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Branchen | Oman | Unternehmensgründungen

Omans Start-up-Ecosystem entwickelt sich

Bislang ist in Oman die Start-up-Szene noch relativ überschaubar. Aber es ist derzeit viel Bewegung zu beobachten. Die Regierung versucht, die Entwicklung zu forcieren.   

Von Robert Espey | Dubai

Zur Verminderung der Abhängigkeit vom Öl- und Gassektor bemüht sich Oman um eine stärkere Diversifizierung der Wirtschaft. Zu den Hoffnungsträgern gehört der SME-Sektor (Small and Medium Enterprises), der aktuell zu 15 bis 20 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt und einen Anteil an der Gesamtbeschäftigung von etwa 60 bis 70 Prozent haben dürfte.

Wirtschaftskrise erzeugt Existenzgründerwelle

Nach Angaben des nationalen Statistikamtes lag die Zahl der im Mai 2021 bei der für den SME-Sektor zuständigen Authority for Small and Medium Enterprises Development (Riyada; gegründet 2013) registrierten SME bei 53.166. Dies war innerhalb von zwölf Monaten ein Zuwachs um 20 Prozent.

Die krisenbedingt schwindenden Chancen auf einen gut bezahlten und sicheren Arbeitsplatz im öffentlichen Sektor dürfte insbesondere unter den Hochschulabsolventen den Trend zu Unternehmensgründungen befördert haben. Neben den allgemeinen Unterstützungsmaßnahmen für SME gibt es mittlerweile für das noch relativ überschaubare omanische Start-up-Ecosystem interessante Förderangebote.

Staatsfonds bieten Know-how und Investitionskapital an

Die 2016 gegründete Technology Investment Management Company LLC (Oman Tech Fund/OTF) ist ein staatlicher Fonds zur Förderung omanischer Start-ups im Technologiesektor. Dem Sovereign Wealth Fund Institute (SWFI) zufolge verfügt der Fonds über ein Kapital von 150 Millionen US-Dollar (US$). Nach SWFI-Angaben ist Omans großer staatlicher Investmentfonds, die Oman Investment Authority, mit 17 Milliarden US$ ausgestattet.

Der OTF formuliert als Ziele, in Oman eine wissensbasierte Wirtschaft und den IKT-Sektor zu entwickeln. Dazu werden drei Fördermaßnahmen angeboten: Techwee-Programm, Wadi-Programm, Jasoor-Venture-Programm. Das Techwee-Programm richtet sich an Start-ups in der Pre-Seed-Phase. Es besteht aus einem dreimonatigen Trainingsangebot, der Vermittlung von Mentoren und einer finanziellen Förderung (Investition) in Höhe von 50.000 US$. Der OTF wird mit 7 Prozent am Start-up beteiligt. Das Trainingsprogramm wurde 2020 auf neun Monate verlängert.

Befindet sich ein Start-up in einer Phase, wo die Erfolgsaussichten besser einzuschätzen sind, kann im Rahmen des Wadi-Programms neben Training und Mentoren eine Förderung von 100.000 bis 150.000 US$ gewährt werden (OTF-Unternehmensanteil: 7 Prozent). Ein schon erfolgreiches Start-up ist ein Kandidat für das Jasoor-Programm mit einem Venture-Capital-Engagement des OTF von 0,5 Millionen bis 3 Millionen US$.

Der OTF hat 2020 Fördermittel von 3,8 Millionen US$ vergeben. Die Gelder verteilten sich auf 59 Maßnahmen des Techween- und 30 Maßnahmen des Wadi-Programms. Die genannte Zahl der geförderten Unternehmen würde allerdings eine Investitionssumme von mindestens 5,95 Millionen US$ erfordern. Offensichtlich gibt es auch Start-ups in den Techween- und Wadi-Programmen, in die der OTF nicht investiert. Das OTF hat 2020 an 123 Tagen Workshops veranstaltet und etwa 2.100 Gespräche mit Mentoren organisiert.

Eine weitere Quelle für Venture Capital ist die staatliche IDO Investments, die ein Zweig der Oman Investment Authority ist. Aufgabe von IDO Investments ist der Erwerb von Beteiligungen an in- und ausländischen Technologiefirmen, die Produkte und Dienstleistungen anbieten oder entwickeln, die für Omans wirtschaftliche Entwicklung relevant sind beziehungsweise zukünftig wichtig werden könnten.

Aktuell ist IDO Investments an 17 Firmen beteiligt, darunter sind aber nur fünf omanische Unternehmen (eMushrif IoT/AI Solutions, Carzaty Online Car Sales, Innovation Technical Solution/Nibras Digital Oilfield Platform, Akeed Food Delivery, Aphcarios Engineering Solutions). Die ausländischen Beteiligungen befinden sich in den USA, im Vereinigten Königreich, in Singapur, in der Schweiz und in den Niederlanden. 

Ausbildung und Beratung durch das SAS Centre for Entrepreneurship

Das Ministerium für Transport, Kommunikation und Informationstechnologie hat das SAS Centre for Entrepreneurship zur Unterstützung von Technologie-Start-ups eingerichtet, vor allem aus dem IKT-Sektor. Es gibt eine enge Kooperation mit der Information Technology Authority.

