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Branchen | Nigeria | Landwirtschaft

Marktchancen

Die Landwirtschaft ist mittlerweile eine wichtige Säule der nigerianischen Wirtschaft und wird künftig weiter wachsen. Viel Potenzial gibt es in der Viehzucht und im Milchsektor.

Von Corinna Päffgen | Accra

Landwirtschaft gewinnt an Bedeutung

Der Landwirtschaft wird nach jahrelanger Vernachlässigung aufgrund des Erdölbooms ein immer höherer Stellenwert eingeräumt. Die Regierung verfolgt mit verschiedenen Strategien, wie der Agriculture Promotion Policy und dem wirtschaftlichen Entwicklungsplan Economic Recovery and Growth Plan sowie dem Medium Term Expenditure Framework (MTEF) und einer Reihe von Förderprogrammen, das Wachstum des Sektors. Zu den ambitionierten Zielen gehört die Steigerung der Produktion um 50 Prozent in den nächsten zehn Jahren, was wiederum zu der Schaffung von 10 Millionen Jobs und einem Anstieg des Beitrags zum Bruttoinlandprodukt um etwa 50 Prozent auf 30 Prozent führen soll.

Der Sektor ist geprägt von Kleinbauerntum, wobei ein Landwirt im Schnitt über 3 Hektar Land verfügt. Lediglich 8 Prozent der Landwirte betreiben Viehwirtschaft, etwa 3 Prozent sind in der Fischerei und etwas mehr als 1 Prozent in der Forstwirtschaft tätig. Vielen Farmern fehlt es bereits an den Betriebsmitteln wie Saatgut, Dünger etc., sie verfügen über wenig Fachwissen und haben nur schlechten Zugang zu Märkten und Finanzierungsmöglichkeiten.

Förderungen von Kleinbauern und privaten Investitionen

Mit zahlreichen Förderprogrammen wie dem APPEALS (Agro-Processing, Agricultural Productivity Enhancement and Livelihood Improvement Support) und dem Anchor Borrowers´ Programme (ABP) und Initiativen wird versucht, Kleinbauern entsprechend zu unterstützen, indem Betriebsmittel bereitgestellt werden, Fachwissen vermittelt und der Zugang zu Finanzierung sowie die Vernetzung von Kleinbauern mit potentiellen Kunden und Verarbeitern ermöglicht wird.

Darüber hinaus werden Investitionen in den Agrarsektor gefördert. Die Schaffung von sogenannten Staple Crop Processing Zones zielt darauf ab, private Unternehmen für die Verarbeitung von agrarischen Rohstoffen in Gebieten mit hoher Nahrungsmittelproduktion zu gewinnen. Dafür werden entsprechende Steuer- und Investitionsanreize gewährt und eine entsprechende Infrastruktur gewährleistet. Gefördert wird die Initiative mit 500 Millionen US-Dollar (US$) von der Afrikanischen Entwicklungsbank. Zudem gibt es weitere Förderprogramme der Weltbank wie zum Beispiel das Livestock Productivity and Resilience Support Project (L-PRES).

Viele Segmente mit Potenzial

Aufgrund des Bevölkerungswachstums von 2,6 Prozent pro Jahr wird Nigeria laut World Trade Organization (WTO) von derzeit etwa 205 Millionen bis 2050 auf 400 Millionen anwachsen. Entsprechend wird die Nachfrage nach Nahrungsmitteln steigen. Hinzu kommt eine wachsende Mittelschicht, die sich immer bewusster ernährt und zunehmend hochwertige Produkte nachfragt.

Viele Bereiche wie die Weizen- und Reisproduktion aber auch die Fleischerzeugung und Fischproduktion können die Nachfrage noch nicht bedienen. Zwar wurden zahlreiche Importverbote für die Einfuhr wie z.B. von Geflügel, Rindfleisch, Teigwaren und Tomatenkonzentrat erlassen, um die heimische Produktion anzukurbeln, noch sind die Kapazitäten allerdings nicht vorhanden, um die Versorgungslücke zu schließen. Allein die Geflügelbranche kann nur etwa die Hälfte der Nachfrage bedienen, sowohl was die Fleischproduktion aber auch die Eierproduktion angeht. Bis 2030 wird sich nach Schätzungen der FAO (Food and Agricultural Organization) der Fleischkonsum von Geflügel, Rindfleisch, Schweinefleisch und Ziegenfleisch jeweils verdoppeln. Gleiches gilt für den Verbrauch von Milchprodukten und Eiern. Die lokale Fleisch- und Milchindustrie muss investieren, um die derzeitige und vor allem die wachsende künftige Nachfrage bedienen zu können.

Maschinenimporte sind zuletzt gestiegen

Nigeria verfügt über keine nennenswerte eigene Maschinenbauindustrie, sämtliche Maschinen und Geräte müssen deshalb importiert werden.

Etwa 80 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe sind klein, weisen einen geringen Mechanisierungsgrad auf und setzen veraltete Gerätschaften ein. Teure Landmaschinen können sie sich in der Regel nicht leisten. Der Bund und die Bundesstaaten müssen Betriebsmittel wie Düngemittel aber auch den Kauf von Landmaschinen subventionieren. Nach wie vor ist der größte Käufer von Maschinen der Staat. Im Jahr 2018 hat das Federal Ministry of Agriculture and Rural Development (FMARD) einen Vertrag mit dem Traktorhersteller John Deere über die Lieferung von 10.000 Stück unterzeichnet. John Deere betreibt zudem mit dem jungen Unternehmen Hello Tractor eine Traktor-Sharing Plattform, die mithilfe von IoT-Technologie (Internet of Things; Internet der Dinge) Traktorbesitzer und Landwirte verbindet und Traktoren zur Miete anbietet.

Die Importe von Traktoren und Landmaschinen sind 2020 unter den begrenzten finanziellen Möglichkeiten der landwirtschaftlichen Betriebe deutlich gestiegen. Die Einfuhr von Landmaschinen konnte 2020 trotz Coronakrise um fast 20 Prozent zulegen. Die Maschinen kommen in der Regel aus Asien, aber auch aus Deutschland, Spanien und Brasilien. Die Einfuhr von Traktoren hat sich 2020 im Vergleich zu 2019 sogar verdoppelt. Auch hier sind die Hauptlieferländer asiatische Länder sowie die USA, Brasilien und Italien.

Einfuhren von Landmaschinen und Traktoren (in Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent)

2018

2019

2020

Veränderung 2020/2019

Landmaschinen

(HS Code 8433 bis 36)

359,47

438,49

520,42

18,7

Traktoren (HS Code 8701.10, 8701.30, 8701.90)

39,32

34,13

66,86

95,9

Quelle: Trademap, Berechnungen von Germany Trade & Invest

Regierung setzt auf Digitalisierung

Mit der Digitalstrategie für die Landwirtschaft  (Digital Agriculture Strategy) fördert die Regierung die Automatisierung und Digitalisierung in der Landwirtschaft. Noch ist Smart Farming wenig verbreitet, wenn auch die Akzeptanz digitaler Lösungen in den letzten Jahren stark zugenommen hat.

Weitere Informationen zum Thema intelligente Landwirtschaft finden Sie im GTAI-Special "Smart Farming Nigeria".

Zum Interview mit dem Unternehmen Hello Tractor geht es hier.

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