoch unzureichend ausgeschöpft. Lediglich 2,9 Millionen Tonnen erreichte die Fördermenge laut MEM im Jahr 2019. Das Königreich verfügt unter anderem über Reserven an Eisenerz, Blei, Kupfer, Zink, Mangan, Nickel und Kobalt. Ohne Berücksichtigung von Phosphaten wurden von privaten Unternehmen bislang etwa 550 Mio. US-Dollar (US$) in den marokkanischen Bergbau investiert.
Die nationale Strategie verfolgt das Ziel, die Branchenumsätze bei Nicht-Phosphaten bis zum Jahr 2025 auf rund 1,5 Milliarden US$ zu erhöhen. Etwas mehr als umgerechnet 400 Millionen US$ will die Regierung im Rahmen dieser Pläne in Forschung und Exploration investieren und dadurch circa 30.000 Arbeitsplätze schaffen.
Die Bestimmungen für den Abbau von Mineralien (mit Ausnahme von Phosphaten) machen keinen Unterschied zwischen lokalen oder internationalen Investoren. Allerdings müssen die Unternehmen bei Interessensbekundung den Nachweis von technischem Know-how und bezüglich der Finanzierung nachweisen. Explorationsgenehmigungen sind zunächst für vier Jahre gültig und können um weitere drei Jahre verlängert werden. Bei Nutzungsgenehmigungen, die zum Abbau und der Verwendung von Mineralien erteilt werden, ist die mehrfache Verlängerung möglich. Allerdings beträgt die Gesamtlaufzeit maximal zwölf Jahre.
Die Genehmigung ausgewählter, größerer Vorhaben bleibt dem Office National des Hydrocarbures et des Mines (ONHYM) vorenthalten. Die Vergabe dieser Schlüsselprojekte - vor allem aus dem Bereich Forschung und Exploration - erfolgt entweder durch Ausschreibung oder durch direkte Verhandlungen. Verträge werden mit ONHYM unterzeichnet; Lizenzgebühren an die Regierung entrichtet, sobald die Mine in Betrieb ist. Pro Jahr handelt es sich dem Vernehmen nach um fünf bis zehn Vorhaben.
Eine Erweiterung von Investitionstätigkeiten im Bergbausektor dürfte sich positiv auf die Geschäftschancen für ausländische Branchenunternehmen auswirken. Neben technischen Ausrüstungen in Form von Kapitalgütern oder Software ist das Königreich auch auf Consultingdienstleistungen aus dem Ausland angewiesen. Dies gilt gleichermaßen für private als auch für ONHYM-Projekte.
Auch Marokkos enge Beziehungen zu mehreren frankophonen westafrikanischen Ländern könnte sich indirekt für ausländische Branchenunternehmen, die im Königreich aktiv sind, auszahlen. Eine Reihe marokkanischer Organisationen arbeitet eng mit diesen Märkten zusammen, so dass sich dort Folgeaufträge ergeben könnten. Der Phosphatriese OCP investiert ebenfalls auf dem Kontinent: Äthiopien, Nigeria, Ghana, die Elfenbeinküste sowie Senegal stehen dabei im Fokus.
In verschiedenen Bereichen dürften sich auch zukünftig Kooperationschancen ergeben. Im Sommer 2020 unterzeichnete BMW mit dem Bergbauunternehmen Managem Group einen Liefervertrag für Kobalt. Dadurch sollen bei einer Laufzeit bis 2025 der Rohstoffbedarf für Batteriezellen zusätzlich gesichert werden.
Marokkos Importe von Bergbaumaschinen bewegten sich in den letzten Jahren auf relativ konstantem Niveau. Bemerkenswert ist, dass trotz der Projektabhängigkeit des Sektors die Einfuhranteile verhältnismäßig gleichmäßig auf die bedeutenden Lieferländer verteilt bleiben. Bei Kapitalgütern der SITC-Position 723 entfielen 2019 knapp 60 Prozent der Importe auf die sechs Länder China, Südkorea, das Vereinigte Königreich, Deutschland, die Vereinigten Staaten von Amerika sowie Frankreich.
Von der Konkurrenz etwas abgesetzt haben sich zuletzt die Lieferanten aus China. Sie konnten ihren Einfuhranteil im Laufe der letzten Jahre auf knapp 20 Prozent erhöhen. Dabei eroberten sie Marktanteile von europäischen Anbietern. Maschinen "Made in Germany" wurden 2019 im Wert von 17,4 Millionen US$ geordert. Dies entsprach einem Minus von knapp 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr und einem Importanteil von 8 Prozent. Mehr als die Hälfte der marokkanischen Einfuhren von Bergbaumaschinen dieser Kategorie entfiel auf Bagger sowie Schürf- und andere Schaufellader.
Bei Maschinen zur Verarbeitung von Bergbauerzeugnissen der SITC-Position 728.3 teilen die fünf Länder Frankreich, China, Spanien, Deutschland und Italien den Markt unter sich auf. Deutsche Importe gingen 2019 um rund ein Drittel gegenüber dem Vorjahr auf 13,6 Millionen US$ zurück. Entsprechend reduzierte sich der Einfuhranteil von 15 auf 11 Prozentpunkte.
SITC/Kategorie | 2018 | 2019 | Veränderung 2018/19 |
---|---|---|---|
723 Maschinen, Apparate und Geräte für den Bergbau, Tiefbohrungen, Hoch- und Tiefbau etc. | 263,53 | 218,21 | -17,2 |
darunter | |||
723.1 / Planiermaschinen, Erd- und Straßenhobel etc. | 45,49 | 32,75 | -28,0 |
723.2 / Bagger sowie Schürf- und andere Schaufellader | 134,96 | 120,68 | -10.6 |
723.3 / Maschinen, Apparate und Geräte zur Erdbewegung etc. | 29,43 | 20,95 | -28,8 |
723.4 / Sonstige Bau- und Bergbaumaschinen | 17,89 | 9,95 | -44,3 |
723.9 / Teile und Komponenten | 36,78 | 33,88 | -7,9 |
728.3 / Maschinen und Apparate zum Sortieren, Sieben, Trennen, Waschen, Zerkleinern, Mahlen etc. | 133,71 | 123,15 | -7,9 |
darunter Teile und Komponenten | 18,38 | 45,45 | 147,3 |