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Branchen | Polen | Groß- und Einzelhandel

Einzelhandel setzt zunehmend auf kleinere Handelszentren

Der Umfang der jährlich übergebenen Flächen bleibt stabil. Die Umsätze im Einzelhandel steigen. 

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Der Trend geht in Polen weiterhin zu kleineren Einkaufszentren und Handelsparks, die aus mehreren Gebäuden bestehen. Solche Parks haben sich dank großzügiger Freiflächen besonders in Pandemiezeiten bewährt. Mit großen Shopping Malls ist das Land dagegen bereits gut ausgestattet. Der größte Teil der Handelsflächen entfällt auf Warschau. Bei der Fläche pro 1.000 Einwohner liegt Lublin mit Abstand vorn. Das Schlusslicht bildet die Stadt Łódź (Lodsch).

Handelsflächen in Polen im Frühjahr 2021

Stadt

Gesamtfläche 1)

pro 1.000 Einwohner 2)

Warszawa (Warschau)

1.758,3

658

Górny Śląsk (Oberschlesien)

1.179,9

562

Gdańsk-Sopot-Gdynia

(Danzig-Zoppot-Gdingen)

832,5

778

Wrocław (Breslau)

709,5

859

Poznań (Posen)

703,6

824

Kraków (Krakau)

582,0

542

Łódź (Lodsch)

489,4

513

Lublin

394,1

1.161

Szczecin (Stettin)

335,4

601

Bydgoszcz (Bromberg)

229,5

662

Białystok

214,9

722

Kielce

157,8

812

Toruń (Thorn)

144,6

719

Radom

128,2

609

Częstochowa (Tschenstochau)

119,9

547

1) in 1.000 Quadratmeter; 2) in QuadratmeterQuelle: Immobilienfirma Colliers 2021

Die Bauentwicklungsfirmen legen bei Einkaufszentren den Fokus auf Kleinstädte mit höchstens 100.000 Einwohnern. Die derzeit gebauten Objekte verfügen jeweils über weniger als 30.000 Quadratmeter vermietbarer Fläche. Drei Viertel von ihnen befinden sich nicht in der Nähe von Ballungszentren oder Großstädten. Im Jahr 2021 sollen laut der Immobilienfirma Colliers 250.000 bis 300.000 Quadratmeter Mietfläche hinzukommen.

Bau kleinerer Handelsparks

Das Ergebnis fiel im 1. Quartal 2021 mit nur 30.000 Quadratmetern übergebener Fläche jedoch noch schwach aus, wie die Immobilienfirma CB Richard Ellis (CBRE) ermittelte. Viele Betreiber warteten mit der Eröffnung, bis die pandemiebedingten Beschränkungen mit Wirkung vom 4. Mai 2021 aufgehoben wurden. Daraufhin waren die Handelszentren besonders stark frequentiert.

Ein Beispiel für eine im Mai neu eröffnete Fläche ist das umgebaute und um 5.500 Quadratmeter auf 23.000 Quadratmeter erweiterte Designer Outlet Warszawa in Warschau. Das Designer Outlet Gdańsk in Danzig und das Designer Outlet Sosnowiec in Sosnowitz sollen ebenfalls ausgebaut werden, wie der Geschäftsführer des Wiener Outlet-Betreibers ROS Retail Outlet Shopping, Thomas Reichenauer, mitteilte.

Derzeit befinden sich landesweit 280.000 Quadratmeter Handelsfläche im Bau. Dabei handelt es sich laut CBRE zu 73 Prozent um kleine Objekte, vor allem Handelsparks mit einer Fläche von maximal 20.000 Quadratmetern. In 17 Prozent der Fälle werden bestehende Einkaufskomplexe erweitert. Nur 10 Prozent betreffen den Neubau größerer Objekte.

Die Bautätigkeit blieb 2020 trotz der Coronakrise und den damit einhergehenden Schließungen von Shopping Malls stabil. Laut Colliers wurden annähernd 260.000 Quadratmeter neue Flächen in Handelszentren übergeben, in etwa so viele wie 2019. Auf die Bautätigkeit wird sich die Coronakrise laut Expertenmeinung erst mit einer gewissen Verzögerung auswirken. So dürften 2022 immerhin 200.000 bis 250.000 Quadratmeter fertiggestellt werden, 2023 jedoch nur 150.000 bis 200.000 Quadratmeter. 

Umsätze im Einzelhandel steigen wieder

Die Einzelhandelsumsätze begannen sich bereits vor der Wiedereröffnung der Handelszentren Anfang Mai 2021 zu erholen. In den ersten vier Monaten 2021 konnten sie den Rückgang der Monate Januar bis April 2020 laut dem Statistischen Hauptamt GUS kompensieren. Besonders dynamisch war im Frühjahr 2021 nach kräftigen Einbrüchen die Nachfrage nach Kfz und Bekleidung, Textilien, Schuhen. Weitere Zuwächse sind zu erwarten. So stiegen die Einzelhandelsumsätze im Mai 2021 laut GUS real um 13,9 Prozent gegenüber Mai 2020, darunter die nach Kfz um 51,2 Prozent und die nach Bekleidung, Textilien, Schuhen um 46,1 Prozent. 

Veränderung der Einzelhandelsumsätze in Polen (in Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, feste Preise) *)

2019

2020

Januar bis April 2020

Januar bis April 2021

Insgesamt

5,4

-3,1

-5,8

6,4

Möbel, Haus-, Audio-, Videogeräte

14,6

4,7

  -4,7

12,6

Nahrungsmittel, Getränke, Tabakwaren

0,9

-1,9

-2,8

1,7

Medikamente, Kosmetika, Orthopädiebedarf

6,7

-1,6

0,6

-1,4

Printmedien, andere Fachgeschäfte

4,3

-4,3

-12,0

4,7

Sonstiges

0,7

-9,4

-7,3

-3,3

Brennstoffe

2,5

-9,9

-9,4

-3,7

Textilien, Bekleidung, Schuhe

8,4

-15,3

-26,8

19,0

Kfz, Krafträder, Teile dafür

8,1

-12,3

-21,9

27,9

Nicht-spezialisierte Geschäfte

9,9

k.A.

k.A.

k.A.

*) spezialisierte Unternehmen mit mindestens zehn BeschäftigtenQuelle: Statistisches Hauptamt GUS, monatliches Bulletin vom 26.05.2021

E-Commerce im Auftrieb 

Die Kunden kehrten zwar im Mai 2021 in Scharen in die Handelszentren zurück, der Onlinehandel bleibt aber auf dem Vormarsch. Das Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC) veranschlagt die Onlineumsätze 2020 auf 18,7 Milliarden Euro (auf Złoty-Basis +36 Prozent zu 2019). PwC rechnet damit, dass sich die Umsätze im Onlinehandel bis 2026 nahezu verdoppeln werden. Anfang 2021 waren in Polen rund 44.500 Onlineshops registriert. PwC zufolge werden 2021 besonders die Produktkategorien Haus und Garten, Elektronik und Medien, Bekleidung und Schuhe sowie Kfz online nachgefragt.

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