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Hochbau: Marktlage und Marktentwicklung

Marokkos Hochbau bleibt voraussichtlich auch 2023 hinter den Erwartungen zurück. Hohe Preise sorgen für Zurückhaltung bei den Aufträgen. Langfristig wächst jedoch der Bedarf.

Von Michael Sauermost | Casablanca

Marokkos Bausektor leidet derzeit unter der bestehenden Konjunkturflaute. Vor allem kleinere Branchenunternehmen litten zuletzt unter den wirtschaftlichen Folgen der Coronapandemie und mussten teilweise ihre Geschäftstätigkeit einstellen. Nun belastet die Kostenexplosion im Zuge des Ukrainekriegs die Branche. Immerhin bezeichnen Branchenvertreter die allgemeine Situation im Jahr 2023 als einigermaßen stabil, wenngleich auch außerordentlich schwierig.

Unternehmen leiden unter Kostendruck

Nach einem kurzfristigen Aufschwung im Jahr 2021, der auf den Nachholbedarf in Folge der Coronakrise zurückzuführen war, erfolgte 2022 der weitere Dämpfer. Laut der marokkanischen Investmentbank CDG Capital verloren die an der Börse von Casablanca notierten Bauunternehmen in dem Kalenderjahr knapp 35 Prozent an Wert. Damit schnitt der Sektor besonders schlecht ab: Branchenübergreifend lag das Jahresergebnis an der Börse bei einem Minus von unter 20 Prozent.

Einer Sektorumfrage des Haut Commissariat au Plan (HCP) zufolge litten im Jahr 2022 mehr als 40 Prozent der marokkanischen Bauunternehmen unter Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Baustoffen. Die Kapazitätsauslastung der Branche lag bei etwa zwei Dritteln. Die Erwartungen für das 1. Quartal 2023 sahen zum Jahreswechsel laut der HCP-Umfrage allerdings stabiler aus.

Auch CDG Capital geht davon aus, dass die wieder stabileren Lieferketten eine Erhöhung der Bauleistungen ermöglicht. Allerdings dämpften, so die Investmentbank, weiterhin vor allem die steigenden Baukosten im Zusammenhang mit der allgemeinen Inflation die Erwartungen der gesamten Branche. Vor allem die Preise für Stahl, Zement, Holz und Kraftstoffe erhöhten sich. Allgemein sind die Realeinkommen in Marokko zurückgegangen. Das dürfte sich auch negativ auf die Nachfrage von zusätzlichem Wohnraum auswirken.

Staatliche Unterstützung gefordert

Verschiedene Branchenvertreter, so auch der Branchenverband Fédération Nationale du Bâtiment et Travaux Publics (FNBTP), fordern mit Blick auf den Stellenwert des Bausektors für das Königreich mehr Rückendeckung durch die Regierung. Diese erließ 2022 Unterstützungsmaßnahmen im Rahmen des öffentlichen Auftragswesens. Sie verlängerte etwa die Fristen für die Vertragsausführung und veränderte die Rückerstattung von Verzugszinsen.

Laut Direction des Études et des Prévisions Financières (DEPF) ist vor allem die Entwicklung der Zementabsätze als wichtigster Indikator für die Konjunktur im Bausektor besorgniserregend. Die Association Professionelle des Cimentiers (APC) berichtet von Nachfragerückgängen in Höhe von knapp 11 Prozent im Jahr 2022. Im Vorjahr meldete der Branchenverband noch ein Plus von rund 15 Prozent.

Hoffnungen sind mittel- bis langfristig ausgerichtet

Längerfristig sind die Prognosen von Analysten zwar nicht euphorisch, aber immerhin rechnen sie mit einer positiven Entwicklung. GlobalData geht davon aus, dass die marokkanische Bauindustrie zwischen 2022 und 2025 durchschnittlichen mit einer Rate von 4,3 Prozent jährlich wachsen wird. Das sei jedoch stark von den Investitionen, insbesondere in die Infrastruktur, abhängig.

Zunächst wirkt sich jedoch noch die relativ schlechte gesamtwirtschaftliche Lage aus. Der Rückgang der Baugenehmigungen und -beginne werde sich 2023 weiter fortsetzen, befürchtet die Direction de la Promotion Immobilière. Als eine außerordentlich unwillkommene Baukonjunkturbremse könnte sich 2023 die Zinsentwicklung herauskristallisieren. Im März erhöhte die Nationalbank Banque Al-Maghrib ihren Leitzins um 50 Basispunkte auf 3 Prozent. Weitere Steigerungen dürften folgen.

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