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Elektronikindustrie rechnet mit schneller Erholung

Die Branchenfirmen auf dem Archipel können aufatmen. Nach einem schwierigen Jahr 2020 soll es nun wieder deutlich aufwärts gehen.

Von Alexander Hirschle | Taipei

Die philippinische Elektronikindustrie soll 2021 nach Schätzungen des Fachverbandes SEIPI (Semiconductor and Electronics Industries in the Philippines) um mindestens 7 Prozent wachsen. Sie kann dabei vom globalen Nachfrageüberhang nach Chips und dem wieder anziehenden Bedarf in der verarbeitenden Industrie profitieren, unter anderem in den Bereichen Konsumgüter, Fahrzeuge und Medizintechnik.

Im 1. Quartal 2021 stieg der Umsatz der Branche sogar um 8,9 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode an. Die Regierung geht davon aus, dass die Elektronikindustrie wieder ihre Funktion als Wachstumsmotor des verarbeitenden Sektors und eine zentrale Rolle bei der Erholung der Konjunktur einnehmen kann.

Lieferketten bereiten Sorgen

Sorgen bereiten dem Fachverband allerdings noch Störungen in den Lieferketten, die durch den Mangel an Halbleitern, Vorprodukten und Ausrüstungen bedingt sind. Vor allem bei der Montage, dem Testen und Verpacken von Halbleitern - die Bereiche, auf die sich die philippinischen Branchenfirmen konzentrieren - könnten so die Möglichkeiten eingeschränkt sein, auf massive Nachfragesteigerungen zu reagieren. Ebenso hätten sich die Reiserestriktionen im Zuge der Lockdowns negativ auf den Sektor ausgewirkt, da Ingenieure aus dem Ausland kaum mehr ins Land kamen. Nur falls die Probleme in den Lieferketten baldmöglichst bereinigt würden, könne bei der Produktion der philippinischen Elektronikindustrie am Jahresende 2021 wieder das Vorkrisenniveau von 2019 erreicht oder gar überschritten werden – so die Einschätzung des Fachverbandes.

SEIPI erwartet vom Elektroniksektor neben seiner Rolle als Wachstumsmotor auch starke Impulse für die anstehende digitale Transformation der philippinischen Wirtschaft. Der Fachverband versucht die Branchenfirmen mit verschiedenen Programmen zu unterstützen, wie etwa bei der Identifizierung von Wachstumstechnologien und –produkten sowie der Verbesserung der sektorspezifischen Ausbildung. Das Industrieressort DTI (Department of Trade and Industry) wiederum plant, über die „Inclusive Innovation Industrial Strategy“ Elemente von Industrie 4.0 in der Branche zu implementieren.

Coronapandemie traf philippinische Wirtschaft schwer

Im vergangenen Jahr hatte der Sektor stark unter den Auswirkungen der Coronakrise gelitten. Die Philippinen rutschten in die schwerste Rezession seit Jahrzehnten ab. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) war 2020 real um fast 10 Prozent implodiert und dürfte absolut betrachtet frühestens 2022 wieder das Vorkrisenniveau von 2019 erreichen. Ursächlich für die Talfahrt waren die wegbrechende globale Nachfrage wie auch der massive Lockdown, den die Regierung zur Bekämpfung der Pandemie angeordnet hatte und der bis heute in Teilen anhält. Durch die eingeschränkte Mobilität mussten zahlreiche Firmen ihre Produktion herunterfahren, da die Beschäftigten zum Teil nicht an ihre Arbeitsplätze kamen. Darüber hinaus gingen die Investitionen in den mit Sonderkonditionen ausgestatteten Förderzonen der Philippine Economic Zone Authority (PEZA) zurück, in denen auch zahlreiche Elektronikfirmen angesiedelt sind. Nach Einschätzung des Fachverbandes dürften Mitte 2021 allerdings schon wieder alle Branchenfirmen mit voller Auslastung gearbeitet haben.

Elektronikindustrie soll Aufschwung ankurbeln

Der Elektroniksektor gilt als eine der zentralen Säulen der philippinischen Industrie und ist stark exportorientiert. Die Branche zeichnete im 1. Quartal 2021 für 61 Prozent der gesamten Ausfuhren des Landes verantwortlich. Die Elektronikexporte waren im Krisenjahr 2020 um 5,2 Prozent auf 38 Milliarden US$ zurückgegangen. Im 1. Halbjahr 2021 erholten sie sich wieder: Sie stiegen um 18,5 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode auf 20,3 Milliarden US$.

Hauptabnehmer war Hongkong mit einem Anteil von 21 Prozent, gefolgt von den USA (14 Prozent), China (13 Prozent), Japan (8 Prozent) und Singapur (7 Prozent). Die Branchenimporte beliefen sich 2020 auf 26,6 Milliarden US$, was einem Rückgang von 6,7 Prozent entsprach. Daraus ergab sich ein deutliches Handelsbilanzplus für den Sektor in Höhe von 11,4 Milliarden US$. Auch die Einfuhren feierten in den ersten sechs Monaten 2021 ein Comeback mit einem Plus von 24,3 Prozent auf 14,7 Milliarden US$.

Gemäß Analysen von SEIPI zählen 73 Prozent der Industrie zum Bereich Halbleiter (SMS, Semiconductor Manufacturing Services). Die restlichen 27 Prozent der Branche fertigen andere Elektronikprodukte (EMS, Electronics Manufacturing Services) – darunter etwa Büro- und Telekommunikationsausrüstungen, Konsumelektronik, Kontrollinstrumente, medizinische Erzeugnisse sowie Produkte für Photovoltaik und die Kfz-Industrie. Die Branchenfirmen konzentrieren sich in vier Hauptregionen: Metro Manila, Calabarzon, Nord- und Zentral-Luzon sowie in Cebu.

Gute Standortfaktoren könnten Wachstum beflügeln

Der Verband geht davon aus, dass die Branche künftig von den positiven Standortfaktoren des asiatischen Landes profitieren und einen starken Wachstumskurs einschlagen kann. So werden unter anderem die guten Englischkenntnisse und das hohe Ausbildungsniveau der Beschäftigten als Pluspunkte genannt. Darüber hinaus verfügten die Philippinen über einen großen Pool an Nachwuchskräften mit jährlich 500.000 Graduierten. Ebenso können Elektronikfirmen von der Mitgliedschaft der Philippinen in der ASEAN (Association of Southeast Asian Nations) und der günstigen geographischen Lage des Landes profitieren.

Allerdings gibt es auch Nachteile, wie etwa im regionalen Vergleich überproportional hohe Strom- und Arbeitskosten. Außerdem gilt die Logistik aufgrund der zum Teil entlegenen Landesteile und Inseln als anspruchsvoll und kostspielig.

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