Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | Marokko | Wasserstoff

Pläne für Produktion von Wasserstoff konkretisieren sich

Mit ehrgeizigen Bemühungen will Marokko eine grüne Wasserstoffproduktion aufbauen. Deutschland könnte dabei eine bedeutende Rolle spielen.

Von Michael Sauermost | Casablanca

Marokko will sich als Schlüsselakteur für die Entwicklung von grünem Wasserstoff etablieren. Die Nähe zu Europa sowie das Potenzial der erneuerbaren Energien aus Wind und Sonne bieten gute Voraussetzungen. Das Königreich verfolgt weiter das Ziel, bis zum Jahr 2030 insgesamt 52 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen. Momentan entfallen knapp 40 Prozent der installierten Kapazitäten auf erneuerbare Energien. Vor allem in die Solar- und Windenergie wurde investiert. Nun steht die Erzeugung von grünem Wasserstoff im Mittelpunkt.

Wasserstoffsektor soll in drei Stufen entwickelt werden

Die Regierung hat mittlerweile ihren Fahrplan für die nationale Wasserstoffentwicklung bis 2050 skizziert. Die Strategie, die nach ausführlicher Beratung der bilateralen Energiepartnerschaft Partenariat Energétique Maroco-Allemand (PAREMA) entworfen wurde, umfasst den Zeitraum vom Jahr 2020 bis 2050. Sie sieht die Einführung neuer Technologien und den Aufbau von entsprechender Infrastruktur vor.

  1. In der ersten Phase bis zum Jahr 2030 sollen marokkanische Industrieunternehmen verstärkt Wasserstoff in der Produktion einsetzen. Natürliche Wasserstoffressourcen sollen erkundet und der Export von grünen Wasserstoffprodukten vorangetrieben werden.
  2. Im Zeitraum von 2030 bis 2040 könnten die ersten wirtschaftlich tragfähigen Projekte im Bereich Power-to-X, also etwa der Speicherung von überschüssiger Stromproduktion in Wasserstoff, beginnen. Die Ausfuhren von synthetischen Flüssigkraftstoffen stehen im Fokus.
  3. Für die Jahre von 2040 bis 2050 sieht der Plan vor, grünen Wasserstoff in zahlreichen Bereichen einzusetzen: in der Industrie, bei der Wärmeerzeugung, der urbanen Mobilität oder auch im Luftverkehr.

Enge Zusammenarbeit mit IRENA

Im Juni 2021 unterzeichnete das Ministére de l'Énergie, des Mines et de l'Environment eine strategische Partnerschaft mit der International Renewable Energy Agency (IRENA). Die Zusammenarbeit sieht vor, gemeinsame Studien zu grünem Wasserstoff zu erstellen. Ein weiteres Ziel ist es, den Privatsektor möglichst optimal in die Wasserstoffwirtschaft einzubinden. Außerdem sollen Modelle für die Kooperation des öffentlichen und privaten Sektors sowie neue Wertschöpfungsketten entwickelt werden.

Allgemein sieht die Zusammenarbeit zwischen Marokko und der IRENA vor, die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien und die Energieeffizienz im Königreich zu stärken. Des Weiteren wollen die Regierung und die IRENA auch Akteure wie die Coalition for Sustainable Energy Access (CSEA) und die globale Initiative CIP (Climate Investment Platform) einbeziehen, um die Finanzierung von Projekten zu erleichtern.

Verschiedene Power-to-X-Initiativen in der Pipeline

Auf nationaler Ebene hat eine im Jahr 2019 ins Leben gerufene Kommission für die Power-to-X-Technologie den Auftrag, auf verschiedenen Ebenen optimale Rahmenbedingungen zu schaffen. Die Vorhaben sollen bevorzugt als Partnerschaft zwischen öffentlichen und privaten Akteuren umgesetzt werden. Dabei wird Marokko auch in Zukunft auf internationale Finanzierungsmittel angewiesen sein. Als Herausforderung gilt der Aufbau einer Produktions-, Lager- und Exportinfrastruktur sowie einer geeigneten Hafeninfrastruktur. Eine Absichtserklärung zwischen den Behörden der Häfen Tanger Med und Hamburg wurde bereits unterzeichnet.

Mittelfristig soll ein industrielles Netzwerk für die Wasserwirtschaft entstehen. Im 1. Quartal 2021 wurde das GreenH2-Maroc-Cluster eingerichtet. Die Plattform hat unter anderem das Ziel, zur Entstehung eines wettbewerbsfähigen grünen Wasserstoffsektors beizutragen, der auch international konkurrenzfähig ist und Unternehmen aus dem Ausland anlocken soll.

Deutsch-marokkanische Partnerschaft gerät ins Stocken

Deutschland kann bei der Wasserstoffentwicklung in Marokko eine große Rolle spielen. Im Sommer 2020 wurde die "Allianz zur Entwicklung des Power-to-X-Sektors" unterzeichnet. In Kooperation mit der marokkanischen Solarenergieagentur MASEN sowie dem Forschungsinstitut zu erneuerbaren Energien IRESEN soll gemeinsam geforscht und zudem eine industrielle Anlage für die Herstellung von grünem Wasserstoff aufgebaut werden. Langfristig könnte Marokko dann grünen Wasserstoff nach Deutschland exportieren.

Seit März 2021 sind jedoch die deutsch-marokkanischen Initiativen auf Grund diplomatischer Verwicklungen ins Stocken geraten. Die geplanten bilateralen Projekte bedürfen jedoch der politischen Unterstützung, weshalb eine Entspannung der diplomatischen Beziehungen von zentraler Bedeutung ist.

Vorhaben werden präziser

Das bislang größte Projekt für die Produktion von grünen Wasserstoff und Ammoniak wurde unterdessen im Sommer 2021 angekündigt. Dabei handelt es sich um das HEVO Ammonia Project mit einem geschätzten Gesamtinvestitionswert von mehr als 850 Millionen US-Dollar. Das auf Wasserstofftechnologien spezialisierte irische Unternehmen Fusion Fuel Green PLC will das Vorhaben gemeinsam mit der in Griechenland ansässigen Consolidated Contractors Group CCC auf den Weg bringen.

Nach einer Machbarkeitsstudie soll die Produktion im Laufe des Jahres 2022 starten. Bis 2026 wollen die Joint-Venture-Partner durch das Projekt jährlich 183.000 Tonnen grünen Ammoniak erzeugen. Dafür sind nach Aussage der zukünftigen Betreiber 31.000 Tonnen an grünem Wasserstoff erforderlich. Fusion Fuel will den Bedarf mit einem netzunabhängigen Solar-Wasserstoffgenerator (Hevo Solar) abdecken.

Die marokkanische Regierung will entsprechende Industrievorhaben in Marokko unterstützen und ansiedeln. Das Königreich ist einer der weltweit größten Produzenten von Phosphat und besitzt große Vorkommen des für die Düngemittelproduktion wichtigen Grundstoffs. Ammoniak muss jedoch bisher noch importiert werden. Die lokale Produktion der ebenfalls für die Düngemittelherstellung wichtigen Chemikalie könnte langfristig sogar ein lukratives Exportgeschäft werden.

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.