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Branchenbericht Niederlande Gesundheitswesen, übergreifend
Den Haag (GTAI) - Personalmangel sowie fehlender und wenig nachhaltiger Wohnraum für Senioren stellen Herausforderungen für den niederländischen Gesundheitssektor dar.
21.01.2020
Der Gesundheitssektor in den Niederlanden wird nach Einschätzung der ING Bank 2020 mit 2,5 Prozent dynamischer wachsen als die Gesamtwirtschaft (1,5 Prozent). Wachstumstreiber sind steigende öffentliche Ausgaben. Der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) steigt seit Jahren und dürfte 2020 bei 10,6 Prozent liegen (gegenüber 7 Prozent 1990).
Die Sparte Seniorenpflege wächst innerhalb des Gesundheitswesens am dynamischsten. Hier plant die Regierung 2020 Investitionen von rund 500 Millionen Euro (von insgesamt 2 Milliarden Euro bis 2022). Die Mittel sollen vor allem in E-Health, häusliche Pflege und andere Maßnahmen fließen, die es Senioren ermöglichen, so lange wie möglich zu Hause zu wohnen.
Ob die Mittel jedoch komplett ausgeschöpft werden, liegt auch an der Verfügbarkeit von Personal. Die Nachfrage nach Fachkräften im Gesundheits- und Pflegebereich bleibt hoch. Etwa 1,5 Millionen Menschen dürften 2020 im Gesundheitssektor arbeiten. Das entspricht einer Verdopplung innerhalb der letzten dreißig Jahre. Rund 15,5 Prozent aller Arbeitnehmer ist somit in dem Gesundheitswesen tätig.
Eine weitere Herausforderung für die Seniorenpflege ist es, geeigneten Wohnraum zu finden. Obwohl die Regierung verstärkt in die häusliche Pflege investiert, ist die Anzahl der Menschen, die auf Wartelisten für ein Pflegeheim stehen, 2019 um 30 Prozent gestiegen. Aufgrund der demografischen Entwicklung in den Niederlanden und einer rückläufigen Zahl von Pflegeheimen, ist die Nachfrage nach geeignetem Wohnraum hoch. Das Interesse von Investoren wächst, doch laut Angaben von Branchenkennern fehlt es an geeignetem Baugrund für entsprechende Projekte. Eine nationale Taskforce wurde gegründet, um Lösungen zur Beseitigung bestehender Engpässe zu finden.
Aus Kostengründen treibt die niederländische Regierung die hausarztzentrierte Versorgung voran. Das heißt Behandlungen, die nicht unbedingt einen Krankenhausaufenthalt erfordern, sollen künftig ambulant durchgeführt werden. Um entsprechende Anpassungen zu realisieren, wird in Informations- und Kommunikationstechnik sowie E-Health und digitale Patientenakten investiert.
Eine weitere Herausforderung für den Gesundheitssektor stellt das Thema Nachhaltigkeit dar, denn laut Angaben des Forschungsinstituts Gupta ist dieser Bereich für 7 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes im Lande verantwortlich. So weist fast die Hälfte der Gebäude für Langzeitpflege ein schlechtes Energielabel auf. Immer mehr Parteien schließen sich der Initiative Green Deal Duurzame Zorg an. Diese verfolgt unter anderem die Ziele, bis zum Jahr 2030 rund 50 Prozent weniger CO2 zu emittieren und eine verbesserte Abwasseraufbereitung zu gewährleisten. Dabei geht es insbesondere darum, Arzneimittelbestandteile aus dem Abwasser zu filtern.
Für deutsche Unternehmen bestehen gute Möglichkeiten von der steigenden Nachfrage nach E-Health-Lösungen zu profitieren. Genauso können sie ihr Know-how auf dem Gebiet der energetischen Gebäudesanierung einbringen.
Weitere Informationen zu den Niederlanden finden Sie unter: http://www.gtai.de/niederlande