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Branchenbericht Mexiko Arzneimittel, Diagnostika
Mexiko-Stadt (GTAI) - Absatz und Produktion von Arzneimitteln entwickeln sich derzeit schleppend. Mittelfristig sind die Aussichten aufgrund von ernährungs- und altersbedingten Krankheiten aber gut.
06.03.2020
Nach einem schwierigen Jahr 2019 hellen sich die Aussichten für Mexikos Pharmasektor 2020 wieder auf. Umstellungen in der gemeinsamen Großausschreibung des öffentlichen Sektors (Compra Consolidada) hatten im Vorjahr für Unsicherheit und schwächere Umsätze gesorgt. Die Ende Dezember vergebene neue Ausschreibungsrunde soll hingegen problemlos verlaufen, wie das zuständige Finanzministerium beteuert.
Die staatlichen Einrichtungen schrieben dem Volumen nach knapp 4 Prozent mehr Arzneimittel aus, das dafür veranschlagte Budget sank aber um rund 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf umgerechnet 1.022 Millionen US-Dollar (US$). Das dürfte weiter den Absatz von günstigen Generika antreiben, der im öffentlichen System Mexikos bereits einen Anteil an den Gesamtverkäufen von über 80 Prozent hat.
Die Ausschreibungsregeln waren im vergangenen Jahr aufgrund des Verdachts auf Korruption geändert worden. So wanderte die Aufsicht von den öffentlichen Gesundheitsinstitutionen an das Finanzministerium und der Kauf der Produkte wurde von ihrer Distribution getrennt. Marktexperten zufolge ist der neue Rahmen für kleine Anbieter von Vorteil, da die Waren jetzt nur noch an rund zehn Verteilzentren und nicht mehr an die Gesundheitseinrichtungen im ganzen Land geliefert werden müssen.
Zudem haben sich die Zahlungsziele von zuvor 180 bis 360 Tagen auf 60 bis 90 Tage reduziert. Die Ausschreibung 2020 erfolgt auf internationaler Ebene, da in der Vergangenheit Positionen häufig ohne Angebote blieben. Die Ausschreibungsinformationen sind über Compranet, das zentrale Einkaufsportal der öffentlichen Hand, verfügbar.
Neben den überarbeiteten Ausschreibungsregeln gibt es auch an anderer Stelle rechtliche Änderungen, die sich auf den Pharmasektor auswirken. Die Zulassungsbehörde Cofepris (Comisión Federal para la Protección contra Riesgos Sanitarios) führte im September ein neues Tool für die Arzneimittelüberwachung ein, das von den beteiligten Herstellern und Händlern verpflichtend genutzt werden muss. Die VigiFlow genannte Onlineplattform ermöglicht laut der Behörde eine effizientere Verwaltung und Überwachung möglicher Nebenwirkungen und Zwischenfälle im Zusammenhang mit Arzneimitteln.
Ungeachtet der aktuellen Budgetkürzungen im staatlichen Gesundheitssystem sind die Aussichten für die kommenden Jahre gut. Das Analyseunternehmen Fitch Solutions prognostiziert, dass der Umsatz mit Arzneimitteln von derzeit rund 11 Milliarden US$ pro Jahr bis 2027 auf gut 19 Milliarden US$ steigen wird. Das entspräche einer jährlichen Wachstumsrate von 6,2 Prozent.
Vor allem das nach wie vor starke Bevölkerungswachstum und die alternde Gesellschaft treiben die Entwicklung an. Chronische und altersbedingte Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, Gefäßverstopfungen sowie Gebärmutter- und Darmkrebs greifen immer weiter um sich. Entsprechend groß ist das Interesse des Gesundheitsministeriums und der öffentlichen Krankenkassen IMSS (Instituto Mexicano del Seguro Social) und ISSSTE (Instituto de Seguridad y Servicios Sociales de los Trabajadores del Estado) an Medikamenten, welche die Krankheiten am Ausbruch hindern beziehungsweise therapieren können.
Damit bestehen auch weiterhin gute Aussichten für die Importe. Mexiko ist zwar ein wichtiger Pharmaproduzent - sowohl heimische als auch international agierende Konzerne fertigen im Land. Die Herstellung konzentriert sich jedoch auf Generika, wohingegen Patentmedikamente häufig eingeführt werden müssen. Auch wenn Generika dem Volumen nach überwiegen, erzielen die Pharmafirmen 51 Prozent ihres Umsatzes im Land mit Patentarzneien. Generika kommen auf 35 Prozent und OTC-Produkte (Over-the-Counter) auf 14 Prozent.
