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Branchenbericht Nigeria Solarenergie
Nigerias Solarmarkt bietet enormes Potenzial. Für Lieferanten, Projektentwickler und Investoren gibt es interessante Möglichkeiten in verschiedenen Segmenten.
23.06.2020
Von Corinna Päffgen | Accra
Mit einer Kombination aus günstigen klimatischen Bedingungen, Fördermöglichkeiten und Anreizen sowie steigendem Energiebedarf und dem politischen Ziel, den Anteil erneuerbarer Energien am Strommix zu erhöhen, bieten sich zahlreiche Geschäftschancen. Möglichkeiten gibt es im On-Grid Bereich, wo interessierte Unternehmen an entsprechenden Ausschreibungen und Auktionen teilnehmen können. Besonders viel Potential bietet allerdings der Off-Grid-Markt, der von der Rural Electrification Agency of Nigeria (REA) auf über 9 Milliarden US-Dollar pro Jahr bewertet wird. Interessant für deutsche Messdienstleister ist zudem die Umsetzung der Meter Asset Provider Regulation aus 2018, die die Messdienstleistung in Nigeria liberalisiert und die Abschaffung der Abrechnung erreichen soll, die auf Grundlage eines geschätzten Stromverbrauchs erfolgt. Die ersten Lizenzen wurden 2018 vergeben mit einer Laufzeit zwischen 2-3 Jahren. Das Potential des Marktes wird auf ca. 1,5 Millionen Euro geschätzt.
Nigeria hat verschiedene Anreize geschaffen, um grüne Energie zu fördern. So können bestimmte IPPs, die Technologien für erneuerbare Energien einsetzen, für einen Zeitraum von 5 Jahren eine Befreiung von der Einkommensteuer erhalten. Die nigerianische Industriebank hat zudem eine Kreditfazilität in Höhe von 16,5 Millionen US-Dollar für die Unterstützung von Solarprojekten geschaffen. Daneben fördern verschiedene Geber und Entwicklungsbanken den Ausbau von Solarenergie.
Der Markt für Großprojekte kommt nicht richtig in Gang. Obwohl in Nigeria die Möglichkeit der Einspeisung des Stroms gegen eine Vergütung (Feed-in-Tariffs) existiert, gibt es wenig On-Grid-Solaranlagen. Die in 2016 unterzeichneten PPAs mit 14 IPPs für utility-scale Projekte, die aufgrund von Unstimmigkeiten über die Einspeisetarife und Erteilung von Risikogarantien nicht zum finanziellen Abschluss kamen, wurden bis dato nicht realisiert.
Aufgrund der Versorgungsengpässe sind bereits jetzt viele Unternehmen auf eine Eigenversorgung angewiesen. Größte Abnehmer von Solarstrom sind hier produzierende Unternehmen, Banken und Shopping Malls. Hier bieten sich Mini- oder Micro-Grids an, zudem vor allem der Einsatz von PV-Diesel-Hybridanlagen. Beliebt ist auch hier der Abschluss von PPAs mit IPPs, die über einen Zeitraum von mehreren Jahren über ein Abonnementmodell einen Abnehmer mit Strom beliefern.
Auch in der Agrarwirtschaft kommen bereits erfolgreich PV-Diesel-Hybridanlagen zum Einsatz, beispielsweise für den Betrieb von Verarbeitungsanlagen. Zudem besteht ein großer Bedarf an solarbetriebenen Wasserpumpen. Für Anbieter interessant können auch Krankenhäuser, Universitäten, Schulen und Kirchen sein, die oftmals über die entsprechenden finanziellen Mittel verfügen.
Das Interesse von Privathaushalten steigt stetig, beliebt sind vor allem Aufdachanlagen und Pico-Systeme. Damit sich die Kunden die für sie teuren Anlagen leisten können, bieten viele Unternehmen Solarlösungen auf PAYG-Basis (Pay-as-you-go) an.
Ungefähr 50 Prozent der nigerianischen Bevölkerung ist derzeit nicht an das nationale Stromnetz angeschlossen. Ziel der Regierung ist die Erreichung einer Elektrifizierungsrate von 75 Prozent bis 2025. Mit Hilfe von Mitteln der Afrikanischen Entwicklungsbank sowie Weltbank hat Nigeria eine Elektrifizierungsinitiative (Nigeria Electrification Project - NEP) ins Leben gerufen, die die Versorgung von 250.000 kleinen und mittleren Unternehmen sowie 1 Millionen Haushalten mit zuverlässigen Strom vorsieht. Dabei bietet der NEP Zuschüsse für Mini-Grids, SHS-Systeme (Standalone-Solar System), technische Hilfe und ein Trainingsprogramm für Universitäten an, die mit Solarenergie versorgt werden und im Umgang mit erneuerbaren Energien geschult werden.
Ein weiteres Förderinstrument für erneuerbare Energien sind Green Bonds. Nigeria hat als erstes afrikanisches Land in 2017 für 29,7 Millionen Euro grüne Staatsanleihen emittiert, um die Treibhausgasemissionen zu senken und klimafreundliche Projekte zu finanzieren. In 2019 wurden erneut Green-Bonds ausgegeben, diesmal mit einem Volumen von 42 Millionen Dollar.
Projektbezeichnung (Technologie), Standort | Leistung (MW) | Unternehmen | Status | Investitionsvolumen |
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General Electric in Borno, Kebbi, Nassarawa, Niger, Taraba (PV) | 100 | General Electric | Geplant 2016 | k.A. |
Solar Mini-Grid Anlagen, verschiedene Standorte | 20 | Green Village Electricity (GVE) | Geplant bis 2022 | k.A. |
Tulip Cocoa Processing Plant Ijebu, Ogun State (PV) | 2,35 | Solarcentury | Fertiggestellt 2018 | k.A. |
Usuma Dam Solar Power Plant Abuja (PV) | 1,2 | Japan International Cooperation Agency (JICA) | Fertiggestellt 2017 | k.A. |
Bayero University Kano State (PV) | 1 | Enerwhere | Fertiggestellt 2018 | k.A. |
Solar Hybrid Mini-Grid Anlagen Kuka und Shimankar Shendam, Plateau State | 0,15 | Green Village Electricity (GVE) | Im Bau | k.A. |
Solar Hybrid Mini-Grid Ijebu in Ogun State | 0,1 | ACOB Lighting Technology | Im Bau | k.A. |
Solar Mini-Grid Anlagen Demshin und Angwan Rina in Shendam, Plateau State | 0,1 | Green Village Electricity (GVE) | Fertiggestellt 2018 | 0,681 |