Das SAS bietet ein dreijähriges Inkubator-Programm an. Die breite Palette der Fördermaßnahmen reicht von vielfältigen Ausbildungs- und Beratungsangeboten bis zur Kontaktvermittlung. Es werden aber keine Investitionsmittel bereitgestellt. Nach Abschluss des Programms können Dienstleistungen des Centers gegen Gebühren in Anspruch genommen werden.

In Zusammenarbeit mit Google führt das SAS mehrwöchige Accelerator-Programme durch. Am Ende können sich die Teilnehmer virtuell möglichen Investoren präsentieren. Gemeinsam mit dem OTF-Techween-Programm wurde 2020 ein zwölfwöchiges Accelerator-Programm für Start-ups aus dem Bereich Cybersecurity veranstaltet. Im SAS Inkubator-Programm wurden 2020 insgesamt 24 Start-ups betreut, 23 nahmen an Accelerator-Maßnahmen teil. Von 17 Start-ups, die 2020 Präsentationen für Investoren durchgeführt haben, konnten zwei Investoren gewinnen.

Private-Venture-Capital-Firma beteiligt sich an lokalen Unternehmen

Phaze Ventures ist ein omanisches Venture-Capital-Unternehmen, das in Technologiefirmen investiert und derzeit Beteiligungen an vier lokalen Firmen (eMushrif, Carzaty, PhazeRo, Akeed) und vier ausländischen hält. Das Unternehmen kooperiert mit dem staatlichen Öl- und Gassektor, insbesondere mit Petroleum Development Oman (PDO) und OQ, einer staatlichen Holding mit Schwerpunkt im Öl-, Gas- und Petrochemiesektor.

Gemeinsam mit PDO und der internationalen SparkLabs Group betreibt Phaze Ventures den SparkLabs Energy Accelerator. Die am Accelerator-Programm teilnehmenden Start-ups erhalten einen Kostenzuschuss von 26.000 US$ und haben die Chance auf eine Kapitalbeteiligung von 260.000 US$. Phaze Ventures hat 2020 die "OmanX Challenge" veranstaltet. Hier sollten Start-ups Software-Lösungen für Probleme unter anderem bei PDO und OQ entwickeln. Der Gewinner war das FinTech Start-up Mamun AI.

Kontaktadressen

Organisation/Unternehmen

Anmerkungen

Ministry of Transport, Communications and Information Technology

Für die Entwicklung des IKT-Sektors zuständiges Ministerium

Oman Technology Fund (OTF)

Staatlicher Fonds zur Förderung von Technologie-Start-ups

SAS Centre for Entrepreneurship

Inkubator- und Accelerator-Angebote (gehört zum Ministry of Transport, Communication and Information Technolgy)

IDO Investments

Staatlicher Investitionsfonds für innovative Produkte und Dienstleistungen (gehört zur Oman Investment Authority)

Phaze Ventures

Privates omanisches Venture-Capital-Unternehmen

Oman Startup Hub

Internet-Plattform (eine Initiative von IDO Investments)

Authority for Small and Medium Enterprises Development (Riyada)

Für den SME-Sektor zuständige Behörde

Information Technology Authority (ITA)

Zuständige Behörde für die Entwicklung der IT-Infrastruktur

Knowledge Oasis Muscat (KOM)

Staatlicher Technologiepark


Eine omanische Erfolgsgeschichte: eMushrif

Das 2016 gegründete Unternehmen eMushrif gehört zu den interessantesten Playern in der omanischen Start-up-Szene. Investoren stellten 2019 Kapital in Höhe von 1 Million US-Dollar (US$; Pre-Series A Funding) bereit und Ende 2020 weitere 2,3 Millionen US$ (Series A Funding). Investoren sind staatliche Akteure (IDO Investment, Oman Tech Fund), Phaze Ventures und zwei ausländische Unternehmen (Dubai Technology Entrepreneur Campus, Dividend Gate Capital/Bahrain). Kredite hat der staatliche SME Rafd Fund bereitgestellt.

Das Unternehmen entwickelte zunächst IoT-Anwendungen für die Überwachung und Kontrolle von Schulbussen (Produktbezeichnung: Saar) und eine App zur Anwesenheits-/Zeiterfassung (Watad). Die Covid-Epidemie nutzte eMushrif, um neue Geschäftsfelder zu erschließen.

Personen, die in Oman unter Quarantäne stehen, tragen jetzt eine eMushrif Handfessel (Rased). Für die verpflichtende Buchung von zugelassenen Quarantäne-Hotels hat eMushrif eine Internet-Plattform (Sahala) eingerichtet.

Das Start-up setzt auf regionale Expansion. Schon 2019 wurde ein Start-up in Kuwait aufgekauft (My Route, Smart Public Transportation). Es folgte im Juni 2021 die Übernahme eines ägyptischen Start-ups (Tareeqi, Schulbus-Tracking-Systeme).


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