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Der Markt ist breit gefächert - von gut entwickelten Megavorhaben über Zukunftstechnologien bis hin zu Kleinprojekten mit Nachholbedarf.
22.02.2021
Das Potenzial für die Nutzung von Solarenergie ist in Marokko mit jährlich 2.800 bis 3.400 Stunden Sonnenschein unumstritten. Die nationale Investitionsbehörde AMDIE beziffert das jährliche Potenzial auf 2.600 Kilowattstunden/Quadratmeter/Jahr. Der Markt für Großprojekte ist sehr gut entwickelt. Dort befindet sich Marokko nach Ansicht der International Energy Agency (IEA) auf einem guten Weg, die hoch gesteckten Solarpläne zu erreichen. Als Pluspunkte nennt die Agentur das erfolgreiche Engagement der Moroccan Agency for Sustainable Energy (Masen), die starke Unterstützung der Regierung sowie die Fähigkeit, notwendiges Kapital durch öffentlich-private Partnerschaften zu mobilisieren.
Zahlreiche Projekte des marokkanischen Solarplans befinden sich noch in der Pipeline. In den kommenden Jahren wird das Projekt Noor Midelt I umgesetzt. Es handelt sich dabei um ein Hybridkraftwerk, das konzentrierte Solarenergie mit Solarphotovoltaik kombiniert. In Kürze soll es dann zu einer Ausschreibung für das Noor Midelt II-Vorhaben kommen, das eine Kapazität zwischen 400 und 800 Megawatt erhalten soll. Ebenfalls in der Pipeline ist das Noor-Atlas-Projekt mit sieben Solarparks, die zusammen auf eine Kapazität von 200 Megawatt kommen. Kapitalanlagen von knapp 280 Millionen Euro sind dafür anvisiert.
Das Königreich will die Erfolge im Bereich der Solarenergie vergolden: Im Rahmen der im Sommer 2020 geschlossenen Kooperationsvereinbarung zwischen Deutschland und Marokko soll grüner Wasserstoff vor Ort produziert und dann exportiert werden. Allgemein, und auch im Bereich der erneuerbaren Energien, wird deutsches Know-how in Marokko wertgeschätzt. Seit 2012 existiert die Deutsch-Marokkanische Energiepartnerschaft (Parema).
Die Power-to-X-Initiative dürfte eine Vielzahl an ausländischen Energieunternehmen auf den Plan rufen. Speichertechnologien werden im Königreich zunehmend an Bedeutung gewinnen. Beispielsweise plant das schwedische Energiespeicherunternehmen Azelio zusammen mit der marokkanischen Jet Energy für die kommenden Jahre die Durchführung von Energiespeicherprojekten in Marokko und im frankophonen Afrika.
Marktchancen für kleine und mittelständische Unternehmen dürften sich durch die Öffnung des Photovoltaikmarktes für die dezentrale Stromversorgung ergeben. Notwendige regulatorische Rahmenbedingungen dafür sind zum großen Teil geschaffen, auch wenn es an der Umsetzung noch hapert. Treibende Faktoren für gewerbliche Einheiten sowie Industriebetriebe sind der wachsende Energiebedarf sowie steigende Stromkosten.
Im privatwirtschaftlichen Sektor ist eine Umstellung auf Solarenergie mittelfristig mit Kosteneinsparungen verbunden. Beispielsweise gilt dies für Landwirte, die ihre Pumpen bislang mit Butangas betreiben. Branchenkennern zufolge hat sich für diese die Umstellung auf Solarpumpen innerhalb von circa zwei Jahren amortisiert.
Seit 2013 läuft das Nationale Programm zur Förderung von solarbetriebenen Pumpen. Dabei kooperieren die Ministerien für Energie und Landwirtschaft, die Agence Nationale pour le Développement des Énergies Renouvables et de l´Éfficacité Énergétique (ADEREE) und der Crédit Agricole-Gruppe. Subventionen erhalten kleine Agrarbetriebe mit einer Anbaufläche von bis zu 5 Hektar.
Ebenfalls setzt Marokko seine Bemühungen zur Elektrifizierung der ländlichen Regionen fort. Dies beinhaltet die Umsetzung der letzten Phase des Programme d´Électrification Rurale Global (PERG).
Das Gesetz 13-09, ergänzt durch das Gesetz 58-15, bietet die Möglichkeit, einen Teil der Eigenproduktion in das Netz einzuspeisen. Sollte die Umsetzung in den kommenden Jahren reibungsloser gestaltet werden, könnten Investoren - auch Kleinbetriebe oder Haushalte -im Bereich Photovoltaik mit größerer Flexibilität agieren. Dies gilt umso mehr, wenn die geplante Einspeisung ins Niederspannungsnetz realisiert wird. Dies dürfte das Potenzial für Kleinprojekte deutlich erhöhen.
Der landwirtschaftliche, kommerzielle und industrielle Bereich wird hauptsächlich von kleineren Unternehmen dominiert und bietet noch ausreichend Marktchancen, auch für Newcomer mit entsprechendem Know-how für innovative Lösungen. Vor allem Industrieunternehmen mit einem hohen Stromverbrauch dürften in Zukunft an einer Umstellung auf Solarenergie interessiert sein. Allerdings werden die Anreize sehr viel höher sein, wenn überschüssiger Strom in das Netz problemlos eingespeist werden kann.
Das Projekt Marokko Solar Home Systems (SHS) ist eine von Masdar geleitete Initiative in Kooperation mit dem Office National de l'Electricité et de l'Eau Potable (ONEE). Es wurde 2018 eingeführt, gewährleistet knapp 20.000 Solaranlagen in über 1.000 marokkanischen Dörfern. Ebenfalls existiert das Programme de développement du marché marocain des Chauffe-eau solaires (Promasol). Dieses beinhaltet zunächst die Installation von 1,7 Millionen Quadratmetern thermischer Solarkollektoren bis zum Jahr 2020.
In Afrika gilt Marokko als Schrittmacher in Sachen erneuerbare Energien und versucht, dort das Tempo für neue Projekte vorzugeben. Dies könnte für im Königreich engagierte Investoren oder Lieferanten ungeahnte Folgeaufträge mit sich bringen. So schaut sich Masen längst in Richtung Süden Nach Projekten um. In der Sahelzone nimmt die Agentur mittlerweile eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung der Initiative Desert to Power ein. Zusammen mit Partnern sollen dort bis zum Jahr 2030 Kapazitäten von insgesamt bis zu 10 Gigawatt an Solarenergie entstehen. Weitere Projekte im Bereich erneuerbarer Energien stehen weiter südlich auf dem Plan.
Projektbezeichnung (Technologie), Standort | Leistung (Megawatt) | Unternehmen | Status | Investitionsvolumen |
---|---|---|---|---|
Solarkraftwerk Foum Al Ouad südlich Tarfaya | 500 | MASEN 1) | Vorstudie | 2.105 |
Noor Midelt IPP Phase 2) | 230 | MASEN 1) | Präqualifikation | 500 |
Noor Tata | 800 | MASEN 1) | Vorstudie, Vergabe 2024 | 500 |
Solar-/PV-Anlage Noor Argana | 200 | ONEE 2) | Vorstudie | 385 |
Noor Atlas PV-Anlage, in Essaouira | Insgesamt 200 (7 Projekte) | ONEE 2) | Präqualifikation | 327 |
Noor PV 2, Phase 1 | Insgesamt 400 (9 Projekte) | MASEN 1) | Präqualifikation | 400 |