Indikator | 2016 | 2017 | 2018 *) | 2019 *) | 2020 *) |
Absatz (Mrd. US$) | 9,8 | 10,0 | 10,4 | 11,2 | 11,9 |
Pro-Kopf-Absatz (US$) | 76,8 | 77,6 | 79,3 | 84,5 | 89,1 |
Anteil des Absatzes am BIP (%) | 0,91 | 0,87 | 0,85 | 0,83 | 0,80 |
Anteil des Absatzes an gesamten Gesundheitsausgaben (%) | 15,3 | 14,8 | 14,2 | 13,8 | 13,4 |
*) Prognose
Quelle: Fitch Solutions
Die klareren Ausschreibungsregeln und eine leichte wirtschaftliche Erholung lassen vermuten, dass sich die Arzneimittelproduktion 2020 wieder erholen wird. 2019 war unterdessen ein schlechtes Jahr für Hersteller in Mexiko: Nominal legte die Fertigung in den ersten drei Quartalen des Jahres nur um 0,8 Prozent auf rund 5,2 Milliarden US$ zu. Dabei entwickelten sich Endprodukte besser als die Fertigung von Vorprodukten.
Auch erste Daten über das Produktionsvolumen deuten auf ein durchwachsenes Jahr: Laut den jüngsten verfügbaren Zahlen des Statistikamts Inegi wurden in den ersten beiden Monaten 2019 um rund 5 Prozent weniger Einheiten produziert als im gleichen Vorjahreszeitraum.
Sparte | 2018 | 2019 2) | Veränderung 2019/2018 2) |
Vorprodukte | 618,1 | 366,7 | -21,7 |
Endprodukte | 6.375,3 | 4.878,7 | 3,1 |
Gesamt | 6.993,4 | 5.245,4 | 0,8 |
1) in nominalen Werten; 2) Januar bis September
Quelle: Statistikamt Inegi
Trotz des aktuellen Durchhängers ist Mexiko ein überaus wichtiger Standort für die Arzneimittelfertigung: Rund 400 Hersteller sind im Land tätig - hauptsächlich in der Metropolregion um die Hauptstadt Mexiko-Stadt sowie in den Bundesstaaten Jalisco, Puebla und Morelos. Eine Schwäche ist allerdings die Abhängigkeit von importierten Vorprodukten, die sich in den vergangenen Jahren bei Wechselkurseinbrüchen bemerkbar machte.
Unternehmen | Umsatz 2018 | Veränderung 2018/2017 1) |
Sanofi México | 935,6 | -2,1 |
Bayer 2) | 822,9 | 1,9 |
Genomma Lab Internacional | 638,3 | 1,7 |
Farmacéuticos Maypo | 620,2 | 15,9 |
Pfizer México | 483,1 | -0,7 |
Novartis Farmacéutica | 412,7 | 4,9 |
Roche México | 371,0 | -4,1 |
Merck México | 363,0 | -1,7 |
Boehringer Ingelheim México | 344,8 | 8,5 |
Eli Lilly de México | 218,4 | -6,2 |
Bausch Health México | 211,0 | 6,8 |
AstraZeneca | 200,0 | 9,9 |
Stendhal | 197,8 | 14,6 |
1) Veränderung in nationaler Währung; 2) Angaben für 2017
Quelle: Wirtschaftsmagazin Expansión
Bezeichnung | Internetadresse | Anmerkungen |
Secretaría de Salud Pública | http://www.salud.gob.mx | Gesundheitsministerium |
Instituto Mexicano del Seguro Social (IMSS) | http://www.imss.gob.mx | Sozialversicherung der privaten Arbeitnehmer |
Instituto de Seguridad y Servicios Sociales de los Trabajadores del Estado (ISSSTE) | http://www.issste.gob.mx | Sozialversicherung der Staatsbediensteten |
Asociación Mexicana de Industrias de Investigación Farmacéutica (Amiif) | http://www.amiif.org | Mexikanischer Verband der forschenden Pharmaindustrie |
Cámara Nacional de la Industria Farmacéutica (Canifarma) | http://www.canifarma.org.mx | Nationale Kammer für Pharmazeutika |
Unión Nacional de Empresarios Farmacéuticos (Unefarm) | http://www.unefarm.org.mx | Nationale Union der Pharmahändler |
Weitere Informationen zum Land unter http://www.gtai.de/mexiko